Wie du Sample-Packs kreativ einsetzt, um deinen ganz eigenen Sound zu entwickeln
Achtung, Untertreibung: Das Universum der Sample-Packs ist groß… Dank kostenloser Sample-Packs ist so ziemlich jeder vorstellbare Sound in nur wenigen Klicks zu haben.
Und da immer mehr Leute Musik digital produzieren, sind Samples zum wichtigen Bestandteil der Musikproduktion geworden.
Doch leider haben Samples nach wie vor einen schlechten Ruf…
Manche Producer sind der Ansicht, dass alle Sounds, mit denen man arbeitet, mit ‘echten’ Instrumenten aufgenommen sein sollten, was auch vollkommen in Ordnung ist. Es ist unglaublich toll und macht viel Spaß, seine eigenen Sounds mit dem eigenen Equipment aufzunehmen.
Doch wenn man sich dem Sampling komplett verwehrt, geht einem dadurch ein komplettes Universum kreativer Tools durch die Lappen. Sampling ist für alle Producer nützlich, egal in welchem Genre man arbeitet.
In diesem Artikel zeige ich dir, inwiefern das Sampling mehr sein kann als das simple Einfügen eines Samples in irgendeine Spur, und wie du dir Samples anhand simpler, jedoch effektiver Verfahren zu eigen machen kannst.
Im Folgenden findest du kreative Strategien, die dir dabei helfen, das Meiste aus deinen Sample-Packs herauszuholen und deinen Sound einzigartig zu machen, ganz egal, mit welcher Klangquelle du arbeitest.
Sampling ist für alle Producer nützlich, egal in welchem Genre man arbeitet.
1. Manipuliere deine Samples mit Effekten
Die simpelste und einfachste Strategie für Samples besteht darin, sie anhand von Audioeffekten zu bearbeiten. Selbst simple Effekte wie Hall, Delay oder Tremolo eröffnen neue Möglichkeiten für deine Samples und passen sie deinem einzigartigen Sound an.
Es gibt tausende verschiedener Arten, Effekte auf Samples anzuwenden, daher gehe ich an dieser Stelle nicht allzu sehr ins Detail.
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Doch du bekommst bereits ein paar interessante Denkanstöße bezüglich der Richtung, in die du mit deinen Samples und Spuren gehen kannst, wenn du deine Samples (insbesondere Loops und Beats) in deine DAW lädst, mit deinen Lieblings-VSTs eine simple Effekte-Kette baust und dann ganz nach Belieben alles so einstellst, bis es passt.
Effekte helfen außerdem dabei, deine Samples in einen Track einzufügen, mit dem du bereits angefangen hast. Samples können im Mix haufig hervorstechen, weil sie sich mit anderen Elementen in die Quere kommen.
Wenn du mit Samples arbeitest, um manche deiner Aufnahmen auszufüllen, ist es hilfreich, beim Mischen von Samples sich ähnelnde Effekte zu benutzen, um alles zusammenzuhalten.
2. Lasse deine Samples durch ein Sampler-VST laufen
Es hat einen Grund, dass Sampler nach wie vor die zentralen Hardware-Instrumente in vielen Studios sind – du kannst mit ihnen Samples erstellen und diese dann als Loops sequenzieren, eine Hardware-Effekte-Kette auf sie anwenden, sie dehnen, zerteilen und auch sonst so alles Mögliche mit ihnen anstellen.
Doch bestimmte VST-Plugins bieten dir genau die gleichen Sampling-Möglichkeiten in deiner DAW, und zwar zum Bruchteil der Kosten klassischer Hardware-Sampler.
Die meisten DAWs verfügen über eingebaute Sampler-Module, doch auch VSTs lohnen sich, wenn du auf der Suche nach dem perfekten Sampling-Workflow bist.
Die Vorteile eines separaten Sampler-VSTs bestehen unter anderem darin, dass du Envelopes leichter einstellen, schnell und einfach Filter anwenden, die Tonhöhe verändern und MIDI-Controller-Mapping vornehmen kannst – um nur ein paar zu nennen.
Hier sind ein paar Sampler-VSTs, die es sich lohnt, in Erwägung zu ziehen:
Togu Audio Line TAL-Sampler
Der TAL-Sampler orientiert sich an Vergangenem und imitiert den klassischen Konvertierungsprozess von digital zu analog, auf dem viele kultige Hardware-Sampler basieren.
Du kannst zudem zwischen unterschiedlichen “digital analogue converters” (DACs) auswählen, um den Vintage-Analog-Sound auch in deiner DAW zu bekommen.
