Die Dos and Don’ts des Nicht-bezahlt-Werdens: die Anleitung für MusikerInnen

Die Dos and Don’ts des Nicht-bezahlt-Werdens: die Anleitung für MusikerInnen

Tipps, die dir dabei helfen, aus der Musik eine Vollzeit-Karriere zu machen.

Es ist nicht einfach, mit Musik Geld zu verdienen. Nur wenige MusikerInnen können ausschließlich von ihrer Musik leben.

Tatsächlich ist es sogar so, dass tolle und unfassbar begabte MusikerInnen neben dem Musikmachen häufig mehrere Jobs haben, nur um sich ihr Equipment und all die anderen Ausgaben, die das Musikmachen mit sich bringt, leisten zu können.

Und selbst wenn du für deine Musik entschädigt wirst, findet das nicht immer in Form von Geld statt…

Wenn du gerade mit dem Musikmachen angefangen hast – egal ob du in einer Band bist, deine eigene Musik machst, oder auflegst -, kommt es immer mal vor, dass du von PromoterInnen, RadiomoderatorInnen oder Kollektiven gefragt wirst, ob du für sie spielen oder Musik schreiben willst, ohne dass sie das Budget hatten, um dich dafür zu bezahlen.

Falls du bestimmte Teile deiner Musikkarriere wie die Distribution und Promotion selbst erledigst, ist das Schwierigste dabei stets, die richtigen Fans zu erreichen. Es gibt viele Auftritte und Gelegenheiten, bei denen es Sinn ergibt, sie anzunehmen, um ein größeres Publikum zu erreichen. Jede Gelegenheit kann dazu beitragen, dass deine Musik in Zukunft irgendwann erfolgreich ist und Geld abwirft. Du musst lediglich die richtigen auswählen…

Aber wie triffst du die Entscheidung, ob und wann es sich lohnt, ohne Entschädigung zu arbeiten und so Publicity zu bekommen, die zukünftig zu bezahlten Auftritten führen könnte?

Die folgenden Dos and Don’ts versorgen dich mit den nötigen Richtlinien, um sicherzustellen, dass jeder deiner Auftritte deine Zeit wert ist.

Do: Erkundige dich, wer von dem Auftritt profitiert

Eine Sache sollte zunächst festgehalten werden: Es gibt viele Aufträge, die du ganz einfach nicht annehmen solltest, wenn du dafür kein Geld bekommst.

Dazu gehören Festivals, Clubs, Bars und alle Veranstaltungsorte, die in hohem Maße von deiner Arbeit profitieren. Dabei gibt es Ausnahmen wie zum Beispiel Spendenveranstaltungen, die dabei helfen sollen, einen Veranstaltungsort zu retten, oder Auftritte, die einen guten Zweck unterstützen.

Doch handle frühzeitig eine angemessene Entschädigung aus und verlasse dich auf dein Urteilsvermögen. Falls sich das, was dir angeboten wird, nicht richtig anfühlt, lass es sein. Wenn du eine Show spielst, für die Tickets 30€ kosten und während der die gesamte Nacht Getränke verkauft werden, dann reicht Publicity als Bezahlung allein nicht aus.

Falls sich das, was dir angeboten wird, nicht richtig anfühlt, such dir andere Aufträge.

Frag dich am Anfang stets, was du im Gegenzug für deine Arbeit bekommst. Meistens lautet die Antwort Publicity. Und in den meisten Fällen führt Publicity zu einem neuen Publikum, und das wiederum bedeutet potentielle neue Fans und FollowerInnen deiner Musik.

Doch wenn Geld involviert ist, solltest du nicht vergessen, dass du ARBEIT in einen Auftritt steckst und daher entsprechend entlohnt werden solltest.

Do: Erstelle Mixe, um ein breites Publikum zu erreichen

Das Einreichen von Mixen ist eine tolle Art, sich Aufmerksamkeit zu verschaffen und ein breiteres Publikum zu erreichen. Viele Magazine, Publikationen, Marken und Online-Kollektive veröffentlichen auf wöchentlicher oder monatlicher Basis Gast-Mixe diverser MusikerInnen.

