Und du dachtest, du hättest schon alles ausprobiert.
Wenn du „Songwriting-Tipps“ googelst, erhältst du innerhalb von 0,86 Sekunde knapp 100.000 Ergebnisse. Das sind ganz schön viele Tipps.
Und weißt du was? Die meisten davon werden dir höchstwahrscheinlich kein Stück weiterhelfen, weil das Schreiben von Songs ein extrem persönlicher Prozess ist.
Die folgenden Tipps sind allerdings von der speziellen Sorte. Sie haben vor allem dich und deine Ideen im Blick. Sie schaffen dir Zeit, damit du dich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren, experimentieren und deine Songs perfektionieren kannst. Es geht darum, in dich hineinzuhören, um wahre musikalische Schätze zu bergen.
Es könnte passieren, dass Leute in deinem Umfeld dich fragen, ob bei dir alles in Ordnung ist — die Tipps führen zu eher seltsamem Verhalten.
Aber sie funktionieren. Denn sie haben insbesondere dich und deine Ideen im Blick. Hier sind unsere 10 absurden Songwriting-Übungen, die deine Songs auf den richtigen Weg bringen.
1. Lass 5 Radios auf einmal laufen
Diese Übung solltest du besser machen, wenn du alleine zu Hause bist. Oder, sollte jemand anderes zu Hause sein, zumindest die Lautstärke runterdrehen. Deine Freund/innen werden sich auf jeden Fall wundern, was bei dir los ist.
Aber es funktioniert tatsächlich! Tom Waits nutzt diese Technik bekanntermaßen während seines Schaffensprozesses. Er schaltet ein paar Radios ein und hört insbesondere an den Stellen genau hin, wo sich interessante Überschneidungen ergeben.
Auf diese Weise entdeckst du interessante Entwicklungen und Melodien. Stell dir das Ganze wie Sampling vor.
Diese Art des absurden Komponierens ist eine Form von aleatorischer Musik — das ist Musik, bei deren Komposition gewisse Teile dem Zufall überlassen werden. So kommt die Inspiration in Gang.
Wenn es für Tom Waits funktioniert hat, ist es auf jeden Fall einen Versuch wert. Dreh also alle Radios auf, hör gut hin und achte auf die interessanten Überschneidungen.
2. Schau ganz lange aus dem Fenster
Das kleine Zimmer, in dem ich Musik mache, hat ein Dachfenster. Der Ausblick ist ziemlich begrenzt — außer einem kleinen blauen Rechteck und der gelegentlich vorbeiziehenden Wolke, ein paar Vögeln oder Flugzeugen gibt’s nicht viel zu sehen.
Aber ich glaube, dass mir dieses kleine blaue Rechteck mehr über meinen eigenen Schaffensprozess verraten hat als jede Anleitung, jeder Ratgeber oder jede Gebrauchsanweisung. Es lässt mich klar denken.
Es muss nicht mal ein Fenster sein. Nur etwas Beruhigendes, das man anstarren kann. Wie ein tropisches Aquarium oder ein gutes Kunstwerk.
Wenn du heutzutage ein bisschen Ruhe und Zeit nur für dich haben willst, musst du dich regelrecht losreißen von all den ultra-schnellen Ablenkungen, die ständig auftauchen (Computer, Smartphone etc.).
Wenn du das aber erstmal geschafft hast, kannst du dir deinen eigenen Raum zum Schreiben schaffen.
Oder glaubst du etwa, Brian Wilson hat ‚Good Vibrations‘ geschrieben, während er gleichzeitig eine E-Mail beantwortet, ein Uber bestellt, seine Plays auf SoundCloud überprüft und irgendwas über’s Wetter getweetet hat?
Wohl eher nicht.
3. Sag einen ganzen Tag lang kein einziges Wort, sondern höre einfach nur zu
Lege ein temporäres Schweigegelübde ab. Das wird Wunder für deine Songwriting-Skills wirken.
Ein kompletter Tag ist vielleicht ein bisschen lang. Außerdem musst du spätestens dann sprechen, wenn es daran geht, die alles zum Beben bringenden, dem Gehirn des Genies entsprungenen Lyrics niederzuschreiben.
Aber es ist kein Geheimnis, dass Stille gut für einen ist. Schon eine stille Stunde am Morgen reicht vollkommen aus, um das Gehirn neu zu starten.
Sprechen ist eine extrem komplexe Aufgabe für unser Gehirn. Für kurze Zeit darauf zu verzichten, wird dir beim Schreiben behilflich sein.
In dieser Zeit der Stille werden sich tief verborgene Erinnerungen und Gefühle ihren Weg zurück in dein Bewusstsein bahnen und dir das Material für großartige Songs liefern.
Also mach eine Pause vom täglichen Gequassel und versuch’s mal mit Stille, nur für kurze Zeit. Lass dein Gehirn sprechen und die Inspiration finden, die du suchst.
4. Setze dir ein absurdes Zeit-Limit
Wusstest du, dass Sia Rihannas Hit „Diamonds“ innerhalb von nur 14 Minuten geschrieben hat? Sie hat den Beat gestartet, und schon sind ihr die Lyrics zugeflogen. Alleine in den USA hat der Song 5 Platinum-Auszeichnungen bekommen.
Die Waage der Zeit ist schwer ins Gleichgewicht zu bringen. Zu viel Zeit kann dazu führen, dass du am Ende alles verschlimmbesserst. Zu wenig Zeit bedeutet, dass du gar nichts zustande bringst.
Besser ist’s, du setzt dir einfach ein gewisses Limit. Am allerbesten ist es, wenn dir dieses Limit weniger Zeit als gewöhnlich einräumt.
Enge Grenzen zu setzen hilft dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, mehr Songs zu schreiben und den Arbeitsprozess generell etwas zu entschlacken. Und je häufiger du das machst, desto besser wirst du darin.
