Homerecording: Wie man das perfekte Heimstudio baut, egal mit welchem Budget
Es wird Zeit, das perfekte Heimstudio zu bauen – für das Recording in den eigenen vier Wänden.
Aber wie sieht das perfekte Homerecording-Studio aus? “Perfekt” muss bedeuten: perfekt für dich. Das wiederum bedeutet: für deine Instrumente, dein Budget und deine Bedürfnisse.
Ein Heimstudio einzurichten kann am Anfang ziemlich überwältigend und teuer sein. Du solltest daher bei den Grundlagen anfangen. Die beste Vorgehensweise liegt darin, das Heimstudio zusammen mit deinen Skills und Bedürfnissen wachsen zu lassen.
Diese praktische Anleitung hilft dir dabei, das deinen Bedürfnissen und Ansprüchen entsprechende Equipment für dein Heimstudio zu wählen. Ordne dich dabei in eine der folgenden drei Kategorien ein:
- AnfängerIn — Du legst gerade erst los oder hast ein begrenztes Budget
- Fortgeschritten — Du bereit für das nächste Level
- Profi — Du verdienst (bald) Geld mit deiner Musik
- Ober-Profi — Du willst in Equipment aus der Spitzenklasse investieren
Bereit? Los geht’s!
1. Computer und Digital Audio Workstation (DAW)
Da du diesen Post hier liest, nehme ich stark an, dass du bereits einen Computer besitzt. Top! Jetzt musst du dir überlegen, ob dein Computer schnell und zuverlässig genug ist, um die erhöhte CPU-Belastung zu tragen, die eine DAW mit sich bringt. Falls nicht, ist es vielleicht Zeit für ein CPU-Upgrade.
Oder sogar für einen neuen Computer. Falls das der Fall sein sollte, empfehle ich dir einen Computer mit einer SSD- (Solid State Drive ) statt einer HDD-Festplatte (Hard-disk Drive). SSD-Festplatten sind zwar teurer, dafür aber um einiges schneller, leiser und zuverlässiger – dadurch eignen sie sich super für Aufnahme-Softwares.
Ok, dein Computer ist bereit für jeglichen Schabernack. Jetzt muss eine DAW her.
Egal ob du Akustik-Instrumente aufnimmst oder alles am Computer machst, du brauchst eine Aufnahme-Software, um deine Kompositionen zu arrangieren, zu bearbeiten, zu mixen und für’s Mastering zu exportieren.
Um die passende DAW für dich zu finden, kannst du dir hier unseren DAW-Leifaden durchlesen.
2. KOPFHÖRER
Sobald du deinen Computer und deine DAW hast, wird es Zeit für die Kopfhörer.
Warum zuerst die Kopfhörer? Weil sie am besten geeignet sind, um mit dem Mixen anzufangen, wenn:
- Dein Studio-Zimmer nicht schallgedämmt ist
- Du in einer Wohnung lebst, wo man nicht allzu viel Lärm machen kann (MitbewohnerInnen, NachbarInnen)
- Du dir keine guten Monitore leisten kannst
Selbst wenn du dir Monitore besorgst und dein Zimmer schallgedämpft ist, solltest du dir trotzdem ein Paar guter Kopfhörer zulegen. Sie sind daher eine gute Investition am Anfang, unabhängig von der Beschaffenheit deines Studios.
Zeit, die weißen Ohrstöpsel in die Tonne zu hauen! Du brauchst ohrumschließende Kopfhörer.
Es gibt zwei Sorten von ohrumschließenden Kopfhörern:
- Geschlossene Kopfhörer – typischerweise beim Erstellen von Spuren verwendet
- Offene Kopfhörer – typischerweise beim Mixen verwendet
Geschlossene Kopfhörer bieten dir mehr Abgeschottetheit beim Aufnehmen, jedoch ein bisschen niedrigere Soundqualität. Offene Kopfhörer bieten dir optimale Soundqualität, können jedoch nur in relativ ruhiger Umgebung verwendet werden (außerdem sind sie teurer).