Verlangsame deine Samples anhand von Timestretching oder nutze die Squarepusher-Funktion, um die Startzeiten von Samples zu modulieren und ein paar coole glitchige Sounds zu erzeugen.
DiscoDPS Bliss
Bliss ist ein Sampler der ‘nächsten Generation’ für Producer, die Effizienz und neue Funktionen wollen.
Eine sehr coole Funktion von Bliss ist das VSTi-Sampling: Du kannst Presets auswählen, um die Länge, Hallfahnenlänge, Anspielgeschwindigkeit und Spektren des Samples zu bestimmen. Bliss erstellt dann basierend auf den von dir gewählten Einstellungen eine Bank aus Multisamples.
Neben dieser einzigartigen Funktion findest du eine Vielzahl von Effekten, 8 personalisierbare Makros, granulare Modulation und vieles mehr.
Sonic Charge Cyclone
Sonic Charge Cyclone ist ein kostenloser VST-Sampler, der den symbolträchtigen Yamaha TX16W nachbildet.
Du kannst Samples aus deiner DAW hochladen und mit der Modulationsmatrix, dem Loop-Finder, dualen LFOs und ADSR-Envelopes, von denen es einen für jeden einen Kanal gibt, herumspielen, um deinem Sample-Pack so richtig einzigartige Sounds zu entlocken.
3. Schichte deine Samples anhand personalisierter Sets
Deine Samples müssen nicht alles alleine leisten. Du kannst sie als Bausteine verwenden, aus denen du etwas völlig Neues kreieren kannst.
Wie klingt ein Saxophon, über das eine Glocke gelegt wird? Oder eine Tom mit einer Tambourin-Fahne?
Layering ist der einfachste und effektivste Weg, den Charakter deiner Samples zu verändern und so den perfekten Sound zu finden. Manchmal sind Samples fast das, was du brauchst, aber noch nicht ganz perfekt. Layering hilft dir dabei.
Plugins wie Impulse von Ableton und NI Battery ermöglichen es dir, deine Samples auf einfache Weise zu schichten und schnell kreative Melodien und perkussive Muster zu kreieren.
Ein gängiger Gebrauch von personalisierten Sets besteht darin, mehrere Kicks übereinander zu legen, um einen tieferen und volleren Sound zu bekommen. Nimm ein Sample mit einem robusten Low End, eines mit Punch und eines mit vollem Klangkörper und hör dir an, wie sie miteinander interagieren.
Egal wie du das Layering einsetzt – es eignet sich prima dazu, deinem Sound mehr Tiefe zu verleihen und ein mittelmäßiges Sample in den für deinen Mix perfekten Sound zu verwandeln.
4. Zerlege deine Loops und Single Hits
Gute Sample-Packs beinhalten zusätzlich zu One Shots und Single Hits auch Loops.
Meistens handelt es sich bei Loops um Synthesizer oder Bass. Tonart und BPM sollten manipulierbar sein, dann eignen sie sich prima als Ausgangspunkt für so ziemlich jeden Track.
Nur weil ein Loop in deinem Sample-Pack enthalten ist, heißt das nicht, dass du ihn so benutzen musst, wie er ist.
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Anhand von Bearbeitungstools in deiner DAW, Sampler-Plugins oder Sampling-Hardware kannst du deine Loops zerlegen und neu arrangieren, um etwas Neues zu erschaffen. Oder nimm einzelne Sounds aus verschiedenen Loops mit der gleichen Tonart oder BPM, um ganz eigene neue Sequenzen zu kreieren.
Sieh deine Loops als Ausgangspunkt, nicht als Endprodukt an. Baue deine eigenen Loops und erschaffe aus dem Sample, das alle anderen auch haben, etwas völlig Einzigartiges.
5. Resampling
Resampling ist ein einfacher Weg, dir Samples zu eigen zu machen.
Es gibt haufenweise Arten des Resampling, doch am einfachsten stellst du den Input einer neuen Audiospur auf Resampling:
- Platziere eine MIDI- und eine Audiospur in deiner DAW direkt nebeneinander
- Andere den Input der Audiospur zu ‘Resampling’
- Schalte die Aufnahme auf beiden Spuren an (wenn die Befehlstaste/Steuerung gedrückt hältst, kannst du mehrere Tracks scharfstellen)
Das wiedergegebene Tonmaterial sowie sämtliche Effekte, die du während des Samplings verwendest, werden dann auf einem neuen Audiokanal aufgenommen. Anschließend kannst du dann deine neue Aufnahme anhand von Audioeffekten oder anderen Tools zur Bearbeitung ganz nach Belieben manipulieren.
