Bearbeiten von Gesangsaufnahmen: 8 außergewöhnliche Wege, um deine Stimme zu transformieren
Gesang ist das Herzstück eines Songs.
Er muss Hörer*innen anlocken und ihre Aufmerksamkeit über den gesamten Track hinweg aufrecht erhalten.
Aus diesem Grund ist das einfallsreiche Bearbeiten von Gesangsaufnahmen zum wichtigen Bestandteil der modernen Musikproduktion geworden.
Das Bearbeiten von Gesangsaufnahmen besteht aus kreativen Produktionsverfahren, die rohen Gesang in stylishes Studio-Sound-Design verwandeln.
In diesem Artikel gehe ich 10 Arten der Bearbeitung durch, mit deren Hilfe du deinem Gesang eine einzigartige Textur verleihst – oder ihn gar in etwas komplett Neues verwandelst.
1. Double-Tracking
Das erste Verfahren ist einer der ältesten Produktions-Tricks, die es gibt, jedoch nach wie vor unfassbar effektiv.
Double-Tracking bedeutet, dass man eine Melodie zweimal (oder mehr) aufnimmt. Warum?
Das Schichten mehrerer Aufnahmen/Spuren verdichtet den Sound, da eine Art Chorus-Effekt entsteht.
Das Schichten mehrerer Aufnahmen/Spuren verdichtet den Sound, da eine Art Chorus-Effekt entsteht.
Es ist unmöglich, den gleichen Part mehrere Male komplett identisch zu singen. Die subtilen Variationen der verschiedenen Aufnahmen erzeugen leichte Ungleichmäßigkeiten und Tonhöhenmodulationen, die den Sound extrem verdichten können.
Wenn du erstmal darauf achtest, wird dir schnell auffallen, wie häufig Double-Tracking für Gesang benutzt wird.
Heißer Tipp: Es wurden mit der Zeit mehrere Verfahren entwickelt, um den Effekt von Gesang, der per Double-Tracking aufgenommen wurde, zu simulieren. Eines der berühmtesten unter ihnen ist der ADT-Effekt (“automatic double tracking”), der in Abbey Road entwickelt wurde.
Es gibt sogar Plugins, mit deren Hilfe du dir den klassischen Effekt des Abbey Road ADTs für deinen eigenen Mix besorgen kannst.
2. Verbreiterung des Stereobilds
Die Verbreiterung des Stereobilds ist die subtilere Version des manuellen Double-Trackings, die häufig mehr gefühlt als gehört wird.
Gesangsaufnahmen sind von Natur aus in Mono, da man Gesang am besten mit einem einzigen Mikrofon aufnimmt.
Doch in einem dichten Mix, in dem sich vieles am rechten und linken Ende des Stereofelds abspielt, kann es passieren, dass sich eine Mono-Gesangsspur etwas zu schmal anfühlt.
Die Verbreiterung des Stereobilds kann dabei helfen, die Lücke zum Rest des Mixes zu schließen und die Gesangsspur zu erweitern.
Die Verbreiterung des Stereobilds erfolgt durch Verzögerung und Modulation einer Kopie des Signals. Doch anders als Chorus-Effekte im Stil von Stompboxen liefern dezidierte Verbreiterungs-Effekte einen subtilen Sound, der den Mix zusammenhält.
Wir empfehlen Soundtoys Microshift oder Chorus Dimension D von Arturia.
3. Tonmaterial rückwärts spielen
Rückwärts abgespieltes Tonmaterial hat immer etwas Faszinierendes und Verwirrendes.
Rückwärts abgespieltes Tonmaterial hat immer etwas Faszinierendes und Verwirrendes.
Es herrscht keine Einigkeit bezüglich der Frage, warum das so ist, doch der unheimliche Effekt lässt sich nicht negieren.
Es ist besonders unheimlich, wenn man gesprochene Wörter oder Gesang rückwärts gespielt hört und das Ganze wie absoluter Kauderwelsch klingt. Beim Rückwärtsspielen handelt es sich um ein simples Verfahren, um Gesang im Handumdrehen zu transformieren, doch es wird häufig übersehen.
Zum Glück ist das Rückwärtsspielen deines Audiomaterials eine der einfachsten Operationen, die du in deiner DAW tätigen kannst.
Versuch’s damit, ein paar gesungene Melodien rückwärts zu spielen, und hör dir an, was das mit deinem Arrangement anstellt und inwiefern so die Aufmerksamkeit auf den Gesang gelenkt wird.
4. Lo-Fi-Effekte
Unsere Ohren und unser Gehirn erkennen die menschliche Stimme sofort. Wir sind so an sie gewöhnt, dass das Verändern der Textur die Art und Weise, wie wir Stimmen wahrnehmen, radikal verändern kann.
Lo-Fi-Plugins machen sich dieses Phänomen zunutze, um ein Gefühl von Räumlichkeit, Örtlichkeit und Nostalgie zu erzeugen.