Probier’s aus und lass deine Songs im goldenen Licht des Genies erstrahlen.
5. Öffne deine Pianorolle. Schnapp dir das Stiftwerkzeug kritzel MIDI-munter drauf los
Als ich im Kindergarten war, habe ich es geliebt, mir mehrere Buntstifte zu schnappen und mit allen gleichzeitig rumzukritzeln. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum ich damit aufgehört habe.
Naja, genau genommen mache ich das heute eigentlich immer noch – nur mit meiner DAW.
Wenn ich dabei bin, einen Beat zu bauen, öffne ich häufig meinen MIDI-Editor, lade ein Instrument hoch, schnapp mir das Stiftwerkzeug und füge hier und da einfach ein paar Noten hinzu. Wenn ich fertig bin, hör ich mir das Ganze an und achte dabei auf die glücklichen Zufälle.
Meistens sind 90% davon schlecht. Aber die restlichen 10% sind dafür umso inspirierender. Schnapp dir dementsprechend dann und wann deine DAW und lass das Kind in dir ein wenig spielen.
6. Halte dich knapp bei den Lyrics
Ein super Tipp, wenn du nicht weiterkommst: KOMM ZUM PUNKT.
Wenn es ums Songwriting geht, ist es immer ratsam, alles eher einfach zu halten. Was leichter gesagt als getan ist. Dazu musst du skrupellos sein.
Mach’s wie die Beatles. Ihr Song ‚Love Me Do‘ besteht aus exakt genau 19 Wörtern und trotzdem ist er nach wie vor ein absoluter Kultsong.
Jede/r Songwriter/in sollte sich in Einfachheit üben. Sie sorgt nicht nur dafür, dass deine Songs fesselnd und eingängig sind, sondern dass Andere sich mit ihnen identifizieren können.
7. Ziehe einen Schlussstrich
Unendlichkeit existiert. Eine leere DAW ist Beweis genug dafür. Es gibt unendlich viele VST-Plugins, unendlich viele Effekte, und man kann alles Möglich auf ewig noch weiter bearbeiten. Unendlichkeit ist allerdings nicht immer eine gute Sache. Manchmal ist es besser für dein Songwriting, wenn du dich auf eine gewisse Menge an Equipment beschränkst.
Fang mit einer Liste an, auf der du strikt festhältst, was genau du an Equipment benutzen willst. Auf diese Weise kommen dir die Ideen viel leichter, als wenn du dich ständig zwischen Millionen von Optionen entscheiden musst.
Es mag seltsam klingen, aber Einschränkungen können zu mehr Kreativität beitragen, da du so mit dem, was dir zur Verfügung steht, zurechtkommen und es auf deinen Sound zuschneiden musst.
Außerdem lernst du so die Tools, mit denen du arbeitest, in- und auswendig, weil du das Äußerste aus ihnen herausholen musst.
8. ZEerschnippel deine Lyrics in tausende Teile
Der Autor William S. Burroughs hat eine Schnitttechnik kreiert, die ihm beim Schreiben geholfen hat.
Nur er hat keine Songs geschrieben, sondern Bücher.
Sein Konzept eignet sich jedoch auch super fürs Songwriting. Es ist ziemlich simpel. Schreib einfach ein paar Wörter, die dir gerade einfallen, auf einen Zettel, schneide sie aus und ordne sie zu neuen Ideen an.
Es müssen nicht mal richtige Wörter sein. Es können auch Akkorde, Noten, Melodien, Bilder oder Sonstiges sein – was immer für dich am besten funktioniert.
David Bowie hat bekanntermaßen auf diese Weise einige seiner größten Hits geschrieben. In dieser BBC-Doku erklärt er seine eigene Schnitttechnik:
9. Belohne dich
Immer wenn Brian Wilson Probleme beim (u.a.) Schreiben von Songs hatte, wurde er angeblich für jeden fertigen Song mit Cheeseburgern belohnt.
Dieses Belohnungssystem ist ziemlich extrem. Aber die Idee dahinter ist recht clever. Songs zu schreiben, ist hart.
Belohne dich, wenn du es geschafft hast.
Wenn du ein bestimmtes Instrument im Auge hast oder ein neues Spielzeug für dein Studio brauchst, dann nimm dir vor, erst 5 Songs zu schreiben, bevor du ernsthaft daran denken kannst, es dir anzuschaffen.
Somit hält das Gefühl der Zufriedenheit noch lange nach der Fertigstellung des Tracks an, auch wenn das allein sich schon ziemlich gut anfühlt.
10. Der Mozart-Effekt
Nein, ich werde im Folgenden nicht vorschlagen, dass du dir Mozart anhörst und dann einfach das machst, was er gemacht hat. Das wäre Schummeln, richtig?
Es gibt einen anderen Grund, warum du dir Mozart anhören solltest. Forschungen haben ergeben, dass es sich positiv auf deine Konzentration auswirkt, wenn du dir Mozart anhörst.
Es beeinflusst dein raumzeitliches Denken, was im Grunde nichts Anderes bedeutet als Konzentration. Wenn du deine Session mit ein bisschen Mozart startest, kurbelt das dein Gehirn an.
Genau das Richtige, um ein paar gute Songs zu schreiben. Sich ein paar Phrasen oder Melodien von ihm abzuschauen, kann auch nicht schaden… solange du daraus dein eigenes Ding machst!
Es ist normal, dass man manchmal nicht weiterkommt
Songs fliegen einem meistens nicht einfach so zu.
Manchmal muss man härtere Geschütze auffahren, um sie hervorzukitzeln.
Erweitere dementsprechend deinen Horizont und zapfe die beste Songwriting-Quelle überhaupt an:
Dich selbst.