8 Jazz-Akkordfolgen, die jede*r Musiker*in kennen sollte
Jazz-Akkordfolgen mögen einem sehr komplex erscheinen.
Septakkorde, erweiterte Harmonik und Voicings sind Konzepte, die nicht gerade einfach zu verstehen sind.
Doch wenn du dich bereits mit Dreiklängen und grundlegenden Akkordfolgen auskennst, wirst du auch mit der Jazz-Harmonik keine Probleme haben.
Wenn du erstmal die üblichen Jazz-Akkordfolgen kennst, wird dir das buchstäblich die Ohren öffnen und du wirst sie in vielen verschiedenen Genres finden, besonders in Hip-Hop und Lo-Fi.
Aus diesem Grund werde ich hier die gängigsten Jazz-Akkordfolgen auflisten, die du unbedingt kennen solltest.
Diese Akkordfolgen liefern dir außerdem ein solides Fundament, von dem aus du die Welt des Jazz erkunden kannst.
Ich werde alle Akkordfolgen mit ihren römischen Ziffern und Akkordsymbolen in C-Dur auflisten.
Warum Jazz-Akkordfolgen lernen?
Auch wenn Jazz nicht dein Hauptgenre ist, kannst du, indem du diese Akkordfolgen lernst, dein musikalisches Vokabular erweitern.
Falls dein Songwriting an einem kreativen Tiefpunkt angelangt ist, ist es immens hilfreich, neue musiktheoretische Konzepte zu lernen.
Außerdem haben moderne Genres wie R&B und Neo-Soul tiefe musikalische Wurzeln in den harmonischen und melodischen Traditionen des Jazz.
Moderne Genres wie R&B und Neo-Soul tiefe musikalische Wurzeln in den harmonischen und melodischen Traditionen des Jazz.
Sobald du ein paar Jazz-Akkordfolgen gelernt hast, wirst du feststellen, inwiefern diese zeitlosen Muster für alle Musiker*innen unumgänglich sind.
Die 8 besten Jazz-Akkordfolgen
Hier sind die besten Jazz-Akkordfolgen, die du als Anfänger*in lernen solltest.
Zwei-fünf-eins
Die Zwei-fünf-eins-Progression findet man in fast jedem Jazz-Song. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des Genres und wird häufig dazu eingesetzt, um die Musik zu verschiedenen tonalen Zentren zu lenken oder eine Phrase in einer Wende zu beenden.
1. Dur-Zwei-fünf-eins: ii – V7 – I
Die Dur-Zwei-fünf-eins beinhaltet den zweiten und fünften Akkord ihrer Dur-Tonart.
Miles Davis’ Komposition “Tune-up” ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man mit Zwei-fünf-eins verschiedene tonale Zentren erreichen kann.
Die Harmonie verändert sich im Laufe des Songs von D-Dur zu C-Dur zu H-Dur, indem die mit ihnen verwandten Zwei-fünf-eins-Progressionen genutzt werden.
2. Moll-Zwei-fünf-eins: ii – V – i
Die Zwei-fünf-eins-Progression findet man in fast jedem Jazz-Song.
Moll-Zwei-fünf-eins ist wie Dur-Zwei-fünf-eins, mit dem Unterschied, dass die Akkorde aus der Moll-Tonleiter stammen.
Dementsprechend verfügt der ii-Akkord häufig über eine Quinte mit b und der V-Akkord über eine None mit b.
Im wunderschönen Jazz-Standard “Alone Together”, der von Howard Dietz und Arthur Schwartz geschrieben wurde, kommen Moll-Zwei-fünf-eins-Progressionen überall vor.
Sie wird sogar eingesetzt, um am Ende von Abschnitt A zur Parallel-Dur-Tonart zurückzukehren. Die Parallel-Dur-Tonart in diesem Song ist D-Dur.
Der Turnaround
Der Turnaround ist eine Erweiterung der Zwei-fünf-eins-Progression. Man findet ihn häufig am Ende eines Songabschnitts, wo er das Ende unterstreicht.
Und auch ganze Songs basieren auf dem Turnaround. Es gibt eine bestimmte Form im Jazz, die in vielen Songs benutzt wird und die sich “Rhythmuswechsel” nennt. Dabei wird der Turnaround als Abschnitt A benutzt.
Rhythmuswechsel haben ihren Ursprung in “I’ve Got Rhythm” von George Gershwin.
‘Rhythm changes’ originated from George Gershwin’s tune “I’ve Got Rhythm.”
3. Dur-Turnaround: I – vi – ii – V – I
Wie bei der Zwei-fünf-eins-Progression auch, stammen die Akkorde des Turnarounds aus der Ausgangstonart.