Der große Vorteil, den das Resampling im Vergleich zur simplen Anwendung von Effekten auf MIDI hat, ist, dass du kontrollieren kannst, wie viel des Samples den Effekt abbekommt, und dass du mehrere Spuren auf einmal verändern kannst, ohne die Original-Spur zu verändern.
Zum Beispiel: Falls du die Resonanz von lediglich einem Ende des Samples verändern möchtest, könntest du das tun, indem du einen Loop resampelst und dann die Resonanz gegen Ende des Clips anpasst. Sämtliche Einstellungen, die du dabei vornimmst, werden auf die scharfgestellte Audiospur aufgenommen.
Die neue Aufnahme kann dann bearbeitet werden, oder du benutzt noch mehr Effekte, ganz wie du magst – alles, ohne die Original-Spur zu verändern.
6. Filtern, um Samples zu bereinigen oder ihren Charakter zu verändern
Wenn du am Anfang deine Samples mit einem simplen Hoch-, Tief- oder Bandpass-Filter bearbeitest, hilft das dabei, sie zu bereinigen und zusätzliches Rauschen, Schnalzen oder Knacken zu entfernen.
Ein schnelles Filtering hilft außerdem dabei, deine Samples in das bereits vorhandene Frequenzspektrum deines Tracks einzufügen.
Und auch ein bisschen kreatives EQing kann den Charakter eines Samples komplett verändern.
Ein bisschen kreatives EQing kann den Charakter eines Samples komplett verändern.
Indem du lediglich die Informationen eines Samples aus dem oberen Frequenzbereich nimmst und über andere Samples schichtest, kannst du dafür sorgen, dass deine Loops und Shots einzigartig und vielseitig anwendbar sind. Dieses Verfahren eignet sich besonders gut dazu, Drum-Spuren mehr Textur zu verleihen.
Versuch’s zunächst mit einem simplen Filtering, bevor du mit deinen EQs zu spezifisch wirst. Mit deinen Filtern kannst du eventuell Facetten bzw. Richtungen erkennen, die du im Sample ursprünglich gar nicht wahrgenommen hast.
Falls du manche Samples gerne benutzen möchtest, dich bestimmte Frequenzen allerdings stören, kannst du entsprechend einen Hoch- oder Tiefpass-Filter verwenden, um alle unerwünschten Informationen aus dem Sample zu entfernen.
Zum Beispiel: Filtere ganz einfach die überflüssigen Frequenzen aus dem unteren Bereich heraus, um zu vermeiden, dass dein Mix matschig wird.
7. Downsampling
Downsampling bedeutet, dass man die Samplerate oder die Qualität eines Sounds vermindert.
Normalerweise will man das gerade nicht, doch es eignet sich prima, um einen ‘Unterwasser’-Effekt zu erzeugen, der dir interessantere Ergebnisse liefert, als wenn du lediglich die oberen Frequenzen deines Samples mit einem EQ abschneidest.
Ein guter Ausgangspunkt fürs Downsampling ist der kostenlose Audio Editor von Audacity.
Importiere einfach dein Sample in Audacity und wähle ‘Resample’ im ‘Tracks’-Menu aus, spiele ein wenig herum, um die gewünschte Samplerate zu finden und downsample deinen Sound.
Vergiss nicht, dass beim Downsampling bestimmte Frequenzen deines Samples verloren gehen – du solltest dir dementsprechend stets bewusst sein, was du erhalten willst.
Bei diesem Prozess können außerdem Tonartefakte sowie Klingelgeräusche (auch Aliasing genannt) entstehen. Aliasing kann normalerweise mit einem simplen Tiefpass-Filter, der auf das downgesampelte Tonmaterial angewendet wird, gezähmt werden.
Downsampling sorgt für einen warmen, gespenstischen Effekt, der häufig von Drake und seinem Toningenieur Noah ‘40’ Shebib verwendet wird.
8. Benutze ADSR-Envelopes
ADSR steh für Attack, Decay, Sustain, Release.
Manche in deiner DAW enthaltenen Plugins, VSTs, Hardawre-Synthesizer und Sampler verfügen über diese Regler. Wenn du sie manipulierst, kannst du einem Sample oder Sound seinen ganz eigenen Charakter verleihen.
