Wie du durch Transposition mehr aus deinen Samples herausholst
Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für’s Pitch-Shifting, Warping und das Bestimmen der Tonart.
Bei der Arbeit mit Samples ist die Tonhöhe (Pitch) absolut essentiell.
Du hast das perfekte Sample gefunden, aber es gibt da ein Problem… Es ist nicht in der gleichen Tonart wie dein Track. Oder es würde in einer anderen Tonhöhe besser in den Mix passen.
Produzenten wie like Jacques Greene oder Burial haben aus dem Choppen und Pitchen von Vocal-Samples eine ganze Kunst gemacht. Es ist eine wertvolle und vielfältig einsetzbare Methode im Studio, die alle erfahrenen ProduzentInnen kennen sollten.
Deine DAW bietet dir die Möglichkeit, ganz einfach die Tonhöhe eines Audio-Samples zu verändern, ohne dass dabei die Qualität flöten geht – du kannst sogar die Tonart eines kompletten Songs verändern. Dieses Verfahren hat sogar einen Namen:
Transposition.
Diese Technik eignet sich nicht nur für einzelne Samples. Du kannst es auch nutzen, um die Tonart eines kompletten Instrumental-Tracks zu verändern, um ihn der Stimmlage des/der SängerIn anzupassen. Oder transponiere eine alte Synthesizer-Spur für einen neuen Track, den du in einer anderen Tonart produziert hast. Die Möglichkeiten sind unendlich!
Also was ist es genau? Wie funktioniert’s? Und warum solltest du es anwenden? Dann mal ran an den Speck!
WAS VERSTECKT SICH HINTER DEM TRANSPONIEREN?
Wenn man mit dem Sampling anfängt, fragt man sich meistens zuerst: Wie kann ich die Tonhöhe eines Samples verändern?
Da kommst das Transponieren in’s Spiel, das kleine Helferlein eines jeden Samplers. Transponieren bedeutet, dass die Tonhöhe eines Audio-Samples (oder eines MIDI-Notensatzes) nach oben oder unten verschoben wird. Das findet in Halbtonschritten (HS) statt.
Durch das Transponieren kannst du eine Aufnahme in jede beliebige Tonhöhe und -art verschieben—so musst du nicht noch einmal aufnehmen oder das coole Sample, das du gefunden hast, in den Papierkorb verschieben.
Bevor wir jedoch genauer darauf eingehen, wie du das anstellst, schauen wir uns zuerst nochmal ein paar Grundlagen der Musiktheorie an.
WAS IST EIN HALBTON?
Ein Halbton ist der kleinste Intervall bzw. die kleinste Distanz zwischen zwei Noten.
Auf einem Klavier oder Keyboard beträgt die Differenz zwischen zwei nebeneinanderliegenden Tasten einen Halbton. Meistens bedeutet das, dass man von einer weißen zu einer schwarzen Taste geht. Die einzige Ausnahme ist E ⇄ F and H ⇄ C, da zwischen diesen weißen Tasten keine schwarzen Tasten liegen. Diese Schritte sind auch Halbtöne, obwohl man von einer weißen zu einer weißen Taste geht.
Ein Ganzton bzw. Ganztonschritt (GS) besteht aus zwei Halbtönen bzw. Halbtonschritten.
Wie ich bereits vorher erwähnt habe, funktioniert das Transponieren so, dass du einen Ton in Halbtonschritten nach oben oder unten verschiebst.
Zum Beispiel: Wenn du dein Sample von seinem originalen Ton C auf ein D verschieben willst (also einen Ganzton nach oben), dann musst du es um zwei Halbtöne nach oben verschieben. Halbtöne und Ganztöne zu kennen, ist ziemlich praktisch, wenn du Tonleitern (wie beispielsweise die unten stehende Dur-Tonleiter) auswendig lernen willst, damit du jeden Ton in jeder Tonart spielen kannst. Aber zurück zum Thema.
WIE MAN DIE TONHÖHE ÄNDERT, OHNE DAS TEMPO ZU BEEINFLUSSEN
Also zurück zu unserer Mission: Samples in deiner DAW pitchen.
