Sidechain: 6 nützliche Effekte, die du in deinem Mix ausprobieren solltest

Sidechain: 6 nützliche Effekte, die du in deinem Mix ausprobieren solltest

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Sidechain ist ein Begriff, der in der modernen Musikproduktion häufig benutzt wird.

Es ist ein zentraler Bestandteil vieler gängiger Produktionsverfahren elektronischer Musik.

Doch Sidechains sind nicht immer einfach zu verstehen, wenn man noch nie mit ihnen zu tun hatte.

Selbst wenn du das gängigste Sidechain-Verfahren bereits eingesetzt hast, ist das nur ein Bruchteil dessen, was du mit Sidechains alles anstellen kannst.

In diesem Artikel erkläre ich dir alles, was du zum Thema Sidechaining wissen musst, und zeige dir sechs Arten, wie du es einsetzen kannst.

Was ist Sidechain?

Eine Sidechain ist ein zusätzlicher Eingang eines Effekte-Prozessors, der nicht Teil seines Hauptsignalwegs ist.

Sidechain-Eingänge findet man normalerweise auf dynamischen Prozessoren wie Kompressoren und Gates.

Bei diesen Effekten wird das Sidechain-Signal in den Detektorschaltkreis des Prozessors eingespeist – getrennt von dem Signal, das der Effekt bearbeitet.

In diesem Setup “hört” der Kompressor auf die Sidechain, um zu entscheiden, wie das Hauptsignal bearbeitet wird.

Der Vorteil dabei ist, dass die Sidechain unabhängig vom Hauptsignalweg bearbeitet werden kann, um so bessere Ergebnisse vom Effekt zu bekommen.

Das mag etwas wirr klingen, doch der beste weg, Sidechains zu verstehen, ist durch Beispiele.

Hier sind ein paar gängige Arten, Sidechain-Eingänge zu benutzen:

1. Hindere einen Kompressor daran, die niedrigen Frequenzen zu stark zu komprimieren

Sidechain-Eingänge wurden entwickelt, um ein Problem zu lösen, das Tontechniker*innen häufig mit Kompressoren haben.

Lautstärke, Dynamik und Intensität des Audiosignals stehen alle miteinander in Verbindung. Noch dazu spielt deine eigene Wahrnehmung von Klang eine wichtige Rolle.

Fletcher-Munson-Kurven erklären, warum man eine Klang je nach seiner Frequenz lauter oder leiser wahrnimmt.

Bei Audiosignalen gibt es ähnliche Probleme. Die Stärke eines eingehenden Signals bestimmt, wie stark der Kompressor den Pegel des Tonmaterials oberhalb des Thresholds reduziert.

Die Stärke eines eingehenden Signals bestimmt, wie stark der Kompressor den Pegel des Tonmaterials oberhalb des Thresholds reduziert.

Die Informationen im Low End eines Sounds sind häufig stärker als die in anderen Bereichen des Frequenzspektrums, selbst wenn du das nicht so wahrnimmst.

Das heißt, es kann knifflig sein, den Threshold des Kompressors für Instrumente mit viel Bass richtig einzustellen.

Exzessive Energie im Low End triggert die Gain-Reduktion des Kompressors, bevor er sich um das leisere Material im oberen Frequenzbereich kümmern kann.

Die Lösung liegt darin, den Sidechain-Eingang zu benutzen. In diesem Beispiel würdest du einen EQ in die Sidechain des Kompressors einfügen und mit Hilfe eines Hohpassfilter die Menge an Bass, die der Kompressor “hört”, reduzieren.

Auf diese Weise arbeitet der Kompressor nicht zu stark an den niedrigen Frequenzen und lässt den kraftvollen Bass durch.

2. Sidechain-Ducking

Dabei handelt es sich um den klassischen Kick- und Bass-Sidechain-Effekt, der in den 00er-Jahren die elektronische Musik im Sturm erobert hat.

Er ist nach wie vor ein fester Bestandteil in vielen EDM-Subgenres.

Um den Ducking-Effekt zu bekommen, musst du in deinen Bass oder deine Pad-Synths einen Kompressor mit Sindechain-Eingang einfügen.

Dann sendest du das Signal deiner Kick-Spur zum Sidechain-Eingang des Kompressors.

Jetzt hört der Kompressor auf die Kick-Drum. Jedes Mal, wenn sie ertönt, reduziert der Kompressor den Gain der Bass- oder Pad-Spur mit einem zufriedenstellenden Whoosh.

Wenn der Threshold und die Ratio auf extreme Level eingestellt sind, wird so ein pumpender Effekt erzeugt, der das rhythmische Feel eines Tracks verbessert.

3. Trigger ein Gate mit einem anderen Signal

Noise-Gates sind mit die hilfreichsten Mixing-Tools.

Doch genau wie im Fall von Kompressoren werden sie sogar noch nützlicher, wenn man das Signal im Detektorweg mit Hilfe des Sidechain-Eingangs verändert.

Hier ist ein klassisches Beispiel.

Wenn du mehrere Mikrofone benutzt, um ein Drum-Set aufzunehmen, nehmen alle Mikrofone zumindest ein bisschen Tonmaterial aus allen anderen Quellen auf.