Hier ein paar Kopfhörer, die unser Audio-Team empfiehlt:
- AnfängerIn: Audio-Technica ATH-M40x (geschlossen)
- Fortgeschritten: AKG K240 MKII (geschlossen)
- Profi: Beyerdynamic DT 770 250 ohm (geschlossen) ODER Sennheiser HD 600 (offen)
- Ober-Profi: Sennheiser HD 800 (offen)
Kleiner Tipp: Kleiner Tipp: Lade einen deiner Lieblingstracks auf dein Handy oder deinen MP3-Player, bevor du in den Laden gehst. Probiere die Kopfhörer aus, bevor du sie kaufst. Vergleiche mehrere Modelle mit demselben Song in derselben Lautstärke. Noch besser ist es, du masterst einen deiner eigenen Tracks und bringst ihn dann mit in den Laden.
3. Audio-Interface
Was ist ein Audio-Interface?
Ein Audio-Interface ist ein Gerät, das es dir ermöglicht, deine Instrumente und Mikros an deinen Computer anzuschließen. Anhand eines Interfaces (soviel wie “Schnittstelle”) kannst du verschiedene Arten von Audio-Signalen in deine DAW einspielen (Mikro, Melodie, etc.).
Audio-Interfaces lassen sich per USB, FireWire oder Thunderbolt an deinen Mac oder PC anschließen. Gewöhnlicherweise musst du einen simplen Treiber für das Interface installieren, dann kannst du aber auch schon loslegen.
Wenn du auf der Suche nach einem guten Audio-Interface für dein Heimstudio bist, dann ist ein Modell mit 2 Eingängen sowie 2 Ausgängen ein guter Ausgangspunkt.
Viele Interfaces werden mit einer Combo-Buchse geliefert, in der XLR und ¼ Inch kombiniert sind. Dadurch kannst du sowohl ein TRS/TS ¼-Inch-Kabel als auch ein XLR-Kabel einstecken.
Falls du dir bezüglich der Stecker nicht allzu sicher bist, kannst du dir hier unseren Audiokabel-Leitfaden durchlesen.
Der Preis eines Audio-Interfaces richtet sich gewöhnlicherweise nach der Qualität seiner Vorverstärker und Wandler.
Hier unsere Favoriten:
- AnfängerIn: PreSonus AudioBox ODER Focusrite Scarlet 2i2
- Fortgeschritten: Audient iD14 ODER Apogee Duet (ausschließlich für Mac und iOS)
- Profi: Apollo Twin
- Ober-Profi: Apogee Quartet ODER Apogee Symphony
Kleiner Tipp: Manche Audio-Interfaces werden mit einer kostenlosen DAW geliefert – häufig einer abgespeckten oder einführenden Version. So sparst du ein bisschen Geld und kannst sofort mit dem Produzieren loslegen. Falls du also eine DAW und ein Interface brauchst, lohnt sich für den Anfang auf jeden Fall ein Kombi-Paket.
4. ACCESSOIRES: KABEL, STÄNDER, REGALE
Jedes Studio braucht gewisse Audio-Accessoires.
Die wichtigsten darunter sind offensichtlich Audio-Kabel – ohne sie funktioniert nichts, da dein Sound nirgendwohin/-rein kann. Die nötigen Kabel zu besorgen, ist für eine schnelle Umsetzung deiner Ideen ausschlaggebend.