In der physischen Welt hängen Tonhöhe und Tempo folgendermaßen zusammen: Wenn du das Tempo erhöhst, hört sich auf einmal alles wie kleine wuselige Streifenhörnchen an (die Tonhöhe geht nach oben). Wenn du das Tempo reduzierst, hört sich alles tiefer an (Tonhöhe geht nach unten). Du kannst das mit einem Plattenspieler ausprobieren, da hört man das gut.
Wenn sich jedes Mal, wenn du die Tonhöhe eines Samples veränderst, auch das Tempo ändert, stimmt das Timing bald nicht mehr.
Ein weiteres Problem: Wenn du an der Tonhöhe herumschraubst, kann es passieren, dass das Sample verzogen klingt und an Qualität verliert.
Damit Tempo UND Qualität des Samples erhalten bleiben, wenn du die Tonhöhe eines Samples veränderst, gehst du dementsprechend am besten folgendermaßen vor:
- Bereite deine Samples so vor, dass sie gut und laut genug klingen.
- Stelle sicher, dass in deiner DAW (wir nutzen Ableton Live) das Tempo deiner Master-Spur dem Tempo deines Samples (oder des von dir gewünschten Tempos) entspricht:
- Ziehe dein Sample in einen Audioclip und klicke es an:
- Schalte Warp ein. Das stretcht dein Sample, sodass das Tempo erhalten bleibt:
- Klicke auf ‘Pro’, um im Dropdown-Menü die Tonart zu ändern. Nutze Beats für rhythmische Muster, oder Complex Pro für sehr wuselige Akkorde und Samples. Das verhindert, dass die Qualität des Samples abnimmt oder es verschoben klingt:
- Nutze den Transpose-Regler, um die Tonhöhe deines Samples in Halbtonschritten zu ändern:
WIE DU IN DEINER DAW DIE TONHÖHE EINES SAMPLES FINDEST
Bisher bin ich davon ausgegangen, dass du bereits die Tonhöhe oder -art deines Samples oder Songs kennst. Falls das der Fall ist: klasse. Nicht alle unter uns sind ausgebildete MusikerInnen—und das ist gar kein Problem!
Deine DAW verfügt über tolle Tools, mit denen du die Tonhöhe oder -art deiner Audio-Samples herausfinden kannst.
So funktioniert’s in Ableton:
- Finde Tuner und Spectrum (nutze das Accurate Fast oder Notes Preset) unter Audio Effects. Füge sie in deine Sample-Spur ein.
- Loope dein Sample, indem du die Loop Switch Taste aktivierst und dann den grauen Loop-Streifen dahin ziehst, wo du ihn haben willst:
- Klicke auf Play und schau dir an, was dir dein Tuner und Spectrum sagen. Klicke anschließend den ersten Höhepunkt deines Spectrum an. Das wird höchstwahrscheinlich deine Grundfrequenz sein. Es erscheint ein orangenes Quadrat—dieses gibt dir die Frequenz (in Hz) und die Tonart an, mit der du arbeitest. Notiere sie dir.
- Spiele diese Noten auf einem virtuellen Klaviertastatur zusammen mit deinem Sample. Welche Note hört sich richtig an und passt am besten? Wenn du das heraushörst, hast du deine Tonhöhe gefunden! Herzlichen Glückwunsch.
Falls du lernen möchtest, wie du die Tonart eines Songs alleine nach Gehör bestimmst, gilt es, deine Ohren zu trainieren.
DIE TONHÖHE RICHTIG NUTZEN
Die Kunst des Samplings endet nicht damit, dass man das richtige Sample gefunden hat.
Es kommt darauf an, was du damit anstellst—Pitching, Stretching, damit herumspielen und es mit Effekten belegen.
Je mehr Sampling-Tools du in Petto hast, desto eher wird es dir gelingen, einprägsame Melodien, Solos, Basslines oder Pads für deinen Track zu kreieren.
Transposition ist ein solches Tool.