Das ist in Ordnung und der natürliche Sound eines aufgenommenen Schlagzeugs. Doch wenn es zu chaotisch wird, ist es häufig besser, dieses Vermischen verschiedener Quellen mit Hilfe eines Gates zu reduzieren.

Leider ist es nicht einfach, den Threshold eines Gates korrekt einzustellen, wenn die unerwünschten aufgenommenen Sounds fast genauso laut sind wie das Schlagzeug.

Dieses Problem tritt so gut wie immer auf, wenn man eine Bass-Drum mit einem Mikro innerhalb und außerhalb der Drum aufnimmt. Doch es ist es wert, da das Mikro innerhalb der Drum die Intensität des Schlägels und das Mikro außerhalb der Drum den natürlichen Sound des Fells einfängt.

In diesem Setup fängt das Mikro außerhalb der Drum mehr unerwünschtes Tonmaterial ein und spricht eventuell nicht sehr gut auf das Gating an.

Doch wenn du das Mikro innerhalb der Kick-Drum als Sidechain-Eingang benutzt, nutzt das Gate dieses sauberere Signal, um zu entscheiden, welches Material durchgelassen wird.

So ist es um einiges einfacher, den Threshold des Gates korrekt einzustellen.

4. Trance-Gate

Das obere Beispiel zeigt, wie Sidechain-Eingänge ursprünglich zu Gates und Expandern hinzugefügt wurden, doch es gibt noch mehr kreative Effekte, die du mit ihnen erzeugen kannst.

Der folgende ist im Grunde das Gegenteil des Sidechain-Ducking-Tricks.

Wende ein Gate mit Sidechain-Eingang auf einen anhaltenden Sound wie ein Synth-Pad im Hintergrund an. Sende anschließend eine Percussion-Spur zum Sidechain-Eingang des Gates.

Ein Drum-Machine-Muster oder gelooptes Sample funktioniert hier gut.

Das Gate öffnet und schließt sich jetzt abhängig vom Rhythmus der Percussion-Spur.

Dieser Effekt war eine tragende Säule in der Trance-Musik der 90er.

5. De-esser

Falls du gut aufgepasst hast, weißt du vielleicht, welchen Sidechain-Trick ich dir als nächstes zeigen will.

De-esser sind ein wichtiger Effekt in einer jeden Vocal-Kette. Sie helfen dabei, den negativen Effekt von Zischlauten in einer Vocal-Aufnahme zu reduzieren.

Zischlaute können extrem störend sein.

Zischlaute können extrem störend sein.

Doch ein De-esser ist einfach ein Kompressor mit ein paar Filtern in der Sidechain, der lediglich ein schmales Frequenzband, in dem sich normalerweise das zischende “S” befindet, beeinflusst.

Du kannst so ziemlich jeden Kompressor als De-esser benutzen, indem du einen Hoch- und Tiefpassfilter in die Sidechain einbaust, sodass der Kompressor lediglich die S-Laute beeinflusst.

Heißer Tipp: Zischlaute sind besonders störend im oberen Mittelfeld und den hohen Frequenzen, zwischen 2,5 kHz und 8 kHz. Filtere alles außerhalb eines schmalen Teils in diesem Bereich heraus, um die Zischlaute zu isolieren.

6. Ausdehnung nach oben

Ich nehme wieder Percussions als Beispiel, weil das mit Ausdehnung so gut funktioniert.

Ein Expander ist eine weniger aggressive Form eines Noise-Gates. Du kannst ihn dir wie einen umgekehrten Kompressor vorstellen.

Wenn der Signalpegel den Threshold überschreitet, boostet der Expander das Signal im Falle der Ausdehnung nach oben, statt es wie ein Kompressor zu dämpfen.

Eine tolle Art, die Sidechain eines Expanders auf Percussions anzuwenden, besteht darin, deinen Raummikros einen druckvolleren Sound abzuverlangen.

Raummikros sorgen für realistischen Sound, doch manchmal reduzieren sie die kraftvolle Wirkung der Mikros, die nah an der Quelle platziert sind.

Um dieses Problem zu beheben, musst du einfach jedes nah an der Quelle platzierte Mikro an einen Bus senden und diesen dann als Sidechain-Eingang für ein in die Raummikros eingefügtes Gate verwenden.

So bekommen die Raummikro-Kanäle jedes Mal, wenn eine Kick, Snare oder Tom geschlagen wird, einen Boost.

Passe den Threshold, die Ration, die Attack und die Release-Zeit des Effekts entsprechend an, um die Schläge auf angenehme Weise zu betonen.

Sidechain-Gang

Sidechaining ist ein starkes Tool, wenn man weiß, wie man es richtig einsetzt.

Außerdem zeigt es sich verantwortlich für einen der zentralen Sounds der elektronischen Musik.

Jetzt da du diese fünf Sidechain-Tipps kennst, kannst du sie dazu benutzen, um deine Dynamik auf Vordermann zu bringen.

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Annika Wegerle

Annika liebt verquere Geschichten und schillernde Figuren. Sie schreibt über Musik und alles, was sie sonst in die Finger bekommt.

@Annika Wegerle

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