Was ist Timbre in der Musik? Klangfarbe und -textur erklärt
Jeder Sound, den du in deiner Musik verwendest, verfügt über seinen ganz eigenen Charakter. Egal ob er aus einem VST, Sample-Pack oder Audio-Interface stammt, die Eigenschaft, die einen Ton einzigartig macht, ist seine Klangfarbe bzw. Timbre.
Klangfarbe ist ein Grundkonzept der Musik, das sich auf alles auswirkt – vom Sound-Design bis hin zum Arrangement und Mischen.
Bei einem so fundamentalen Thema ist es nicht einfach zu entscheiden, wo man anfangen soll.
In diesem Artikel erkläre ich dir, was Klangfarbe ist, und zeige dir, inwiefern sie für deinen Workflow relevant ist.
Was ist Klangfarbe in der Musik?
Klangfarbe bzw. Timbre ist – wie der Name bereits verrät – die Farbe oder Textur eines Tons. Sie ist die Eigenschaft eines Klangs, die dafür sorgt, dass du unterschiedliche Instrumente, die dieselbe Note spielen, unterscheiden kannst.
Klangfarbe ist schwierig zu erklären, da sie sich aus vielen unterschiedlichen Mechanismen der Wahrnehmung von Musik zusammensetzt.
Nichtsdestotrotz ist es vorteilhaft zu verstehen, was zwei Töne voneinander unterscheidet, da du so besser Entscheidungen bezüglich der Sounds in deiner Musik treffen kannst.
Klangfarbe ist schwierig zu erklären, da sie sich aus vielen unterschiedlichen Mechanismen der Wahrnehmung von Musik zusammensetzt.
Woraus setzt sich die Klangfarbe eines Tons zusammen?
Es gibt fünf grundlegende Charakteristiken, die zur Klangfarbe eines Tons beitragen.
Ich gehe sie im Folgenden durch und erkläre dir, wie sie funktionieren.
Schallleistung vs. Tonalität
Es ist einfach, einen Beckenschlag und eine Synth-Melodie voneinander zu unterscheiden, richtig? Der eine ist perkussiv und laut, die andere ist reichhaltig und anhaltend mit einem deutlichen Tonhöhenschwerpunkt.
Der größte Unterschied zwischen den beiden ist die Eigenschaft der Tonhöhe.
Wenn du die Tonhöhe eines Klangs deutlich als einen Buchstaben des musikalischen Alphabets hörst, ist er periodisch. Das bedeutet, dass sich das Grundmuster der Wellenform dauerhaft in der gleichen Form wiederholt.
Denken wir z.B an eine reguläre Rechteckwelle, wie du sie eventuell in deinem Synth benutzt, um eine Hauptmelodie oder einen Bass-Klang zu erzeugen.
Selbst wenn du ihre Frequenz oder Amplitude veränderst, bleibt ihre Form gleich.
Das Gegenteil dazu ist ein aperiodischer Klang, wie z.B. ein Beckenschlag.
Selbst wenn du mit dem Becken einen anhaltenden Ton erzeugen würdest, würde sich das Grundmuster seiner Wellenform nie wiederholen.
Würden wir uns die Wellenform durch ein Oszilloskop anschauen, würde sie mit ihren unvorhersehbaren Spitzen und Tiefen recht beliebig aussehen.
Je aperiodischer ein Klang, desto geräuschintensiver (höhere Schallleistung) und unharmonischer klingt er.
Nichtsdestotrotz sind aperiodische Klänge in der Musik unabdingbar. Geschlagene Percussioninstrumente wie Snares und Hi-Hats sind aperiodisch – und moderne Musik ohne diese beiden Elemente ist unvorstellbar!
Das Gleichgewicht zwischen Schallleistung und Tonalität in einem Klang ist eine der Eigenschaften, die einem sofort auffällt.
Das Gleichgewicht zwischen Schallleistung und Tonalität in einem Klang ist eine der Eigenschaften, die einem sofort auffällt.
Oberwellengehalt
Jeder komplexe Klang – periodisch und aperiodisch – besteht aus Grundfrequenzen und Obertönen, die über diesen Grundfrequenzen mitschwingen.
Das Zusammenspiel der Grundfrequenzen und der Obertöne sorgt für den allgemeinen Klang.
Das Muster, die Struktur und die Intensität der Obertöne eines Sounds machen einen Großteil seiner Klangfarbe aus.
Wenn die Obertöne eines Klangs in regelmäßigen Intervallen über seiner Grundfrequenz erscheinen, ist er harmonisch. Wenn die Obertöne willkürlich über die Grundfrequenz hinweg verteilt sind, ist er unharmonisch.
Dichte harmonische Obertöne tragen zur Reichhaltigkeit und Tonalität eines Klangs bei.
Zum Beispiel: Der liebliche, resonante Ton einer gestrichenen Cello-Saite ist ein hoch harmonischer Klang mit vielen harmonischen Obertönen.
Die Eigenschaften der Obertöne eines Klangs sowie ihre Intensität beeinflussen dessen Klangfarbe immens.
Der Anfang eines Tons
Die ersten Momente eines Klangs sind extrem wichtig in Hinblick darauf, wie dein Gehirn seine Klangfarbe wahrnimmt.
In der Tontechnik werden diese kurzen “Explosionen” am Anfang eines Klangs Transienten genannt.
Transienten sind wichtig in Hinblick auf die Mechanismen in deinem Gehirn, die dir dabei helfen, den Ursprung eines Klangs zu identifizieren.
Transienten sind wichtig in Hinblick auf die Mechanismen in deinem Gehirn, die dir dabei helfen, den Ursprung eines Klangs zu identifizieren.
