Noise Gates: Eine Anleitung für saubere Signale
Rauschen. Es mischt sich in die wundervollen Klänge, an deren Aufnahme wir so hart arbeiten – häufig unbeabsichtigt.
Im Mix verwandelst du deine Kreativität in ein poliertes, fertiges Produkt. Das Ziel ist, alle individuellen Spuren perfekt zu arrangieren und klar, prägnant und präsent…
Rauschen macht diesem Vorhaben jedoch häufig einen Schnitt durch die Rechnung. Unerwünschtes Rauschen in Audiomaterial ist eines der häufigsten – und nervigsten – Probleme beim Aufnehmen.
Wie bekämpft man nun lästiges Rauschen, um so ein sauberes Signal und dadurch einen insgesamt besseren Mix zu bekommen?
Die Lösung lautet: Noise Gates. Wenn man sie korrekt einsetzt, sind sie ein mächtiges Werkzeug zum Entfernen von Rauschen und anderen unerwünschten Geräuschen aus deinem Signal.
In diesem Artikel zeige ich dir, was du wissen musst, um Gates wie ein Profi einzusetzen, inklusive einer praktischen Schritt-für-Schritt-Anleitung. Dann legen wir mal los!
Was ist ein Noise Gate?
Noise Gates, auch Gates oder Audio Gates genannt, sind eine Art dynamischer Prozessor, der die Lautstärke eines Audiosignals kontrolliert. Noise Gates senken die Lautstärke eines Signals, sobald sie einen gewissen Pegel, den sogenannten Threshold, unterschreitet.
Gates kurz erklärt
Noise Gates fallen unter die gleiche Kategorie an dynamischen Prozessoren wie andere gängige Mixing-Werkzeuge wie Kompressoren, Limiter und De-Esser.
Audio Gates gibt es in vielen verschiedenen Formen, von kostenlosen Plugins bis hin zu teurer Hardwar.
Gates und Kompressoren, wie alle dynamischen Prozessoren, arbeiten dezidiert mit der Amplitude bzw. Lautstärke eines Audiosignals – nicht mit dem Pitch.
Gates und Kompressoren funktionieren nach ähnlichen Prinzipien: Sie beeinflussen beide die Lautstärke in Relation zum Threshold (gemessen in dB).
Gates und Kompressoren funktionieren nach ähnlichen Prinzipien: Sie beeinflussen beide die Lautstärke in Relation zum Threshold (gemessen in dB).
Während Kompressoren jedoch die Lautstärke absenken, die sich über dem Threshold befindet, senken Gates die Lautstärke, die unter den Threshold fällt.
Kompressoren machen also die lauten Teile eines Signals leiser (und generell gleichmäßiger), wohingegen Gates die leisen Teile noch leiser machen (indem sie unerwünschtes Rauschen entfernen).
Gates funktionieren gut für Sounds in einem Signal, die leiser sind als der angestrebte Sound, den du einspielst (wie eine Snare oder ein Tom).
Anhand von Noise Gates kannst du folgendes entfernen:
- Umgebungs- und Hintergrundrauschen
- Unerwünschten Hall
- Nebensprechen
- Elektrostatik
- Kleine Fehler in der Performance
- Andere Instrumente, die von der Aufnahme eingefangen wurden
Mit Gates kannst du all das entfernen und zur Hochform auflaufen! Jetzt da du weißt, was sie sind und welche Probleme sie beheben, kommen wir jetzt dazu, wie du sie benutzt…
Gates funktionieren gut für Sounds in einem Signal, die leiser sind als der angestrebte Sound, den du einspielst (wie eine Snare oder ein Tom).
Wie Noise Gates funktionieren
Stelle dir Gates einfach wie, nun ja, Tore im echten Leben vor. Gates verfügen über zwei grundlegende Modi: offen und geschlossen.
Wenn das Gate offen ist, fließt das Signal ungehindert durch. Wenn das Gate geschlossen ist, wird das Signal gedämpft.
Ob das Gate bei einer bestimmten Lautstärke offen oder geschlossen ist, wird vom Threshold bestimmt. Wenn die Amplitude des Signals kleiner ist als die vom Threshold festgelegte Amplitude, dann bleibt das Gate geschlossen und hält diese Signalreichweite draußen. Wenn die Amplitude des Signals größer ist als die vom Threshold festgelegte Amplitude, dann öffnet sich das Gate und lässt die Lautstärke des Signals ungehindert durch das Gate fließen.