Hier die elementaren Kabel, die in den meisten Studios gebraucht werden:
- XLR-Kabel für Mikros und symmetrische Anschlüsse
- Asymmetrische ¼-Inch-Kabel für Gitarren und Pedale
- Symmetrische ¼-Inch-Kabel für deine symmetrischen Synthesizer und Drum Machines
- MIDI-Kabel, anhand derer du alles miteinander verbindest
Du solltest auch darüber nachdenken, dir folgende Accessoires anzuschaffen:
- Mikroständer
- Poppschutz (für klare Gesangsaufnahmen)
- Keyboardständer
- Transporttaschen für dein Equipment – für den Fall, dass du Konzerte spielst
- Qualitativ hochwertiges Verlängerungskabel für deine Kopfhörer (z. B. Mogami Gold)
- Mehrfachsteckdosen
- Eine gute Sitzgelegenheit
5. Mikrofone
Wenn du Vocals oder Instrumente aufnehmen willst, brauchst du ein gutes Mikro (oder gleich mehrere).
Es gibt jedoch eine riesige Auswahl an Mikros da draußen. Daher hier die Grundlagen.
Es gibt zwei Hauptarten von Mikrofonen: dynamische und Kondensatormikrofone.
Was ist ein dynamisches Mikro?
Dynamische Mikros sind sehr robust – selbst wenn du ein paar Mal Bier darüber verschüttest oder es fallen lässt, halten sie das aus. Daher sind sie perfekt für den Live-Auftritt geeignet. Sie brauchen keinen zusätzlichen Strom, sondern müssen einfach nur per XRL eingestöpselt werden und schon sind sie einsatzbereit.
Sie verfügen über einen akzeptablen Frequenzgang, der jedoch häufig nicht sehr akkurat ist. Dynamische Mikros sind am besten geeignet für Live-Gesang, Drums und laute Gitarrenverstärkung.
Was ist ein Kondensatormikro?
Kondensatormikros sind empfindlicher und ihr Ausgang ist lauter. Sie verfügen über einen exzellenten Frequenz- und Transientengang. Dadurch können sie so ziemlich alle Variationen einfangen, besonders im hohen Endbereich.
Diese Mikros eignen sich am besten für’s Studio – sie sind etwas zerbrechlicher und lauten Sounds gegenüber empfindlicher. Sie benötigen zudem ein zusätzliches Netzteil oder eine ‘Phantomspeisung’.
Kondensatormikros werden nach der Größe ihrer Membran kategorisiert: groß oder klein. Große Membranen eignen sich am besten für niedrigere Frequenzen (Cellos, Vocals etc.). Kleine Membranen eignen sich am besten für schnelle, höhere Frequenzen (Soloflöte, Akustikgitarre etc.).
Hier ein paar Optionen, die ihr euch genauer anschauen solltet:
- AnfängerIn: Shure SM58 (dynamisch) ODER Audio-Technica AT2020 (Kondensator)
- Fortgeschritten: RØDE NT2-A (Kondensator)
- Profi: Neumann TLM 102 (Kondensator)
- Ober-Profi: AKG C414 (Kondensator)
Kleiner Tipp: Das Shure SM58 ist ein Klassiker für Live-Auftritte, egal, ob du noch ganz am Anfang stehst oder schon eine Legende bist. Alle Veranstaltungsorte sind damit ausgestattet, daher ist es eine Investition wert.
6. MIDI-Keyboard/Controller
Jede/r, die oder der für die Musikproduktion eine DAW benutzt, braucht früher oder später einen MIDI-Controller.
Du kannst deine DAW-Software zur Hochform auflaufen lassen, indem du deine bevorzugten VST-Plugins und Software-Synthesizer über ein MIDI-Keyboard steuerst. Dreh’ an den Reglern! Reiß’ an den Fadern!
Ein MIDI-Controller ist die Hardware-Version (doppelter Spaß!) deiner DAW.
Um dir die Auswahl etwas zu erleichtern, kannst du dir unseren Leitfaden für die besten MIDI Keyboard Controller durchlesen.
7. BETRIEBENE MONITORE
Ok, jetzt bist du bereit für mehr als nur deine Kopfhörer. Kopfhörer sind klasse, jedoch um einiges ermüdender, wenn man stundenlang am Produzieren ist. Außerdem hört sich nicht jede/r Musik über Kopfhörer an.