Diese Mechanismen haben sich höchstwahrscheinlich entwickelt, um Gefahren schnell erkennen und rechtzeitig reagieren zu können.
Die Transienten eines Klangs können aperiodisch sein, auch wenn der Rest des Klangs über eine periodische Struktur verfügt.
Das bedeutet, dass die ersten Momente eines Klangs dessen allgemeine Klangfarbe komplett verändern können.
Hüllkurven
Die Amplituden-Hüllkurve eines Klangs beschreibt, wie sich seine Intensität mit der Zeit entwickelt.
In der Synthese kann eine Hüllkurve auf sämtliche Parameter eines Patches angewandt werden, doch am häufigsten wird sie mit dem Verstärker gepaart, um die Lautstärke zu regeln.
Zum Beispiel: Eine langsame Attack eines atmosphärischen Pad-Sounds bedeutet, dass er sanft aufgebaut wird, bevor er seine volle Lautstärke erreicht.
Und auch “echte” Klänge verfügen über eine Amplituden-Hüllkurve. Manche Klänge sind hart und verklingen schnell, wohingegen andere sich schrittweise aufbauen und anhalten, bis sie ausklingen.
Hüllkurven geben deinem Gehirn zudem Hinweise bezüglich des Ursprungs eines Sounds, dementsprechend sind sie ein wichtiger Faktor für die Klangfarbe.
Warum solltest du dich für die Klangfarbe interessieren?
Die klanglichen Eigenschaften, die die Klangfarbe beeinflussen, finden sich überall in der Musikproduktion.
Doch sie sind für bestimmte Schritte in deinem Workflow besonders wichtig.
Hier sind die drei häufigsten Probleme, die Musikproduzent*innen im Zusammenhang mit der Klangfarbe haben:
1. Sound-Design
Sound-Design mag einem wie ein trockener, sehr technischer Begriff erscheinen, doch tatsächlich ist es Teil der meisten Workflows.
Falls du jemals schon ein Synth-Pad bearbeitet, deine Samples manipuliert oder einen Sound mit Hilfe von Audioeffekten verändert hast, hast auch du bereits Sound-Design betrieben.
Das Manipulieren der Klangfarbe ist ein wesentlicher Bestandteil des Sound-Designs. Jedes Mal, wenn du einen Sound erzeugst oder modifizierst, musst du dich mit dessen klangfarblichen Eigenschaften auseinandersetzen.
Lies dir unseren Leitfaden zum Thema Sound-Design durch, falls du dich tiefer mit diesen Verfahren auseinandersetzen möchtest.
2. Arrangement
Das Arrangement ist die Struktur und Organisation von Klängen in einer Komposition.
Welche Instrumente oder Klänge sollen welche Rolle in deinem Song übernehmen? In welchen Bereichen sollen sie angesiedelt sein und inwiefern sollen sie miteinander agieren?
Das Arrangement deines Songs zu erstellen bedeutet, dass du diese Entscheidungen an der richtigen Stelle triffst.
Das Endergebnis wirkt sich extrem auf die Klangfarbe aller Elemente sowie die allgemeine Textur des Songs aus.
Manche Instrumente und Synth-Patches verfügen beispielsweise über einen komplett anderen Ton, wenn laute, akzentuierte Passagen gespielt werden.
Andere klingen unterschiedlich, je nachdem ob sie in tiefen oder hohen Registern gespielt werden.
Manche Elemente in deinem Mix können sogar neue Eigenschaften annehmen, wenn sie mit anderen Elementen gemischt werden.
Achte darauf, wie sich Klangfarben verändern und entwickeln, wenn du das Arrangement deines Songs erstellst.
3. Mixing
Beim Mischen geht es darum, die verschiedenen Klangfarben deiner unterschiedlichen Spuren in einem einzigen Mix zu vereinen. Beim Mischen kreierst du einen ausgewogenen Sound, in dem jedes Element deutlich zu hören ist.
Tools wie Kompression, EQ und Hall werden beim Mischen eingesetzt, um Veränderungen an der Klangfarbe individueller Spuren vorzunehmen.
Behalte die einzelnen Komponenten der Klangfarbe beim Mischen im Hinterkopf, um eine objektivere Sicht auf die Sounds, mit denen du arbeitest, zu bekommen.
Behalte die einzelnen Komponenten der Klangfarbe beim Mischen im Hinterkopf, um eine objektivere Sicht auf die Sounds, mit denen du arbeitest, zu bekommen.
Sticht die aggressive Transiente eines Klangs zu sehr hervor? Sorgt seine Hüllkurve dafür, dass er so schnell verklingt, dass er nicht gehört werden kann?
Solche Probleme können mit Hilfe von Kompression behoben werden.
Wie sieht’s mit der Ausgewogenheit in den Oberschwingungen aus? Wird ein bestimmter Dynamikbereich zu stark betont? Hier kommt EQ ins Spiel.
Viele Mixing-Prozesse beeinflussen auf diese Weise die Klangfarbe.
Lies dir unseren Mixing-Leitfaden für Anfänger*innen durch, um zu erfahren, wie diese Verfahren zusammen einen Mix kreieren.
Klangfarbe und -textur
Um sachkundige Entscheidungen bezüglich der Sounds, mit denen du in deiner Musik arbeitest, treffen zu können, musst du verstehen, was Klangfarbe ist.
Das Thema mag einem am Anfang etwas akademisch erscheinen, doch die Grundeigenschaften eines Klangs sind in jeder Phase der Entstehung eines Songs von Bedeutung.
Sofern du es bis ans Ende dieses Artikels geschafft hast, verfügst du über solide Grundkenntnisse, was Klangfarbe angeht, und kannst diese in deinen Workflow einbauen.
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