Nahbesprechungseffekt: Wie der Abstand zum Mikro deinen Sound beeinflusst

Nahbesprechungseffekt: Wie der Abstand zum Mikro deinen Sound beeinflusst

Wenn man mit Mikrofonen arbeitet, ist es wichtig zu verstehen, was der Nahbesprechungseffekt ist.

Er entsteht immer dann, wenn ein Mikrofon zu nahe an einer Klangquelle platziert wird. Er kann sich auf diverse Elemente auswirken, ist jedoch besonders problematisch, wenn man Gesang aufnimmt.

Tatsächlich ist die moderne Gesangsproduktion auf den Nahbesprechungseffekt angewiesen, um den kräftigen und fetten Sound heutigen Studiogesangs zu erzeugen.

In diesem Artikel erkläre ich dir, wie der Nahbesprechungseffekt funktioniert, worauf er sich auswirkt und wie du ihn zu deinem Vorteil nutzt.

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Dann legen wir mal los.

Was ist der Nahbesprechungseffekt?

Der Nahbesprechungseffekt sorgt für einen Anstieg in Intensität der niedrigen Frequenzen, die von einem Mikrofon eingefangen werden, sobald das Mikrofon näher an die Klangquelle gerückt wird.

Dieser Effekt tritt bei vielen Arten von Mikrofonen auf, insbesondere jedoch bei Mikros mit Richtcharakteristik.

Der Nahbesprechungseffekt kann zu Problemen in den Bassfrequenzen führen, doch er kann auch als kreatives Tool eingesetzt werden, mit dessen Hilfe man bei der Aufnahme den niedrigen Frequenzbereich von Sounds bearbeiten kann.

Richtcharakteristiken

Richtcharakteristiken beschreiben, wie empfindlich ein Mikrofon in verschiedenen Richtungen ist.

Sie helfen Tontechniker*innen dabei, genau das von einer Quelle aufzunehmen, was sie brauchen, und nichts von dem, was sie nicht brauchen.

Richtcharakteristiken beschreiben, wie empfindlich ein Mikrofon in verschiedenen Richtungen ist.


Du kennst dich vielleicht bereits mit Richtcharakteristiken aus, falls du bereits ein Kondensatormikro benutzt hast, das über mehrere Richtcharakteristiken verfügt, zwischen denen man hin- und herschalten kann.

In diesem Fall werden die Richtcharakteristiken durch die kreisförmigen Diagramme auf dem Schalter repräsentiert.

Die Haupt-Richtcharakteristiken sind Omnidirektional, Niere, Superniere und Acht.

Falls du mehr darüber erfahren willst, wie sie funktionieren, empfehle ich dir unseren detaillierten Leitfaden zum Thema Richtcharakteristiken.

Die Richtcharakteristik eines Mikrofons beeinflusst, wie dramatisch der Nahbesprechungseffekt die niedrigen Frequenzen boostet.

Die Richtcharakteristik eines Mikrofons beeinflusst, wie dramatisch der Nahbesprechungseffekt die niedrigen Frequenzen boostet.

Engere Richtcharakteristiken wie die Acht-Charakteristik boosten die niedrigen Frequenzen am stärksten. Nierenmikros erzeugen einen mittelstarken Nahbesprechungseffekt und omnidirektionale Mikros haben gar keinen.

Wie du den Nahbesprechungseffekt benutzt, um deinen Sound zu bearbeiten

Du weißt es vielleicht nicht, doch viele der grundlegenden Sounds, die man mit aufgenommener Musik assoziiert, wären ohne den Nahbesprechungseffekt nicht möglich.

Damit meine ich massiven Gesang oder das tiefe Wummern einer Bass-Drum.


In beiden Fällen hilft der Nahbesprechungseffekt von Nierenmikrofonen dabei, die niedrigen Frequenzen zu verstärken.

Du kannst ähnliche Ergebnisse auch mit EQing erzielen, doch der Einsatz des natürlichen Nahbesprechungseffekts ist ein toll klingendes Verfahren, für das man kein zusätzliches Equipment braucht.

Alles, was du tun musst, um dir diese Erweiterung im niedrigen Frequenzbereich zu Nutze zu machen, ist, die Quelle nah am Mikro zu platzieren.

