4 Sampling-Mythen, die in die Vergangenheit gehören
Die Wahrheit über den Einsatz von Samples.
Bei Samples ging es schon immer um Kreativität und musikalische Innovation. Sie sind wichtige Tools, insbesondere dann, wenn man ein wenig kreativen Treibstoff für die DAW braucht.
Doch es gibt so viele Fehlinformationen in Hinblick auf Samples, dass man schnell zu dem Schluss kommt: lieber bleiben lassen. Es ist Zeit, mit ein paar der Unwahrheiten, die im Zusammenhang mit Samples im Umlauf sind, ein für allemal aufzuräumen.
Wir haben 4 gängige Sampling-Mythen zusammengestellt, die deine Kreativität behindern, und schauen uns an, was wirklich dran ist.
Mythos Nr. 1: Sampling bedeutet, dass man die Musik Anderer benutzt
Sampling muss nicht unbedingt in deinem Computer stattfinden. Es muss nicht einmal bereits aufgenommene Musik sein. Die Außenwelt strotzt nur so vor Klängen, die aufgenommen werden können – Parks, Straßen, die U-Bahn, Flughäfen und deine eigene Wohnung.
Ein Beweis gefällig? Das Album Around the House (1998) von Matthew Herbert besteht aus haufenweise Klängen, die er, nun ja, in seinem Haus aufgenommen hat!
Also hol dein Smartphone raus und leg los mit dem Aufnehmen! Die meisten Smartphones haben eine eingebaute Recording-App.
Falls du hochwertigere Samples willst, solltest du darüber nachdenken, dir ein tragbares Aufnahmegerät anzuschaffen.
Hier sind drei Modelle unter 200€, die eine Überlegung wert sind:
Stelle dir Aufnahmequalität auf 44,1kHz oder 48kHz und 24-bit ein. Nimm stets verlustfreie Formate auf: WAV oder AIFF.
Sei kreativ beim Aufnehmen! Niemand hat die Rechte an den Vögeln in deinem Garten inne. Sampling muss nicht heißen, dass man Teile aus der Musik von jemand anderem nimmt.
Du solltest daher alles samplen und somit die Welt in ein riesiges Sample-Pack verwandeln!
Wenn du ein paar gute Samples eingefangen hast, kannst du dir unsere Anleitung zum richtigen Sampling durchlesen. So holst du das Meiste aus den saftigen, frisch eingefangenen Klängen heraus.
Mythos Nr. 2: Gute Samples kosten Geld
Alle, die behaupten, dass gutes Samples viel Geld kosten, liegen falsch.
Heutzutage gibt es haufenweise gemeinfreier Sample-Packs, die man kostenlos nutzen kann. Hier sind drei Anlaufstellen für qualitativ hochwertige kostenlose Sample-Packs:
Sample-Packs kommen in vielen Formen und Farben daher. Es gibt eins für so ziemlich jeden Stil und Geschmack.
Selbst namhafte MusikerInnen produzieren kostenlose Sample-Packs. Sie stellen einen tollen Weg dar, etwas zurückzugeben und Anregungen für neue Musik zu geben.
Zum Beispiel hat der kanadische House-Produzent Project Pablo ein kostenloses Sample-Pack für Wavy erstellt. Schnapp dir sein kostenloses Packund lege los mit dem Chopping.
Mythos Nr. 3: Sampling ist immer illegal
Hast du schonmal was von Creative Commons (CC) gehört?
Das ist eine wachsende Community aus KünstlerInnen (inklusive MusikerInnen), die eine Alternative zum Copyright anbieten. Leute können sich dazu entscheiden, ihre Arbeit mit einer CC-Lizenz zu vertreiben.
Wenn ein Song die Lizenz Sampling Plus 1.0 hat, kannst du ihn kostenlos samplen. Super.
So kannst du ihn zerteilen, remixen und samplen, solange du die UrherberInnen erwähnst. Dabei darfst du nicht vergessen, dass die Nutzung dieser Samples nur zu nicht-kommerziellen Zwecken erlaubt ist (du darfst damit kein Geld verdienen).
Und so findest du Klänge mit der Lizenz Sampling Plus 1.0:
- Gehe zu FreeSound.org
- Erstelle einen kostenlosen Account
- Gib einen Suchbegriff ein und drücke die Eingabetaste
- Wähle unter ‘License’ den Begriff ‘Sampling+’ aus, sodass dir nur die Klänge mit einer Sampling-Plus-Lizenz angezeigt werden. Viel Spaß!
Auch gemeinfreie Songs liefern prima Samples. Doch die legalen Eigenschaften können von Song zu Song unterschiedlich sein. Daher solltest du, wenn du etwas findest, stets wissen, worauf genau du dich einlässt.
Ganz wichtig: Es ist fast immer illegal, die Musik von jemand anderem zu samplen, selbst wenn du damit ein Mixtape machst, das du kostenlos vertreibst.
Der Urheber/die Urheberin hat stets das Recht zu verlangen, dass du den Song mit seine/ihren Samples entfernst (viele machen sich diese Mühe nicht, doch du solltest trotzdem stets vorsichtig mit dem Sampling sein).
Mythos Nr. 4: Es ist legal, nur ein paar Sekunden eines Songs zu verwenden
Zu guter letzt ein Aufruf zur Vorsicht.
Mikro-Samples sind winzige Abschnitte aus der Musik einer anderen Person. Ein paar Sekunden oder sogar weniger. Es kann sogar sein, dass sie unkenntlich sind.
Ein offensichtliches Beispiel für Mikro-Sampling ist der folgende Track von Akufen:
Viele denken, die Nutzung von Mikro-Samples sei legal, doch das stimmt nicht.
Egal, welchen Abschnitt du aus einem bestehenden Musikstück nimmst und wie lange dieser Abschnitt ist, du musst die Nutzung des Samples stets mit dem Urheber/der Urheberin abklären.
Doch es gibt eine Lösung für das Problem: Sample einfach deine eigenen Aufnahmen! Hol dir jemanden, der die Vocals beisteuert und nimm das Ganze auf. Und behandle die Aufnahme dann wie ein Sample. Verändere den Pitch. Nimm es auseinander. Loope es, indem du es kopierst und denselben Abschnitt mehrmals einfügst.
Lass dich von diesem House-Knaller von Norma Jean Bell inspirieren:
Vergiss die Mythen
Das Sampling führt dich auf dünnes Eis.
Die meisten Gesetze mögen nicht der Realität der heutigen Musik entsprechen, doch zu wissen, was wahr und was ein Mythos ist, macht dich zu einem besseren Producer/einer besseren Producerin.
So kannst du selbstbewusster samplen, da du weißt, dass deine Kreativität nicht mit einer Klage bestraft wird.
Falls du die Musik von jemand anderem benutzt, musst du dir die Erlaubnis der Person sowie die legale Freigabe einholen. Falls das nicht klappt, solltest du kreativ werden und die Klänge in deiner Umgebung aufnehmen, um sie anschließend wie Samples einzusetzen.
Beim Sampling geht es eher darum, die musikalische Komponente in gewissen Klängen wahrzunehmen und sie dir zu eigen zu machen.
Du solltest daher stets dein Aufnahmegerät parat haben und bereit sein, die Welt zu samplen.
Vergiss die Mythen, kenne dir Regeln und finde stets einen Weg, sie zu umgehen.
Verpasse keinen Post aus dem LANDR Blog