Unschöne Wahrheiten: Du hörst dir deinen Mix falsch an
Willkommen zu Unschöne Wahrheiten, der LANDR Blog-Serie, in der wir uns den harten Realitäten der Musikproduktion widmen. Die folgenden Ratschläge willst du vielleicht nicht unbedingt hören – doch sie werden deine Produktions-Skills bereichern.
Beim Mischen geht es ums Zuhören.
Um einen wahrhaft guten Mix zu bekommen, musst du dir jedes einzelne Detail des Tracks, an dem du arbeitest, genau anhören.
Doch das ist nicht so einfach, wie es scheint. Es gibt ein paar gängige Fehler, die Anfänger*innen immer wieder machen, wenn sie sich ihren Mix anhören.
Meine unschöne Wahrheit für heute? Du hörst dir deinen Mix wahrscheinlich nicht kritisch genug an, um die richtigen Entscheidungen für deinen Mix zu treffen.
Doch das soll dich nicht entmutigen. Die richtigen Gewohnheiten beim Zuhören lassen sich entwickeln, indem du dir antrainierst, dich auf die wichtigsten Aspekte zu konzentrieren.
Hier sind die 5 gängigsten Arten, wie du dir deine Mixe “falsch” anhörst.
1. Du EQst deine Spuren isoliert
Das ist der Fehler, den Anfänger*innen beim Zuhören am häufigsten machen.
Es ist verlockend, sich individuelle Tracks solo anzuhören und zu EQen, um den Effekt deutlicher wahrzunehmen.
Am Anfang ist es nicht einfach zu identifizieren, wie sich die Balance im Frequenzbereich eines Sounds verändert, wenn man ihn mit EQ bearbeitet.
Doch du solltest nicht vergessen, dass du nicht versuchst, deine Spuren alleine gut klingen zu lassen. Sie müssen alle zusammen gut funktionieren.
Der Schlüssel für einen guten Mix liegt darin, sich alle Elemente in ihrem Kontext anzuhören, um so Entscheidungen treffen zu können, die positive Ergebnisse für den Mix als Ganzes herbeiführen.
Der Schlüssel für einen guten Mix liegt darin, sich alle Elemente in ihrem Kontext anzuhören, um so Entscheidungen treffen zu können, die positive Ergebnisse für den Mix als Ganzes herbeiführen.
Du solltest es dir zur Gewohnheit machen, nur dann zu EQen, wenn du dir mehrere Spuren zusammen anhörst – oder wenn möglich den gesamten Mix.
2. Du hörst dir deinen Mix auf Amateur-Equipment an
Viele Anfänger*innen kennen noch nicht den Unterschied zwischen Studio- und Amateur-Equipment.
Wenn du mit Kopfhörern mischst, ist die Verlockung groß, einfach das Paar zu benutzen, das du zu Hause rumliegen hast.
Kopfhörer für Otto Normalverbraucher können genauso viel kosten wie Kopfhörer, die für den Gebrauch im Studio gedacht sind – insbesondere im unteren Preisfeld.
Es spricht nichts dagegen, das Mixing über Kopfhörer zu erledigen, doch die Art der Kopfhörer, die du benutzt, spielt dabei eine wichtige Rolle.
Studio-Kopfhörer werden reguläre Kopfhörer beim Mischen immer ausstechen.
Der größte Unterschied besteht darin, dass das Equipment für Otto Normalverbraucher so gemacht ist, dass es Musik so gut wie möglich klingen lässt. Das mag wie eine gute Sache klingen, doch diese Art von Kopfhörern kann kritische Probleme in deinen Tracks kaschieren.
Anders ausgedrückt: Reguläre Kopfhörer tendieren dazu, dem Sound des Quellenmaterials zu schmeicheln.
Doch beim Mischen musst du die unschönen Wahrheiten deines Sounds aufdecken.
Falls etwas unangenehm hervorsticht oder falsch klingt, sollten deine Kopfhörer oder Lautsprecher flach genug klingen, um das sofort aufzudecken.
3. Dein Raum ist nicht schallgedämmt
Das ist wahrscheinlich das am schwersten zu behebende Problem.
Fast alle neuen Produzent*innen unterschätzen den Einfluss, den die Mixing-Umgebung auf den Mix hat.
Fast alle neuen Produzent*innen unterschätzen den Einfluss, den die Mixing-Umgebung auf den Mix hat.
In einem normalen Raum mit parallel zueinander stehenden Wänden, in dem nichts vorhanden ist, das Schallreflexionen absorbiert, mischt sich viel verwirrende Info in deinen Sound.