Wenn du den Abstand verringerst, wirst du einen deutlichen Anstieg der niedrigen Frequenzen feststellen, der bei etwa 200-300 Hz losgeht und von dort aus im Spektrum weiter nach unten rückt.

Heißer Tipp: Du kannst diesen Effekt mit einem Acht-Charakteristik-Mikro oder einem Mikro mit mehreren Richtcharakteristiken, unter der sich auch eine Acht-Charaktersitik befindet, noch verstärken.

Einer der Hauptgründe dafür, dass Nierenmikrofone für die Gesangsaufnahme so beliebt sind, ist, dass ihr Nahbesprechungseffekt den Bereich boostet, der die Grundfrequenz vieler Noten im Repertoire einer Sängerin/eines Sängers enthält.

Das ist einer der Gründe dafür, dass Studiogesang im Mix so massiv klingt, wenn er mit kleinem Abstand korrekt aufgenommen wurde.


Und auch andere Quellen wie Bass-Drums oder Floor-Toms, die im Mix groß und fett klingen müssen, können vom Nahbesprechungseffekt profitieren.

Wie man den Nahbesprechungseffekt vermeidet

Falls du einen detailreichen, “nahen” Sound willst, ohne jedoch den Bass zu boosten, musst du sicherstellen, dass dir der Nahbesprechungseffekt nicht in die Quere kommt.

Falls du einen detailreichen, “nahen” Sound willst, ohne jedoch den Bass zu boosten, musst du sicherstellen, dass dir der Nahbesprechungseffekt nicht in die Quere kommt.

Das kann der Fall sein, falls du eine Quelle aufnimmst, die bereits über viel Energie im niedrigen Frequenzbereich verfügt oder eventuell zu dröhnend werden könnten.

Die beste Art, um das zu tun, besteht darin, eine Richtcharakteristik mit einem weniger starken Nahbesprechungseffekt zu benutzen.

Die offensichtliche Wahl hier ist ein omnidirektionales Mikro. Mikros mit dieser Richtcharakteristiken haben keinen Nahbesprechungseffekt.

Vielleicht machst du dir Sorgen, dass du mit einem omnidirektionalen Mikro zu viele zusätzliche Geräusche aufnimmst, doch wenn du es nahe an der Quelle platzierst, ist das wahrscheinlich kein ernst zu nehmendes Problem.

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Experimentiere mit unterschiedlichen omnidirektionalen Mikros, um dir anzuhören, wie sie sich jeweils auf den Nahbesprechungseffekt auswirken.

Andere Optionen

Beim Mischen wünscht man sich manchmal, dass man die Zeit zurückdrehen und verändern könnte, wie man einen Sound an der Quelle aufgenommen hast.

Falls du es schonmal mit dem Nahbesprechungseffekt übertrieben hast, oder dein Sound zu dünn geworden ist, weißt du, wie wichtig es ist, den Sound von Anfang an korrekt aufzunehmen.

Man kann die Zeit nicht wirklich zurückdrehen, doch heutigen Produzent*innen stehen mehr Optionen zur Verfügung als jemals zuvor.

Eine ist es wert, im Zusammenhang mit dem Nahbesprechungseffekt erwähnt zu werden: das TDR Proximity.

Es ist ein kostenloses Plugin, das den Boost des niedrigen Frequenzbereichs, der durch den Nahbesprechungseffekt entsteht, simuliert.


Falls du dir nach wie vor noch nicht sicher bist, wie der Nahbesprechungseffekt klingt, oder du hören willst, welche Quellen in deinem eigenen Mix von dem Boost im niedrigen Frequenzbereich, den er herbeiführt, profitieren können, stellt TDR Proximity durchaus eine interessante Option dar.

Mikro + Abstand = Effekt

Für die korrekte Arbeit mit Mikrofonen ist es wichtig, den Nahbesprechungseffekt zu verstehen.

Wie so ziemlich jede Eigenart der Technologie kann auch er kreativ eingesetzt werden, um eine Aufnahme zu verbessern.

Falls du es bis ans Ende dieses Artikels geschafft hast, hast du jetzt eine gute Grundlage, um mit dem Nahbesprechungseffekt zu arbeiten.

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Annika Wegerle

Annika liebt verquere Geschichten und schillernde Figuren. Sie schreibt über Musik und alles, was sie sonst in die Finger bekommt.

@Annika Wegerle

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