Meister der Master: LANDRs leitender Toningenieur Al Isler und sein selbstgebauter Synthesizer

Meister der Master: LANDRs leitender Toningenieur Al Isler und sein selbstgebauter Synthesizer

Wir stellen vor: Al von LANDR.

Du hast recht: LANDR nutzt künstliche Intelligenz, um deine Musik zu mastern.

Die KI, die hinter LANDR steckt, bedurfte jedoch einiger Hilfe, um jenes Niveau der Großartigkeit zu erreichen, auf dem sie mittlerweile angekommen ist.

LANDR basiert auf maschinellem Lernen, das von Menschen angeleitet wird, – es ist demnach nicht einfach nur ein Roboter, Algorithmus oder Preset.

Wer sind dann also die Menschen, die LANDR anleiten? Gute Frage.

Wir stellen vor: Al Isler. Er ist einer der leitenden Audio-Ingenieure hier bei LANDR. Tagtäglich basteln er und sein Audio-Team an der LANDR-Maschine herum, um sie für das Mastering deiner Tracks zu optimieren.

Um dir einen besseren Eindruck von den Prozessen und Menschen zu vermitteln, die hinter LANDR stecken, haben wir (ganz sachte) an Als Studiotür geklopft, um ihm ein paar Fragen zu stellen.

Schau dir im folgenden Video an, wie Al auf seinem ‘Do It Yourself”-Synth herumnudelt. Seine Hündin Ginny ist auch dabei. Lies anschließend weiter, um mehr über Als Audio-Philosophie, LANDR, das Ingenieurshandwerk sowie die wichtige Rolle des ‘Do It Yourself’ zu erfahren.

Hey Al, danke, dass du dir die Zeit für ein kleines Pläuschen genommen hast. Warum erzählst du uns zum Anfang nicht ein bisschen was über den abgefahrenen Synth, den du gebaut hast?

Na klar. Mein Synth ist dem Music From Outer Space Sound Lab Mini MKII nachempfunden.

Es handelt sich um einen ziemlich gut ausgestatteten Mono Synth mit 2 Oszillatoren, einem Noise-Generator, einem LP/BP-Filter, der bei maximaler Resonanz zusätzlich auch als Sinusoszillator agieren kann, einem S/H-Generator, 2 Hüllkurvengeneratoren und vielem mehr.

Ich habe einen passiven Ringmodulator sowie einen Portamento/Glide-Schaltkreis (von einem MFOS-Schaltplan) dazugebastelt. Ich nutze einen MIDI-CV-Umwandler von Doepfer, um ihn von einem Standard-Keyboard aus zu spielen.

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Ray Wilson, der Designer und Gründer von MFOS, ist vor kurzem verstorben, was einen riesigen Verlust für die ‘Do It Yourself’-Synth-Community bedeutet hat. Aber so wie’s aussieht, hält seine Witwe MFOS am Leben, sodass sie vielleicht bald wieder erhältlich sind. Ich kann nur allen wärmstens an’s Herz legen, Music From Outer Space zu erkunden. Es bietet unglaublich viele tolle Infos bezüglich der Funktionsweise von analogen Synths sowie coolen Projekten, die von simplen Schallboxen bis hin zu komplett ausgestatteten Mono Synths alles abdecken.

Was genau ist dein Job bei LANDR und wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich dort aus?

Ich bin einer der leitenden Audio-Ingenieure bei LANDR. Im Großen und Ganzen bin ich dafür verantwortlich, die klanglichen Aspekte der Maschine voranzutreiben und zu beaufsichtigen. Ich arbeite eng mit unseren forschenden IngenieurInnen zusammen, um die Art und Weise, wie LANDR Songs analysiert und bearbeitet, stetig zu verbessern. Das hilft uns dabei, bei all der Technik stets den musikalischen Fokus beizubehalten.

Welchen ‘offiziellen’ und ‘inoffiziellen’ Ausbildungshintergrund hast du im Audio-Bereich?

Offiziell habe ich einen Abschluss in Elektroakustik von der Concordia University. Mein Schwerpunkt lag dabei eher ganz traditionell auf Recording, Mixen und Mastering statt auf elektroakustischer Komposition.

Meine inoffizielle Ausbildung besteht in den abertausenden von Stunden, die ich in den letzten 15 Jahren als Freelancer gearbeitet habe, wobei ich immens viel Erfahrung im Bereich des ‘Do It Yourself’ gesammelt habe. Ich bin der festen Überzeugung, dass man am meisten lernt, wenn man einfach ‘macht’, was allerdings nicht bedeutet, dass ein bisschen Theorie und technisches Know-How nicht hilfreich wären.

“Meine inoffizielle Ausbildung besteht in abertausenden von Stunden, die ich in den letzten 15 Jahren mit Freelancing und dem Sammeln von DIY-Erfahrung verbracht habe. Das ist meiner Meinung nach viel wertvoller.”

Wie ist dein Heimstudio derzeit so aufgestellt?