Telefon-Filter, Tonband-Effekte oder körnige Hall-Effekte, die einen gefliesten Raum simulieren, können verändern, wie du die Stimme der Sängerin/des Sängers in deinem Kopf situierst.
Du kannst Lo-Fi-Effekte für Buildups, Breakdowns oder andere Momente benutzen, in denen du den Kontext des Gesangs verändern willst.
5. Verzerrung
Wo wir schon bei Lo-Fi sind: Verzerrung ist der ultimative Lo-Fi-Effekt. Die abrupte Übersteuerung der Wellenform, die bei starker Verzerrung auftritt, kann dafür sorgen, dass eine Stimme komplett anders klingt.
Doch Overdrive und Verzerrung können auch musikalisch eingesetzt werden. Einige der berühmtesten Gesangs-Sequenzen wurden über Gitarrenverstärker aufgenommen, die bis zum Umfallen aufgedreht wurden.
Verzerrung sorgt für Schneidigkeit,und Charakter und entschlackt eine Gesangsspur im mittleren Frequenzbereich – ein Muss in extremeren Genres.
Verzerrung sorgt für Schneidigkeit,und Charakter und entschlackt eine Gesangsspur im mittleren Frequenzbereich – ein Muss in extremeren Genres.
Zum Glück musst du nicht mehr länger einen Turm aus Marshall-Verstärkern bis in den roten Bereich aufdrehen, um hochwertige Verzerrung in deiner DAW zu bekommen.
Es gibt haufenweise fantastischer Sättigungs-Plugins, die so ziemlich alles können – von subtiler Verbesserung der Obertöne bis hin zu absolutem klanglichen Chaos.
6. Ambience-Effekte
Delay und Hall sind so ziemlich die Standard-Effekte für Gesang, doch sie fallen beide in die Kategorie der Ambience-Effekte – mit denen du es ziemlich bunt treiben willst, falls du es wünschst.
Standard-Delay- und Hall-Stile wie Slapback oder Plattenhall mögen einem ausgelutscht erscheinen, doch sie können im richtigen Kontext nach wie vor frisch klingen.
Und sobald man über die Grundlagen hinausgeht, kann man mit Ambience-Effekten so richtig kreativ werden.
Sobald man über die Grundlagen hinausgeht, kann man mit Ambience-Effekten so richtig kreativ werden.
Heutige Hall-Plugins können mit Hilfe von Modulation unfassbar riesige Räume simulieren, die es im echten Leben gar nicht gibt.
Und moderne Multi-Tap-Delays, die die Tonhöhe verändern, können unfassbar üppige und himmlische Effekte erzeugen.
7. Sampling
Sampling fällt zwar nicht 100%ig in die Kategorie der Effekte, doch man kann es einsetzen, um ein paar tolle Texturen für Gesang zu erzeugen.
Indem du eine gesungene Phrase in Stücke zerschneidest und diese anschließend mit deinem MIDI-Controller spielst, bekommst du eine komplett neue Perspektive für die Klänge, die du mit deiner Stimme erzeugen kannst.
Indem du eine gesungene Phrase in Stücke zerschneidest und diese anschließend mit deinem MIDI-Controller spielst, bekommst du eine komplett neue Perspektive für die Klänge, die du mit deiner Stimme erzeugen kannst.
Experimentiere in deinem Sampler mit der Tonhöhe, den Loop-Punkten und der Wiedergaberichtung jedes einzelnen Stücks.
Füge ADSR im Synth-Stil sowie Filter hinzu und schon hast du einen unfassbaren Sound-Design-Spielplatz für deine Gesangs-Effekte kreiert.
8. Aggressive Tonhöhenkorrektur
Jede*r weiß, dass Plugins für die Tonhöhenkorrektur wie Antares Auto-Tune entwickelt wurden, um wackeligen Gesang zu reparieren.
Das Aufbauen harmonisierter Melodien, das Verlagern der Formanten und das Trennen der Noten sind nur ein paar der einzigartigen Verfahren, die du mit Hilfe der Tonhöhenkorrektur einsetzen kannst.
Sie sind jedoch besser bekannt als der roboterhafte, extrem “plättende” Effekt, der häufig in der modernen Popmusik und im Hip-Hop vorkommt.
Dieses klassische Verfahren ist nach wie vor eine super effektive Form der Bearbeitung von Gesangsaufnahmen.
Doch es ist lediglich der Anfang dessen, was möglich ist, wenn du dich erstmal in das kreative Potential der Tonhöhenkorrektur eingearbeitet hast.
Die Kraft der Bearbeitung
Die kreative Bearbeitung von Gesangsaufnahmen ist ein Muss in der modernen Musikproduktion.
Zum Glück gibt es haufenweise Wege, wie du deine persönliche Herangehensweise an das Thema erkunden kannst.
Falls du es bis zum Ende dieses Artikels geschafft hast, hast du jetzt ein paar gute Ideen, wo du mit dem Bearbeiten deiner Gesangsaufnahmen anfangen kannst.
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