Manche Frequenzen werden durch destruktive Interferenz aufgehoben, noch bevor der Sound auf deine offenen Ohren trifft. Andere Frequenzen werden wiederum durch Raummoden auf natürliche Weise verstärkt.
Du kannst in einem solchen Raum einen kompletten Mix erstellen, der absolut perfekt klingt, nur um dann festzustellen, dass er total falsch klingt, wenn du ihn dir in einer anderen Umgebung anhörst.
Durch Schalldämmung sorgst du dafür, dass die Gegebenheiten in dem Raum, in dem du arbeitest, weniger problematisch sind.
Teure Studios zahlen immense Summen für professionelle Schalldämmung, doch auch selbstgebastelte Vorrichtungen können einen überraschend großen Unterschied machen.
4. Du vergleichst deinen Mix nicht
Je mehr Zeit du mit dem Mischen verbringst, desto mehr stellst du fest, wie leicht man sich in seiner eigenen Welt verlieren kann.
Wenn du keine Pause einlegst und deine Perspektive wechselst, mischst du dich in eine Ecke.
Die Lösung besteht darin, immer mal wieder einen Stop einzulegen und deinen Mix mit anderen Tracks in deiner Bibliothek zu vergleichen.
Indem du dir den Unterschied zwischen deinem Track und einem professionellen Mix anhörst, den du kennst und liebst, kannst du feststellen, was du verändern oder reparieren musst.
Es kann zum Beispiel sein, dass du überrascht bist, wie leicht das Low End in manchen Mixen ist, die massiv und kraftvoll klingen.
Du solltest deinen Mix wann immer möglich mit anderen Tracks vergleichen, insbesondere wenn du Probleme damit hast, den Sound zu bekommen, den du haben willst.
5. Du verlässt dich zu sehr auf visuelles Feedback
Moderne digitale EQs sind wahre Wunder.
Dass solche fortgeschrittenen Tools so günstig zu haben sind, ist ein massiver Vorteil des modernen digitalen Zeitalters.
Doch es gibt einen unvorhergesehenen Nachteil der detailreichen visuellen Frequenz-Displays, die viele digitale EQs haben.
Sie können dazu verleiten, EQing visuell zu betreiben, statt dein Gehör die kritischen Entscheidungen treffen zu lassen.
Wie alle, die mit dem Computer Musik machen, bestätigen können, ist es extrem einfach, sich selbst zu täuschen, wenn man Entscheidungen trifft, die ausschließlich auf visuellem Feedback basieren.
Falls du dich schonmal dabei ertappt hast, wie du einen EQ, der entweder umgangen oder in einen komplett anderen Kanal eingegeben wurde, bearbeitet hast, dann weißt du, wovon ich rede…
Du solltest in Betracht ziehen, das visuelle Display deines EQs und anderer Plugins auszuschalten, wenn dich ihr visuelles Feedback verwirrt.
6. Dein Gain-Staging ist nicht korrekt
Wir hier bei LANDR können es einfach nicht lassen, über Headroom und Gain-Staging zu schreiben. Sie stellen bei den meisten Mixen, die bei LANDR fürs Mastering hochgeladen werden, das größte Problem dar.
Doch auch schon während dem Mischen hat eine schlechte Gain-Struktur negative Auswirkungen.
Wenn sich die verschiedenen Pegel auf deinem Master-Bus stapeln, rückt der Clipping-Punkt des Digital-zu-Analog-Wandlers in deinem Audio-Interface immer näher.
Wenn sich die verschiedenen Pegel auf deinem Master-Bus stapeln, rückt der Clipping-Punkt des Digital-zu-Analog-Wandlers in deinem Audio-Interface immer näher.
Der beste und klarste Sound entsteht dann, wenn sich alle Pegel im korrekten Bereich des Dynamikumfangs befinden.
Wenn du den bewährten Praktiken des Gain-Staging folgst, kannst du davon ausgehen, dass das Signal, das du an deine Monitore oder Kopfhörer sendest, bei der Ausgabe nicht durch den Mangel an Headroom beeinträchtigt wird.
Richtig zuhören
Richtiges Zuhören ist eine Fähigkeit, die alle Mixing-Ingenieur*innen lernen müssen, um erfolgreich zu sein.
Es ist zumindest viel einfacher, den gewünschten Sound zu bekommen, wenn du nicht gegen jeden einzelnen Punkt der Kette ankämpfst.
Jetzt da du gängigsten Fehler beim Zuhören kennst, die es zu vermeiden gilt, kannst du dich wieder an deine DAW setzen und weitermischen.
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