Gerade vor kurzem habe ich mein Studio etwas verkleinert, um so ein eher tragbares Setup zu haben, das um ein Audio Apollo 8 von Universal herum aufgebaut ist. Ich habe eine kleine aber leistungsfähige Mikro-Sammlung und ein paar Vorverstärker von Hairball Audio und Capi-Gear. Ich versuche wenn möglich immer, Sachen selbst zu machen, weil ich mich so verbundener fühle mit dem, was ich tue, und nicht einfach nur der Typ bin, “der Sachen kauft”. Außerdem schont das den Geldbeutel immens :)

“Ich versuche wenn möglich immer, Sachen selbst zu machen, weil ich mich so verbundener fühle mit dem, was ich tue, und nicht einfach nur der Typ bin, ‘der Sachen kauft’.”

Trotzdem schleppe ich immer neue Sachen an. Mein Plan ist es, dieses Jahr in Richtung eines hybrideren Setups zu expandieren, das Outboard-Geräte wie Kompressoren und einen Summierer beinhaltet. Außerdem versuche ich, eine solide Kollektion an Instrumenten zusammenzustellen, denn alle Mikros und Vorverstärker der Welt können dich nicht retten, wenn deine Quelle nichts taugt.

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Wie passen deiner Meinung nach Dienste wie LANDR in’s Bild, wenn es um die Musikproduktion der Zukunft geht?

Workflows in der Musikproduktion entwickeln sich immer mehr hin zu Independent-Produktionen, Heimstudios (sogar bei den absoluten Profis) und schneller Umsetzung. Dienste und Technologien wie LANDR machen all das möglich. Zusätzlich bieten sie bestimmten Musikschaffenden und ProduzentInnen das, was sie brauchen, um mit dem neuen, schnelleren Workflow Schritt zu halten, der langsam aber sicher zum Standard in der Musikbranche wird.

“…alle Mikros und Vorverstärker der Welt können dich nicht retten, wenn die Quelle deines Sounds nichts taugt.”

LANDR spart Zeit und Ressourcen, die viele selbstfinanzierte und -produzierte MusikerInnen ansonsten in den Versuch investieren müssten, ihr eigenes Material zu mastern und somit konkurrenzfähig zu machen. LANDR nimmt ihnen eine Aufgabe ab, die zeitintensiv ist und manchmal auch einschüchternd wirken kann.

Worin siehst du die größte Veränderung, die im Bereich der Tontechnik in Zukunft auf uns zukommt?

Wenn wir generell von Tontechnik reden, also nicht nur in Bezug auf Musik, dann bestimmt im Bereich Virtueller Realität und 3D-Audio. Super coole Technologien, die sich noch in der Entwicklung befinden, allerdings nicht so ganz meine Welt, daher bin ich in dem Bereich nicht so wirklich am Puls der Zeit.

In Bezug auf ausschließlich Musik-orientierte Tontechnik bin ich mir nicht sicher… Wir haben mittlerweile auf Alles jederzeit Zugriff, und das bis in alle Ewigkeit. Plugins sind mittlerweile sehr gut, Computer werden nicht mehr viel schneller werden und viel billiger geht’s auch nicht mehr.

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Ich würde sagen, einen zunehmenden Trend, den ich derzeit feststelle, besteht im DIY.

Seitdem Unternehmen wie Capi-Gear, Hairball Audio, Sound Skulptor, Microphone Parts, DIY Recording Equipment (um nur ein paar zu nennen) extrem hochwertige Produkte mit ziemlich detaillierten Montageanleitungen auf den Markt bringen, wird DIY für AnfängerInnen immer attraktiver und vor allem nahbarer.

“Allein schon die Fähigkeit, seine eigenen Kabel bauen oder reparieren zu können, ist von großem Vorteil.”

Ich glaube, das kommt gut an bei IngenieurInnen, die mit stetig schrumpfenden Budgets zu kämpfen haben. Es schont den Geldbeutel, ohne dass man dabei Abstriche bei der Qualität machen muss. Außerdem eignet man sich wertvolle Skills an. Allein schon die Fähigkeit, seine eigenen Kabel bauen oder reparieren zu können, ist von großem Vorteil.

Welche Musik hörst du so außerhalb der Arbeit? Irgendwas Spezifisches?

Ich weiß, das ist jetzt nicht sehr befriedigend, aber das ist viel zu viel, als dass ich das auf etwas Spezifisches reduzieren könnte. Mein Geschmack erstreckt sich so ziemlich auf alle Genres. Meiner Meinung nach ist es eine der besten Qualitäten eines Audio-Ingenieurs – egal ob beim Mastering, Mixen, Basteln oder Produzieren –, wenn er tiefgreifende Kenntnisse in vielen verschiedenen Genres mitbringt.

“Meiner Meinung nach ist es eine der besten Qualitäten eines Audio-Ingenieurs – egal ob beim Mastering, Mixen, Basteln oder Produzieren -, wenn er tiefgreifende Kenntnisse vieler verschiedener Genres mitbringt.”

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Natürlich hat jede/r so seine Vorlieben, was bei mir letztendlich wohl eher Rock/Singer-Songwriter/Americana ist, aber ich höre mir so viele verschiedene Arten von Musik an wie möglich, und schätze alle zutiefst. Wenn man einmal anfängt, etwas tiefer zu graben, stellt man schnell fest, dass die sich alle gar nicht so extrem unterscheiden, geschweige denn getrennt voneinander existieren, sondern dass sie alle Punkte auf einer Linie darstellen. Letzten Endes sind verschiedene Musikstile einfach nur Dialekte ein und derselben Ausgangssprache.

HIER erfährst du mehr über die MFOS DIY Synth Community.