Wie du noch vor dem Mixen einen besseren Mix bekommst

Wie du noch vor dem Mixen einen besseren Mix bekommst

Ein Gramm Vorbeugung wiegt schwerer als ein Pfund Heilung.

Früher habe ich viel zu übereilt mit dem Mixen losgelegt. Meine rohen Audio-Tracks klangen alle super. Und ich konnte es nicht abwarten, so schnell wie möglich mit der Bearbeitung loszulegen.

Also habe ich einfach mir nichts dir nichts ohne wenn und aber mit dem Mixen losgelegt.

Als mein Mix dann langsam Form angenommen hat, wurde mir relativ schnell klar, dass sämtliche Pegel der einzelnen Tracks viel zu hoch waren. Deshalb war mein Master-Bus am Ende übersteuert und ich musste die Lautstärke aller Tracks nachträglich einzeln absenken.

Und nach dem ganzen Aufwand hatte mein Mix am Ende trotzdem nicht ausreichend Headroom fürs Mastering. Nicht sehr motivierend das Ganze.

Am Anfang dachte ich daher, Mixen sei immer so qualvoll. Bis ich realisiert habe, dass ich dabei bisher einen super wichtigen Schritt ausgelassen habe.

Er stellt nicht den beliebtesten Teil des Produzierens dar. Aber vertrau mir, alle, absolut alle deine Mixe profitieren immens davon.

Wenn du es nicht tust, schränkst du dich so krass selbst ein.

ZEIG DICH VON DEINER BESTEN MIXING-SEITE

Die Lösung für einen gelungenen Mix lautet ganz einfach: richtiges Gain Staging.

Du solltest deine Pegel zwar während des Mixens stets im Auge behalten. Das richtige Gain Staging beginnt jedoch bereits vor der Bearbeitung deiner Sounds.

Gain Staging ist nicht wirklich der reizvollste Part beim Mixen. Aber du musst die Nuss eben knacken, bevor du sie essen kannst. Gain Staging funktioniert genau so.

Kleiner Tipp: Wenn du Verzerrung oder Übersteuerung zu kreativen Zwecken nutzt, kann es sein, dass diese Tipps für dich überflüssig sind. Es kommt immer auf die Person an, die mixt.

GAIN STAGING – WARUM?

Du denkst wahrscheinlich, dass du Gain Staging nur brauchst, wenn du analog mixt, nicht wenn du mit einer DAW-Software arbeitest.

Stimmt ein bisschen, aber nicht so ganz.

Das Grundrauschen , das es zu Zeiten des analogen Aufnehmens noch gab, ist eigentlich kein Problem mehr, seit 24-bit zur Audio-Norm geworden ist.

Aber hier kommt der Haken: Die meisten VSTs sind analogem Equipment nachempfunden! Was bedeutet, dass sie ausreichend Headroom brauchen, um richtig zu funktionieren.

Der Pegel des Signals, das du einspeist, macht einen Unterschied. Selbst in deiner DAW.

Falls dein Signal beim Einspeisen in eine VST, die einen analogen Bearbeitungsprozess imitiert, zu laut ist, führt das zu nerviger Verzerrung und Sättigung.

Einfach ausgedrückt: Das richtige Gain Staging hilft dir dabei, das Beste aus deinen VSTs herauszuholen.

SPAR ZEIT UND SCHON DEIN NERVENKOSTÜM

Richtiges Gain Staging versorgt deinen Mix außerdem mit reichlich Headroom. Wenn du jedes Mal den Mix neu bearbeiten und alle Lautstärkeregler richtig einstellen musst, führt das schnell zu Frustration.

Erspar dir die Qual.

Jetzt da du weißt, warum du Gain Staging einsetzen solltest, kommen wir dazu, wie du das machst.

Im Folgenden erfährst du alles, was du brauchst, um deinen Mix richtig vorzubereiten.

1. HÖR DIR ALL DEINE TRACKS ZUSAMMEN AN

Das mag ziemlich offensichtlich sein, aber hör dir all deine Audio-Tracks zusammen an. Schalte deinen Master-Bus auf sichtbar, um sicherzugehen, dass er nicht übersteuert.

Viele machen den Fehler, den Master-Bus so nah wie möglich an den roten Bereich zu bekommen, ohne ihn zu überschreiten.

Es ist beim Gain Staging in deiner DAW jedoch immer besser, die Pegel moderat zu halten.

Kleiner Tipp: Wenn dein Mix zu leise ist, solltest du nicht den Master-Bus hochregeln. Dreh einfach die Lautstärke deiner Monitore oder Kopfhörer auf.