Auch wenn du wahrscheinlich kein Geld für den Mix bekommst, erhältst du so wenigstens kostenlose Publicity als MusikerIn, was das Ganze zu einer Win-Win-Situation machen kann.

https://blog.landr.com/wp-content/uploads/2017/11/getting-paid-as-a-musician-inpost-1-v2.png

Außerdem kann es sein, dass die Fans der im Mix vorkommenden MusikerInnen deine Musik hören und so auch deine Fans werden. So erreichst du ein breites Publikum mit nur einem Auftritt. Mixe werden meistens von allen darin vertretenen MusikerInnen geteilt, das Ganze ist dementsprechend ein super Weg, deine Reichweite mit Hilfe anderer MusikerInnen organisch zu vergrößern.

Bevor du dich bereit erklärst, einen Mix zu machen, ohne dafür Geld zu bekommen, ist es immer gut, diejenigen, die anfragen, zu recherchieren.

  • Hat das Kollektiv/die Webseite/das Magazin ein großes Following?
  • Zählen manche deiner LieblingsmusikerInnen zu dessen/deren FollowerInnen?
  • Passt das Publikum zu deinem Sound?

Informiere dich stets, bevor du einen Auftrag annimmst.

Do: Radiointerviews

Ähnlich wie Mixe können auch Radiointerviews oder -auftritte für ordentlich Publicity sorgen. Wenn es sich um einen weniger bekannten Radiosender wie den einer Uni oder einen Online-Sender handelt, sind die ModeratorInnen wahrscheinlich Freiwillige und verfügen nicht über das entsprechende Budget, um dich bezahlen zu können. Doch ein Interview ist eine gute Gelegenheit, über dich selbst und deine Arbeit als MusikerIn zu sprechen und ein wenig Sendezeit zu bekommen.

Mache dich mit ein paar Sendungen in deiner Community vertraut. Radiosendungen werden häufig von MusikerInnen moderiert, weshalb sie dir gegenüber wahrscheinlich offen sein werden, wenn du dich für ein wenig Publicity an sie wendest.

https://blog.landr.com/wp-content/uploads/2017/11/getting-paid-as-a-musician-inpost-2-v2.png

Zudem werden Radiosendungen meistens digital archiviert, sodass du auch nach der eigentlichen Sendung eine Aufnahme hast, die du auf deinen Social-Media-Profilen, in deinem Newsletter oder deiner Pressemappe teilen kannst.

Falls du einen Auftritt im Radio in Betracht ziehst, solltest du dich stets fragen: Ist die Zeit, die ich investieren, es wert? Wenn du 1 Stunde Arbeit investierst und im Gegenzug deine Pressemappe aufmotzen oder dein nächstes Konzert ankündigen kannst, macht das durchaus Sinn. Doch wenn die Sendung nicht aufgenommen wird, ist es das Ganze vielleicht nicht wert. Wäge dementsprechend immer ab!

Don’t: Angst vor Cross-Promoting haben

Sharing is caring – als unabhängige MusikerInnen sitzen wir alle im selben Boot. Indem du einen Mix für die Radiosendung oder das Kollektiv von FreundInnen machst und sie den Gefallen erwidern, bietet sich euch allen eine tolle Gelegenheit, euer Publikum zu vergrößern und euch gegenseitig zu unterstützen.

Das funktioniert besonders gut, wenn ihr in unterschiedlichen Städten lebt. Ein Musik-Austausch über Grenzen oder unterschiedliche Städte hinweg hilft dir dabei, deinen Sound auf neue Gebiete und Fangemeinschaften auszuweiten. Dadurch machst du wahrscheinlich kein Geld, doch das neugewonnene Publikum kann es durchaus wert sein.

https://blog.landr.com/wp-content/uploads/2017/11/getting-paid-as-a-musician-inpost-3-v2.png

Ein Musik-Austausch über Grenzen oder unterschiedliche Städte hinweg hilft dir dabei, deinen Sound auf neue Gebiete und Fangemeinschaften auszuweiten.

Das Ganze lässt sich auch auf den Musikvertrieb übertragen. Falls ihr beide Labels habt oder eure Musik zur selben Zeit vertreibt, warum dann nicht cross-promoten?

Cross-Promotion ist schnell, simpel und effektiv, wenn es darum geht, neue ZuhörerInnen zu erreichen.

Do: Songs zu Compilations beisteuern

Eine weitere großartige Weise, auf dich aufmerksam zu machen, besteht darin, Songs zu Compilations beizusteuern. Du hast wahrscheinlich sowieso haufenweise unveröffentlichte Musik in deiner DAW!