Du solltest dir deinen Mix noch in der Schaffensphase über so viele Abspielgeräte anhören wie möglich, damit der Sound auch wirklich gut wird.
Jetzt brauchst du Studio-Monitore. Betriebene Monitore brauchen keinen zusätzlichen Verstärker und sind in den meisten Heimstudios Standard.
Was ist der Unterschied zwischen regulären Lautsprechern und Monitoren?
Lautsprecher sind dafür da, den Sound so wiederzugeben, dass er sich für ZuhörerInnen gut anhört. Das kann bedeuten, dass die Tiefen angehoben werden. Lautsprecher färben den Sound zusätzlich.
Monitore hingegen sind flacher. Sie ermöglichen es dir, dir deinen Mix auf ganz akkurate Weise anzuhören. Sie sind ein Muss, wenn du das Produzieren und Mixen professionell betreiben willst.
Hier die beliebtesten Modelle:
- AnfängerIn:: M-Audio AV42 ODER PreSonus Eris E5
- Fortgeschritten: KRK Rokit 5
- Profi: Adam A5X
- Ober-Profi: Genelec 8030B
Wie wählt man seine Studio-Monitore aus?
Am besten ist es, du gehst in einen Musikladen, wo du dir alle dort verfügbaren Modelle anhören kannst.
Nimm einen Track mit, den du in- und auswendig kennst.
Stelle dich zwischen die beiden Monitore, die sich auf Ohrhöhe befinden sollten. Dein Kopf sollte zusammen mit jedem Monitor ein perfektes Dreieck bilden (s. Bild unten). So sind die Monitore optimal platziert.
Spiele deinen Track. Vergleiche, wie derselbe Track bei gleicher Lautstärke auf dem jeweiligen Monitorpaar klingt. Wähle am Ende diejenigen, auf denen der Track am ehesten so klingt, wie du ihn kennst.
Gute Monitore klingen flach und bieten präsente Tiefen und klare Höhen. Natürlich hat auch der Raum, in dem du dich befindest, Einfluss auf den Klang der Monitore. Daher ist der nächste Schritt die Schallbehandlung des Zimmers, in dem du produzierst..
Falls du zusätzlichen Wums möchtest (und keine NachbarInnen hast), kannst du dir auch einen Subwoofer anschaffen. Hier ein paar tolle Optionen unter 500€:
8. BÜCHER ZUR MUSIKPRODUKTION
Zu guter Letzt empfehlen wir dir statt noch mehr Equipment ein bisschen Lesestoff.
Dabei solltest du mit den Handbüchern anfangen.
Es ist immer gut, einen großen Schinken zur Hand zu haben, wenn man wissen möchte, wie man etwas Bestimmtes macht. Solche Bücher sind meistens sehr detailreich und hilfreich, wenn du deine Skills schärfen willst.
Hier unsere Favoriten:
- Homerecording für Dummies von Jeff Strong
- das Homerecording Handbuch von Roland Enders
- der Homerecording Guide von Andreas Hau
- Mischen wie die Profis von Bobby Owsinsk
Und selbstverständlich kannst du auch immer unseren Blog ansteuern, um die Infos zu finden, die du brauchst. Unten auf dieser Seite kannst du unseren Newsletter abonnieren, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben.
LASS DEIN TRAUMSTUDIO WIRKLICHKEIT WERDEN
Das Vorhaben, ein tolles Heimstudio zu bauen, kann am Anfang ziemlich einschüchternd wirken.
Du solltest jedoch nicht vergessen, dass du nicht immer gleich das teuerste Equipment brauchst. Das Wichtigste ist, dass dein Studio deinen Bedürfnissen entspricht. Recherchiere demnach ein wenig und finde das für dich und deinen Sound passende Setup.
Fange klein an und baue dein Setup so auf, dass es genau zu dir passt. Dann kannst du stetig expandieren, Hand in Hand mit deiner musikalischen Entwicklung.
Mach es richtig lass dein Studio zusammen mit deiner Musik wachsen.