Einfach ausgedrückt: Dein Threshold-Setting bestimmt, welcher Sound reinkommt und welcher nicht. Offen und Geschlossen sind die grundlegenden Arbeitsmodi, allerdings kann das Signal durch die verschiedenen Regler eines Gates noch zusätzlich geformt und strukturiert werden. Die grundlegenden Regler eines Gates sind:
- Threshold (gemessen in dB): Legt den Punkt fest, an dem sich das Gate öffnet.
- Attack (gemessen in mS): Zeit, die das Gate braucht, um sich vollständig zu öffnen, sobald der Threshold überschritten ist.
- Hold (gemessen in mS oder S): Eine Mindestmenge an Zeit, die das Gate geöffnet bleiben muss, nachdem der Threshold überschritten wurde.
- Release (gemessen in mS): Zeit, die das Gate braucht, um sich vollständig zu schließen, nachdem das Signal unter den Threshold fällt.
- Range (gemessen in dB): Die Menge (dB) an Signal, die das Gate durchlässt, selbst wenn es geschlossen ist. Statt das Rauschen komplett zu eliminieren, kann es kontrolliert und begrenzt werden. Manchmal wird das auch Floor genannt, je nach Plugin oder Equipment. Hinweis: Nicht alle Gates verfügen darüber.
Und so sieht ein Standard-Gate in Ableton Live aus:
Noise Gates in Aktion sehen (und hören)
Eine klassische Anwendung von Gates ist das Säubern einer Snare-Aufnahme. Wenn du Live-Drums aufnimmst, spielst du bzw. nimmst du das gesamte Set wahrscheinlich gleichzeitig in einem Raum auf. Selbst mit Richtungsmikrofonen nimmst du garantiert auch einige andere Teile des Sets mit auf (sowie jegliches Rauschen im Raum).
Warum das schlecht ist? Nunja, falls du deine Snare bearbeiten oder ihr Effekte hinzufügen willst, musst du die Snare von den Transienten der anderen Teile des Drum-Sets in der Aufnahme isolieren. Und da kommen dann Gates in’s Spiel!
Wenn du dein Gate korrekt einsetzt, sollte dein Snare-Sound von den anderen Sounds in der Aufnahme isoliert und somit im Mix leichter zu manipulieren sein. Diese Anwendung von Gates kann auf jede Aufnahme oder jedes Sample, mit dem du arbeitest, angewandt werden.
Hier ein Beispiel einer rohen Snare-Aufnahme ohne Gate:
Es gibt viel unerwünschtes Signal in dieser Aufnahme, daher ist es nicht ideal für die Anwendung von Effekten und anderen Bearbeitungen. Mit Gates lässt sich das Alles richten…
Hier die Snare nach der Anwendung eines Noise Gates:
Die Snare ist isolierter und die Geräusche der anderen Teile des Drum-Sets sind verschwunden. So lässt es sich um einiges leichter mit der Snare im Mix arbeiten. Außerdem kann man sie leichter bearbeiten und mit Effekten versehen.
Hier kommt eine praktische Schritt-für-Schritt-Anleitung, mit der ich dir zeigen will, wie ich meine Aufnahme gesäubert habe.
Für dieses Beispiel nutze ich die Snare aus dem vorangegangenen Beispiel, allerdings lässt sich dieses Konzept auf jede Aufnahme und jedes Instrument übertragen.
Wie man ein Noise Gate einsetzt – Anleitung in 8 Schritten
Schritt 1: Patche dein Gate inline
Patche inline. Man patcht Gates immer inline, vorausgesetzt du setzt es normal ein.
Das heißt du wendest das Gate direkt auf die Spur an, die du beeinflussen willst, statt eine separate Return-Spur zu erstellen. Falls du eine DAW benutzt, ist das Ganze wahrscheinlich einfach per Drag-and-Drop zu erledigen!
Schritt 2: Stelle alles auf Minimum und den Threshold auf Maximum
Stelle alle Regler auf Minimum, außer den Threshold. Lass den Threshold auf Maximum. Mit diesen Einstellungen wird jeglicher Sound gegated, sodass du eigentlich nichts hören solltest, wenn du dir deine Aufnahme anhörst.
Schritt 3: Senke langsam den Threshold
Senke langsam den Threshold, bis das Signal durch das Gate fließt. Du solltest langsam die Transiente deiner Snare (oder eines anderen Instruments, das du benutzt) hören.
Schritt 4: Finde deinen Sound
Fahre damit fort, den Threshold langsam zu senken und anzuheben, bis du lediglich den direkten Sound deiner Snare erhältst, ohne andere unerwünschte Instrumente oder Geräusche.