Denke stets an die Art von Publikum, an die sich diese Compilation richtet, und wer sonst noch dazu beisteuert.

Compilations werden meistens von allen beteiligten MusikerInnen geteilt, was bedeutet, dass du dein Publikum um jenes der anderen MusikerInnen erweiterst. Das ist viel Reichweite für wenig Aufwand.

https://blog.landr.com/wp-content/uploads/2017/11/getting-paid-as-a-musician-inpost-4-v2.png

Es für einen guten Zweck machen

Compilations schlagen häufig mehrere Fliegen mit einer Klappe – Labels nutzen sie, um Kosten zu verringern (Musik zu veröffentlichen ist nicht gerade billig!).

Manchmal werden sie auch eingesetzt, um Geld für einen guten Zweck zu sammeln. Wie zum Beispiel die Power Puerto Rico Compilation, die von zwei der Gründungsmitglieder der LAGOM in Montreal auf die Beine gestellt wurde.

Wenn es um einen guten Zweck geht, sollte die Priorität nicht die Publicity sein, sondern der soziale Aspekt. Mit Musik zum Allgemeinwohl beizutragen ist einer der beste Teile beim Musikmachen. Als hier ein ganz klares ‘Do!’.

Live auftreten? Geh’s professionell an.

Live-Auftritte verdienen ihren eigenen Abschnitt in diesem Artikel, weil es ein so breites Thema mit seinen eigenen Dos und Don’ts ist.

Die Musik ist dein Job, du solltest sie daher auch dementsprechend behandeln. Wenn du deine Musik zum Beruf machen willst, ist es extrem wichtig, dass du dich nicht selbst untergräbst.

Deine Musik wird nur dann eine Karriere, wenn du sie auch so behandelst, gehe daher deine Musik professionell an. Nur so nehmen dich die Leute in der Branche ernst und behandeln dich wie einen Profi.

Die Musik ist dein Job, du solltest sie daher auch dementsprechend behandeln.

Beginne mit diesen Dos and Don’ts und baue dir eine Karriere auf, für die du angemessen bezahlt wirst.

Do: Deine Bezahlung im Voraus aushandeln

Generell gilt: Wenn du live spielst, egal ob es ein Veranstaltungsort oder ein Festival ist, solltest du immer bezahlt werden oder zumindest eine Aufwandsentschädigung in Form von Geld bekommen.

Auch wenn kleinere und unabhängige Veranstaltungsorte kein so großes Budget haben wie etablierte Festivals oder Veranstaltungsorte, sollte die Promoterin oder der Promoter dir dennoch etwas anbieten.

Handelt einen Betrag aus, bevor du zustimmst, live zu spielen, und lass dir eine schriftliche Garantie geben (mehr dazu später).

Ein/e gute/r PromoterIn sollte bereits einen Betrag für deine Bezahlung im Kopf haben. Falls es sich nicht um einen Festpreis handelt, sollte sie oder er dazu bereit sein, dir einen Anteil der Ticketverkäufe, der Einnahmen an der Tür oder der Bareinnahmen zu geben. Und selbstredend sollten PromoterInnen stets erst alle im Line-up vertretenen MusikerInnen bezahlen, bevor sie sich selbst bezahlen.

https://blog.landr.com/wp-content/uploads/2017/11/getting-paid-as-a-musician-inpost-5-v2.png

Don’t: Keinen Vertrag unterzeichnen

Ein Vertrag ist ein wichtiger Bestandteil eines Übereinkommens – Auftritte sind da keine Ausnahme.

Am besten erstellst du dir eine Verlagsvorlage, die du PromoterInnen schicken kannst, wenn ihr ein Booking verhandelt.

Der Vertrag sollte die Bezahlung, die ihr für dich ausgehandelt habt, die Zahlungsbedingungen und sämtliche Verzugsgebühren, die gezahlt werden müssen, wenn die Bedingungen nicht eingehalten werden, enthalten.

Ein Vertrag ist ein wichtiger Bestandteil eines Übereinkommens – Auftritte sind da keine Ausnahme.