Wenn du deine Pegel auf einem vernünftigen Level hälst, noch bevor du mit dem Mixen loslegst, schaffst du somit ausreichend Headroom, der dir später mehr Spielraum bietet, wenn du Effekte anwendest und mit VSTs arbeitest.

Ein gutes Mittelmaß, an das du dich halten kannst, ist eine Lautstarke aller einzelnen Audio-Tracks von etwa -18dBFS, wobei der Peak der lautesten Elemente deines Mixes (wie beispielsweise einer Snare) bei ungefähr -10dBFS liegen sollte.

Falls dein Master-Bus von Anfang an übersteuert (also viel zu weit im roten Bereich liegt), bedeutet das, dass du deinem rohen Mix, also noch vor der Bearbeitung, ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken solltest.

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2. DÄMPFE DAS PROBLEM

Um in den idealen Bereich zwischen -10dBFS und -18dBFS zu kommen, musst du die Lautstärkeregler einiger deiner Audio-Tracks anpassen. Dazu musst du lediglich den jeweilige Track-Pegel kontrollieren, um festzustellen, welche von ihnen angepasst werden müssen.

Manchmal müssen ALLE Tracks runtergeregelt werden, um eine konsistente Menge an Headroom zu bekommen. Scheu dich demnach nicht davor, beim Pegel-Level eher sparsam zu sein.

Kleiner Tipp: Es kann sein, dass dir deine Wellenform zu diesem Zeitpunkt recht klein vorkommt. Widerstehe dem Bedürfnis, die Pegel hochzuschrauben. Falls du für die Bearbeitung alles gerne etwas größer sehen willst, dann zoom einfach rein.

Regel nach unten, bis dein Master-Bus im Bereich zwischen -10dBFS und -18dBFS liegt, von dem vorhin die Rede war.

3. DER GROBE MIX

Mixe dein rohes Audiomaterial so weit wie möglich, bevor du mit der Bearbeitung beginnst. Das heißt, du solltest die bestmögliche Balance finden, ohne deine Regler unnötig hochzuziehen.

Behalte stets im Hinterkopf, wie du dir den Sound deines finalen Mixes vorstellst, während du dich noch in der Gain Staging Phase befindest.

Wenn du willst, dass ein spezieller Drum-Track am Ende der lauteste Teil deines Mixes ist, solltest du diesen Track als Richtwert für die allgemeine Lautstärke nehmen und alles Andere in deinem Mix entsprechend dämpfen.

Experimentier in dieser Phase ein wenig mit dem Panning und stell so sicher, dass sich alles auf seinem richtigen Platz im Stereopanorama befindet, bevor du dich an die Bearbeitung machst.

DAS GLEICHGEWICHT HALTEN

Mach dir keine Sorgen, falls dein Master-Bus nach wie vor übersteuert, obwohl du all deine Audio-Tracks deinen Vorstellungen entsprechend ausbalanciert hast.

Die meisten DAWs haben eine Funktion, mit der du verschiedene Track-Gruppen erstellen kannst. Nutze sie, um jene Track-Gruppen zu dämpfen, die es nötig haben.

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Auf diese Weise stellst du sicher, dass die Balance, die du in deinem groben Mix hergestellt hast, erhalten bleibt.

Nachdem du alles deinen Vorstellungen entsprechend gedämpft hast, kannst du die Track-Gruppen auflösen und dir alles erneut anhören, um sicherzugehen, dass auch alles noch am richtigen Platz sitzt.

BÜHNE FREI FUR GAIN STAGING

Im Endeffekt geht es beim Gain Staging darum, ausreichenden Spielraum zu lassen, innerhalb dessen du gut arbeiten kannst.

Wenn du Gain Staging von Anfang an richtig einsetzt, erleichtert dir das die Arbeit mit Effekten, VSTs und anderen Prozessen, die sich als frustrierend gestalten können, wenn kein ausreichender Headroom vorhanden ist.

Du solltest dein Mixing-Potential nicht dadurch beschränken, dass du dir vorher nicht die 5 Minuten nimmst, die es bedarf, um das Mixing richtig vorzubereiten.

Setze beim nächsten Mix Gain Staging ein und erspar dir somit den ewigen Kampf gegen die rote Zone. Dein Audiosignal wird alles in allem viel klarer und konzentrierter klingen als in den vorherigen Mixen.

Außerdem wird dein finaler Master besser klingen. Mit dem richtigen Gain Staging bleibt dem Mastering ausreichend Raum, um seinen Job zu erledigen.

Integrier daher Gain Staging in deinen Workflow für mehr Spaß beim Mixen. Und rauf dir nicht mehr so häufig die Haare.