Die meisten DAWs und Sampler-Plugins beinhalten Tools, mit denen du ADSR auf deine Samples anwenden kannst. Zum Beispiel: Mit dem Simpler von Ableton kannst du den ADSR-Envelope deiner Samples schnell und einfach manipulieren.
Ziehe dein Sample in das Plugin und stelle die Regler des ADSR-Envelopes unten entlang so ein, dass du den Sound formen kannst.
Das Einstellen des Envelopes eignet sich nicht nur dazu, den Charakter deines Sounds zu verändern, sondern ist auch eine gute Methode, um Samples zu bereinigen, die am Anfang Knacken und Schnalzen oder zu lange Hallfahnen am Ende haben.
Über den Envelope kannst du dafür sorgen, dass dein Sample besser in deine Komposition passt, indem du ganz einfach ein paar Parameter verstellst.
Über den Envelope kannst du dafür sorgen, dass dein Sample besser in deine Komposition passt, indem du ganz einfach ein paar Parameter verstellst.
9. Audio zu MIDI konvertieren
Du fragst dich, wie du Teile erstellst, die du um deine Samples herumbauen kannst? Für den Anfang kannst du dein Sample einfach anhand eines Audio-to-MIDI-Tools in MIDI-Daten übertragen.
Audio- in MIDI-Daten zu übertragen ist bei der Arbeit mit Samples nützlich, da du so sozusagen rückwärts arbeiten und aus deinen Samples andere Teile für das Arrangement erstellen kannst.
Melodyne ist ein Tool, das sich prima eignet, um aus Ton- MIDI-Material zu machen. Sein Algorithmus analysiert das Tonmaterial und überträgt vorhandenen Noten in MIDI-Dateien, die du ganz einfach in die MIDI-Spuren deiner DAW laden kannst.
Du kannst sogar die Sorte deines Audioclips (perkussiv, melodisch etc.) auswählen, um noch akkuratere Ergebnisse zu bekommen. Ziemlich cool!
Zum Beispiel: Identifiziere mit Melodyne die vorhandenen Noten in einer geloopten Melodie. Exportiere die MIDI-Datei in eine neue MIDI-Spur und teile den Noten ein nettes Bass-VST zu. Und schon hast du eine aus den im melodischen Loop enthaltenen Noten gebaute Bassline, mit der du arbeiten kannst.
Audio- in MIDI-Noten zu übertragen ist ein schneller und effektiver Weg, deinen Workflow und deine Arrangements nach deinen Samples auszurichten.
Falls du Ableton benutzt, ist das Audio-to-MIDI-Tool bereits eingebaut. Doch die Ergebnisse von Melodyne und Abletons Algorithmus können sich stark unterscheiden. Egal welches Tool du einsetzt, wenn du deine MIDI-Clips aus dem Tonmaterial deiner Samples erstellt hast, wirst du sie zuerst ein bisschen bereinigen müssen.
Audio- in MIDI-Noten zu übertragen ist ein schneller und effektiver Weg, deinen Workflow und deine Arrangements nach deinen Samples auszurichten.
10. Kreatives Timestretching
Timestretching liegt als Herangehensweise an die Arbeit mit Samples so ziemlich auf der Hand. Wichtig dabei ist es, den Workflow zu finden, der zu dir passt, sowie die Tools zu identifizieren, die es dir ermöglichen, beim Stretchen deiner Samples genau das zu bekommen, was du dir vorstellst.
Die meisten DAWs haben ihr eigenes Timestretch-Tool, doch Plugins wie HalfTime und Gross Beat eröffnen beim Timestretching ganz neue kreative Möglichkeiten.
Durch Timestretching kannst du aus so ziemlich jedem Tonmaterial eine fette Downtempo-Version seiner selbst machen. Oder einen langsamen, sich windenden Drum-Break in einen energiegeladenen Puls verwandeln.
Die vorher erwähnten VSTs eignen sich besonders für diejenigen, die Trap und Hip-Hop produzieren wollen, doch von ihren Funktionen können alle profitieren, egal, in welchem Genre man arbeitet.
Probier’s aus
Wenn man mit Samples arbeitet, muss das nicht heißen, dass man einfach immer nur von anderen aufgenommene Sounds irgendwo einfügt und sie dann innerhalb eines Tracks arrangiert.
Lass dich von der bunten Welt toller, qualitativ hochwertiger und lizenzfreier Sounds, die überall online zu finden sind, inspirieren und nutze Samples als Ausgangs- statt als Endpunkt.
Das Herunterladen eines kostenlosen Sample-Packs ist erst der Anfang dessen, was möglich ist.
Viel Spaß beim Kreativsein!
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