Scheue dich nicht davor, um einen Teil deiner Bezahlung im Voraus zu bitten. Das mag am Anfang etwas unangenehm sein, insbesondere wenn es eine kleinere Veranstaltung ist oder du die Promoterin oder den Promoter persönlich kennst, doch so kann Vertrauen zwischen dir und der Promoterin/dem Promoter sowie eine professionelle Atmosphäre hergestellt werden.

Do: Eine/n Booking-AgentIn engagieren (auf lange Sicht)

Booking-AgentInnen sind nicht jedermanns Sache. Am Anfang kann es gut sein, dass du diese Ausgabe überspringen musst.

Doch wenn du irgendwann regelmäßig auftrittst, kann ein/e Booking-AgentIn dabei helfen, ein gewisses Niveau an Professionalität zu bewahren und dir Stress zu ersparen (es macht keinen Spaß festzustellen, dass man aus Versehen zwei Auftritte am selben Abend gebucht hat!).

Außerdem arbeiten AgentInnen mit PormoterInnen die Details deiner Bezahlung als auch Unterbringung und technische Anforderungen aus, was besonders dann hilfreich ist, wenn du auf Tour gehst oder in einer anderen Stadt spielst…

Do: Deine Ausgaben bezahlen lassen

Sieh’s mal so: Hat die Promoterin/der Promoter dich gefragt, ob du in ihrer/seiner Stadt auftreten willst? Oder hast du sie/ihn kontaktiert und gefragt, ob du auftreten kannst? Im ersten Fall solltest du keine Hemmnisse haben, um Hilfe mit deinen Reisekosten und der Unterkunft zu bitten – immerhin hat die Person dich gebeten zu kommen!

Scheue dich nicht, nach Hilfe mit deinen Reisekosten und deiner Unterkunft zu fragen.

https://blog.landr.com/wp-content/uploads/2017/11/getting-paid-as-a-musician-inpost-6-v2.png

In anderen Städten zu spielen kann teuer sein. Hier ist eine Liste mit potentiellen Ausgaben, die du (oder dein/e AgentIn) in Betracht ziehen solltest, wenn du deine Bezahlung aushandelst:

  • Anreise (Flug-, Zug- oder Bus-Tickets, Gebühren für den Mietwagen
  • Unterkunft
  • Transport zum/vom Veranstaltungsort innerhalb der Stadt
  • Verpflegung

Don’t: Zu hohe Erwartungen haben (insbesondere am Anfang)

Du solltest nicht zu schnell zu viel erwarten. Nur weil du einmal außerhalb deiner Stadt auf Tour gegangen bist, heißt das nicht, dass du ab sofort die teuerste Suite im Hotel oder Kaviar und Champagner zum Frühstück verlangen kannst.

Konzerte in neuen Städten sind eine gute Gelegenheit zum Networking und ein cleverer Schritt hin zu nachhaltigem Erfolg, doch vergiss nicht, dass PromoterInnen häufig nur ein kleines Budget zur Verfügung steht. Falls du sie um einen Auftritt gebeten hast, ist ein Flug nach New York für dich wahrscheinlich nicht drin.

Doch wenn sie dir erlauben aufzutreten, sollten sie dir irgendetwas anbieten können, sei es eine Bezahlung, einen Anteil der Einnahmen oder eine andere Form der Entschädigung, auf die ihr euch verständigt.

Sei schlau und lass dich bezahlen

Publicity und Sichtbarkeit ist ein essentielles Mittel, um deine Musikkarriere voranzutreiben. Doch um das Meiste aus deiner Zeit und deinen Ressourcen herauszuholen, solltest du gut recherchieren und jeden Auftritt aus allen Winkeln betrachten.

Nutze diese Tipps und dein Urteilsvermögen, um durch die neue Konzert-Ökonomie zu navigieren und zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Der richtige Plan kann und wird dir immens auf die Sprünge helfen. Gehe alles richtig und clever an, um dein Publikum auf die richtige Art und Weise zu erweitern.

Unbegrenztes Mastering & Vertrieb, 1.200 lizenzfreie Samples, 30+ Plugins und mehr! Hol dir alles, was LANDR zu bieten hat, mit LANDR Studio.

Annika Wegerle

Annika liebt verquere Geschichten und schillernde Figuren. Sie schreibt über Musik und alles, was sie sonst in die Finger bekommt.

@Annika Wegerle

Verpasse keinen Post aus dem LANDR Blog