Das kann am Anfang etwas komisch, klickend und abgehackt klingen – so als fehlten die Fahnen oder sogar der Körper deines Klangs und du würdest nur Attack hören. Aber keine Sorge, das ist normal!
Mache einfach mit dem Formen weiter und dann wird alles gut! In den Schritten 5-8 bringst du den Großteil deines Signals zurück (und machst es noch besser), während du es nach wie vor isoliert von anderen unerwünschten Sounds hältst.
Schritt 5: Stelle die Attack ein
Die Attack kontrolliert, wie viel Zeit das Gate ursprünglich braucht, um sich vom geschlossenen zum offenen Zustand zu bewegen.
Erhöhe deine Attack, bis sich das Gate sachte öffnet und die Attack deines Signals normal und sauber klingt.
Horche nach dem ursprünglichen Einsetzen des Sounds und finde den Zeitpunkt, an dem es gut klingt.
Horche nach dem ursprünglichen Einsetzen des Sounds und finde den Zeitpunkt, an dem es gut klingt. Mache dir an dieser Stelle noch keine Gedanken um den Körper oder die Fahne deines Sounds.
Schritt 6: Stelle den Hold ein
Hold ist die Menge an Zeit, die das Gate geöffnet bleibt, bevor es sich wieder schließt.
Erhöhe den Hold, bis sich das Gate für eine ausreichend lange Zeit öffnet, um die gesamte Dauer des Signals sowie alle anderen dazugehörigen Sounds, die in der Nähe auftreten und zum Charakter und der Qualität des Signals beitragen, einzufangen.
Das muss man ein wenig üben, ist jedoch im Grunde nicht mehr als gutes Hinhören.
An diesem Punkt solltest du ein sauberes, isoliertes (wenn auch ein wenig unnatürlich klingendes) Signal haben. Das muss man ein wenig üben, ist jedoch im Grunde nicht mehr als gutes Hinhören.
Schritt 7: Stelle den Release ein
Anhand des Release kannst du kontrollieren, wie sanft sich dein Gate schließt. Sorge mit deinem Release-Setting dafür, dass es keine abrupten Schnitte am Ende des Signals gibt, wenn sich das Gate schließt.
Erhöhe deinen Release, bis sich dein Gate in einem Tempo schließt, bei dem dein Signal langsam und sanft ausklingen kann, jedoch bevor die Attack des nächsten Instruments einsetzt.
An diesem Punkt sollte dein Signal natürlicher klingen.
Schritt 8: Passe den Floor an
Die Floor-Funktion (oder Range-Funktion) kontrolliert, wie viel des Signals durch das Gate fließt, selbst wenn dieses geschlossen ist. Dadurch kannst du wieder ein wenig (oder so viel du willst) des Rauschens / der Hintergrundgeräusche in das ursprüngliche Signal einspeisen, wodurch deine Aufnahme ein wenig natürlicher klingt.
Erhöhe die Range (auf diesem Gate heißt das Floor), bis du das Gefühl hast, das Signal ist ausreichend isoliert, das Rauschen reduziert und das Signal klingt nach wie vor sauber und vollständig.
Heißer Tipp: Du musst nicht wieder Nebengeräusche hinzufügen – die Range kann sehr niedrig oder sehr hoch sein, je nach Geschmack und Bedürfnissen.
Höre daher genau hin, vertraue deinen Ohren und setze Noise Gates dementsprechend ein!
Gates für einen guten Sound
Wenn du diesen Schritten korrekt gefolgt bist, solltest du jetzt ein sauberes, isoliertes Signal haben, in dem es kein unerwünschtes Rauschen gibt.
Indem du mit sauberen Signalen arbeitest, kannst du sie bearbeiten und Effekte hinzufügen, ohne unerwünschtes Rauschen oder andere Instrumente zu beeinflussen.
Bei Gates kommt es ganz auf’s Hinhören an, um herauszufinden, was dir am besten gefällt. Höre dir stets deine Spuren auch im Mix an. Wie eine Spur im Mix sitzt, bestimmt schlussendlich, wie ein Signal gegatet werden muss.
Höre daher genau hin, vertraue deinen Ohren und setze Noise Gates dementsprechend ein!
Übe und übe und übe an vielen verschiedenen Arten von Aufnahmen. Durch den korrekten Einsatz von Noise Gates bekommst du saubere Signale. Und das bedeutet einen besseren Mix UND ein besseres Mastering.
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