Der tolle Song “Oleo” von Sonny Rollins ist ein beliebter ‘Rhythmuswechsel’-Song. Seine Akkorde werden schneller gespielt als man sie zählen kann.
4. Moll-Turnaround: i – VI – ii – V – i
Der Moll-Turnaround ist wie die Moll-Zwei-fünf-eins-Folge und der Dur-Turnaround.
Mit dem Unterschied, dass der VI-Akkord jetzt ein Dur-Akkord ist, der aus der Moll-Tonleiter stammt. Im Fall von C-Dur bekommt man so Ab major 7.
Dominantakkordfolgen
Akkordfolgen müssen nicht immer in der gleichen Tonart bleiben. Im Jazz können Dominantakkorde zu eng verwandten Tonarten führen.
Sie können zudem vollkommen alleine existieren, wodurch sich die Harmonie von jeglichem tonalem Zentrum vollkommen entfernt.
5. Sekundärdominante: I – V/ii – ii – V – I
Sekundärdominanten sind Akkorde außerhalb der Ausgangstonart, die in einer V-I-Beziehung zu den Akkorden in einer Akkordfolge stehen.
Mit Hilfe von Sekundärdominanten kann deine Musik zeitweise in eine andere Tonart wechseln, bevor sie wieder zur Ausgangstonart zurückkehrt.
Sie eignen sich super, um deinen Akkordfolgen ein unerwartetes Element hinzuzufügen.
In diesem Beispiel haben wir einen A7-Akkord, der zufällig mit dem V-Akkord aus D-Moll übereinstimmt.
Direkt vor Abschnitt B von Duke Ellingtons “Take the A Train” kommt eine Sekundärdominante vor, die einen nahtlosen Übergang zwischen den Abschnitten A und B sicherstellt.
Dadurch bewegt sich die Harmonie von C-Dur zur eng verwandten Tonart F-Dur.
6. Vorübergehender verminderter Akkord: I – #Io7 – ii – V
Vorübergehende verminderte Akkorde helfen beim Übergang von einem Akkord zum nächsten mit Hilfe einer chromatischen Bewegung im Bass.
Vorübergehende verminderte Akkorde helfen beim Übergang von einem Akkord zum nächsten.
Die meisten verminderten Akkorde agieren in einer Dominant-Funktion. In diesem Beispiel unterscheidet sich der verminderte C#-Akkord nicht allzu sehr von der Sekundärdominante A7.
Wenn du dir die Noten von beiden Akkorden im Vergleich anschaust, wirst du feststellen, dass sie sich sehr ähnlich sind:
A7: A C# E G
C#dim7: C# E G A#
Diese Akkordfolge findest du am Anfang des beliebten Jazz-Standards ‘Have you met Miss Jones?’.
7. Die Quintenzirkel-Akkordfolge
C:| III7 E dominant 7 | VI7 A dominant 7 | II7 D dominant 7 | V7 G dominant 7
Die Quintenzirkel-Akkordfolge funktioniert so, dass jeder Akkord in absteigenden Quarten oder Quinten den Quintenzirkel durchläuft.
In dieser Akkordfolge bleiben die Akkorde Dominanten und kreisen durch den Zirkel.
Die Bridge in der Rhythmuswechsel-Form benutzt die Quintenzirkel-Akkordfolge. Man kann die zyklische Harmonie gut in den Bebop-Melodien von Charlie Parker hören:
8. 12-Takt-Blues
Der Jazz-Blues ist eine weitere Akkordfolge, die ausschließlich Dominantakkorde benutzt.
Der Jazz-Blues ist eine weitere Akkordfolge, die ausschließlich Dominantakkorde benutzt.
Sie beinhaltet häufig viele Akkordsubstitutionen, die auf der oben gezeigten Skelett-Form basieren. Das b7 in jedem Akkord trägt zu diesem bluesigen Sound bei.
Aus diesem Grund funktioniert es so gut im Jazz-Blues, wenn man die Blues-Tonleiter zum Improvisieren benutzt.
Bei der Veränderung mitspielen
Jazz ist eine völlig andere Welt der Musik.
Die Harmonik kann ganz schön komplex werden und das Improvisieren ist nicht gerade einfach.
Doch wenn du die hier vorgestellten Akkordfolgen kennst, hast du schon eine solide Grundlage, von der aus du mehr lernen kannst.
Du solltest diese Akkordfolgen in drei Tonarten üben. Und wenn du sehr ehrgeizig bist, kannst du sie auch mit Hilfe des Quintenzirkels in allen Tonarten üben!
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