Bändchenmikros: Wie du deinen digitalen Aufnahmen mehr Wärme verleihst
Mikrofone sind ein unverzichtbares Tool im Werkzeugkasten von Ingenieur*innen.
Doch es gibt unterschiedliche Arten von Mikros. Jede Art von Mikro eignet sich für eine spezifische Aufgabe und Situation.
Heute widmen wir uns einem häufig missverstandenen Mikrofon-Typ: Bändchenmikrofonen.
Bändchenmikros gewinnen immer mehr an Beliebtheit bei modernen Produzent*innen. In diesem Artikel nehmen wir alles durch, was du über Bändchenmikrofone wissen musst – was sie sind und wie du sie am besten einsetzt.
Was sind Bändchenmikros?
Bändchenmikros stellen eine der frühesten Mikrofon-Technologien dar, die je entwickelt wurde.
Sie verfügen über ein ultradünnes Band, das aus elektrisch leitfähigem Material besteht und zwischen den beiden Polen eines Magneten angebracht ist. Durch dieses Band wird das Signal erzeugt.
Diese passive Methode der Signalerzeugung bedeutet, dass Bändchnemikros einen niedrigeren Output haben als die meisten anderen Mikrofone. Sie erzeugen einen weniger “polierten” Sound, klingen jedoch natürlich und angenehm.
Bändchenmikros sind bekannt für ihren warmen Vintage-Ton.
Bändchenmikros sind bekannt für ihren warmen Vintage-Ton.
Warum Bändchenmikros benutzen?
Was das Produzieren im Heimstudio so spaßig und vor allem zugänglich macht, sind digitale Aufnahme-Technologien.
Doch Manche behaupten, digitaler Sound kann nie so gut klingen wie analoges Band. Sie behaupten, digitale Musik klingt “kalt”, “steril” oder zu sauber.
Es stimmt, dass es einen großen Unterschied zwischen traditionellen analogen Aufnahmen und jenen in einer modernen DAW gibt.
Doch es hilft nicht, das Medium zu beschuldigen. Viele moderne digitale Mixe klingen warm und angenehm – und viele Tonband-Mixe klingen hart und übertrieben.
Mikrofone, die auf natürliche und sanfte Weise das High End in Schach halten, können dabei helfen, viele der Probleme digitaler Aufnahmen zu beheben.
Mikrofone, die auf natürliche und sanfte Weise das High End in Schach halten, können dabei helfen, viele der Probleme digitaler Aufnahmen zu beheben.
Und da kommen Bändchenmikros ins Spiel. Der einzigartige Frequenzgang von Bändchenmikros kann dir ein sanfteres High End liefern, das man normalerweise mit analogem Sound verbindet.
Was man mit Bändchenmikros aufnimmt
Es gibt mehrere Quellen, für deren Aufnahme sich Bändchenmikros besonders gut eignen. Hier sind meine Top-5-Instrumente und Quellen, die man mit Bändchenmikros aufnimmt:
1. E-Gitarre
Bändchenmikros sind besonders bei der Aufnahme von E-Gitarren beliebt, da sie das helle High End eines lauten Verstärkers auf angenehme Weise zähmen.
Eine Kombination aus Bändchenmikros und dynamischen Mikros ist für viele Ingenieur*innen die beste Art, E-Gitarren aufzunehmen.
Der runde Klangkörper und das warme High End kommen vom Bändchenmikro, während der Mittelfeld-Druck und die schnellen Transienten vom dynamischen Mikro verstärkt werden.
Kombiniere unterschiedliche Bändchen- und dynamische Mikros, um festzustellen, welche Mikrofoncharakteristiken für deinen Gitarrensound am besten sind.
2. Drum-Overheads
Drum-Overheads sind eine weitere problematische Quelle, die je nach Schlagzeuger*in oder Aufnahmeumgebung schnell schrill und schneidend klingen kann.
Ein Weg, das Becken in Zaum zu halten und das sanfte Tope End zu konservieren, besteht darin, dunklere Bändchenmikros für die kritischen Overhead-Positionen zu benutzen.
Die natürliche Acht-Richtcharakteristik dieser Mikros sind zudem besonders für Stereoaufnahmen geeignet.
Du kannst das Stereofeld deinen Vorstellungen entsprechend gestalten, indem du klassische Methoden wie Blumlein und Mid-Side einsetzt.
3. Raummikrofone
Ein Raummikrofon (oder ein Paar für die Stereoaufnahme!) kann die “Echtheit” der Sounds, die du aufnimmst, verbessern.
Doch nicht alle Räume eignen sich für die Aufnahme. Falls dein Raum kaum oder gar nicht schallgedämpft ist, ist es schwer, Raummikrofone effektiv einzusetzen.
Die Ergebnisse können extrem schrill und unvorteilhaft sein. Bändchenmikros können die Reflexionen, die am meisten stören, glätten und für einen warmen und natürlichen Ton sorgen.
Viele Bändchenmikros können zudem Transienten auf besonders angenehme Weise einfangen. Das heißt, dass du sogar aus der Ferne nach wie vor eine zufriedenstellende Repräsentation der schnellen Hits oder der Tom hörst.
4. Blechblasinstrumente
Laute Blechblasinstrumente kommen im Mix mit einer unverstärkten großen Band-Textur gut durch, doch das falsche Mikro kann dazu führen, dass diese Konzentration an Energie schrill und irritierend wirkt.
Bändchenmikros sind von Natur aus weniger empfindlich, daher kommen sie in manchen Fällen mit überraschend viel SPL aus, ohne dass sich dabei ihr grundlegender Charakter verändert.
Diesen Umstand kannst du zu deinem Vorteil nutzen, wenn du lärmende Blechblasinstrumente wie Trompeten oder Posaunen aufnimmst.
Mit Bändchenmikros hebst du den warmen, hölzernen Charakter dieser Quellen hervor.
5. Vocals
Seitdem das Großmembran-Kondensatormikrofon Mitte der 60er Jahre Einzug hielt, werden Bändchenmikros normalerweise nicht mehr für die Aufnahme von Gesang verwendet.
Doch für manche Anwendungen können Bändchenmikros durchaus eine interessante Wahl für Vocals darstellen, insbesondere wenn du einen unkonventionellen Sound anstrebst.
DEUTLICHE WARNUNG: Wenn du dich tatsächlich dafür entscheidest, ein Bändchenmikro für deine Vocals zu benutzen, musst du vorsichtig vorgehen.
Die meisten Bändchenmikros können SPL gut handhaben, doch der Luftstoß, der beim Singen entsteht, kann problematisch werden.
Ich empfehle, mindestens zwei Pop-Filter übereinander zu benutzen, um den Effekt von Ereignissen mit hohem Druck – wie den Plosiven – auf das Bändchen des Mikrofons zu reduzieren.
Mit dem Bändchen durchs Ziel
Bändchenmikros verschwinden so schnell nicht von der Bildfläche. Diese Technologie aus der Vergangenheit hat sich als überraschend wichtig für die Bedürfnisse moderner Ingenieur*innen erwiesen.
Schnapp dir einfach ein Bändchenmikro, wenn du das nächste Mal eine kantige Quelle zähmen musst.
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