DJs im Zeitalter der digitalen Distribution: Im Gespräch mit Terry Weerasinghe von Beatport
Terry Weerasinghe verfügt über eine außergewöhnliche Sicht auf die Branche des Musikvertriebs und die Rolle, die sie für DJs spielt.
Weerasinghe, der ursprünglich aus Großbritannien stammt, hat als Angestellter in einem Plattenladen gearbeitet, bevor er Business Management und Advertising studierte. Doch schlussendlich zog es ihn nach Berlin aufgrund seiner .
Als ehemaliger Leiter von Native Instruments Traktor und Marketing-Manager von Pioneer Pro DJ hat Weerasinghe die Veranderungen in Hinblick darauf, wie DJs und Producer Musik machen und vertreiben, hautnah miterlebt.
Heute ist Weerasinghe Senior Vice President of Music, Marketing and Analytics bei Beatport und beaufsichtigt dort das Marketing und Branding.
Beatport wurde 2004 gegründet und entstand aus auf der Idee heraus, einen digitalen Markt für DJs und ihre Fans zu gründen, auf dem sie Dance Music kaufen können. Im Zuge der Veränderungen sowohl in Hinblick auf den Konsum von Musik als auch den digitalen Musikmarkt an sich ist Beatport eine interessante Fallstudie dafür, wie sich ein bahnbrechendes Musik-Startup den neuen Wirklichkeiten der Musikindustrie anpassen muss, und dafür, wie die Zukunft der Dance Music definiert werden wird.
Weerasinghe hat zum Anlass genommen, dass LANDR nun auch den Vertrieb an Beatport anbietet, und hat mit uns über die Wichtigkeit von Labels für die elektronische Musik, wie Beatport in die aktuelle Landschaft des Musikvertriebs passt sowie Dance Music im Zeitalter des Streamings gesprochen.
Erzähle uns ein wenig darüber, wie Beatport sich wieder auf seine zentrale Mission konzentriert, die darin besteht, die führende Quelle für Dance Musik zu sein. Auf welche Weise hat Beatport diese Mission verwirklicht?
Bevor wir in diese Phase der Neuorientierung eingetreten sind, schien es so, als gäbe es jede Woche eine neue Idee, die sich nicht auf den zentralen Markt von Beatport konzentriert hat: DJs. Mittlerweile sind wieder alle Prioritäten darauf ausgerichtet, wie wir unseren DJ-KundInnen nützlich sein können.
Manche Ideen waren gut, andere wiederum waren nicht wirklich ausgereift. Mittlerweile sind wieder alle Prioritäten darauf ausgerichtet, wie wir unseren DJ-KundInnen nützlich sein können.
Die größte Veränderung hinter den Kulissen bestand darin, dass wir es einfacher gemacht haben, Musik zu finden. Wir haben einen umfassenden Großputz bei den Genre vorgenommen und über 1,5 Millionen Tracks in ihre korrekte Kategorie eingeordnet.
Als nächstes haben wir unsere Bass-Genre neu ausgerichtet: Wir haben neben Dubstep jetzt auch Trap/Future Bass, Garage/Bassline/Grime und Leftfield Bass im Shop. Wir haben die neuen Kategorien zusammen mit vielen der größten VertreterInnen der Bass-Szene wie Run The Trap, UZ, OWSLA, DJ Q, Rinse FM, DJ Shiftee und Mad Decent erstellt.
Ohne Zweifel sind wir eher spät dran mit der Einführung dieser Genre, doch wir haben hinter den Kulissen hart gearbeitet, um das Ganze richtig umzusetzen.
Unsere Mission besteht darin, die richtige Musik dem richtigen DJ verfügbar zu machen, und wir sind der Meinung, dass wir das heute besser schaffen als jemals zuvor.
Die Musikproduktion ist in den letzten Jahren um einiges zugänglicher geworden und der Trend weitet sich mittlerweile auch auf andere Gebiete wie den Musikvertrieb aus. Wie nimmst du das Ganze aus der Perspektive von Beatport wahr?
Dance Music folgt einem ganz speziellen Modell, in dem das Label nach wie vor eine Schlüsselrolle einnimmt. Da wir Tracks verkaufen und keine Songs, agieren die Labels als eine Autorität innerhalb jedweden Sounds, dem die Kundin oder der Kunde leidenschaftlich gegenübersteht.
Unsere Mission besteht darin, die richtige Musik dem richtigen DJ verfügbar zu machen, und wir sind der Meinung, dass wir das heute besser schaffen als jemals zuvor.
Ein label ist ein Qualitätssiegel, egal ob der eigene Geschmack eher mit Drumcode oder Ilian Tape übereinstimmt.
Indem MusikerInnen mit so vielen guten Labels wie möglich veröffentlichen, können sie ihr Profil erweitern, da unterschiedliche Labels unterschiedliche Fangemeinden haben.
Im Angesicht der rapide anwachsenden Beliebtheit des Streamings sind DJs nach wie vor eine der Gruppen, die weiterhin herunterladbare digitale Tracks kaufen. Glaubst du, dass DJing jemals zum Streaming übergehen wird und warum?
An einem gewissen Punkt wird es bestimmt eine technologische Evolution geben, doch diese Veränderung muss von einer der führenden Marken aus diesem Bereich kommen. In der DJ-Welt sind diese führenden Influencer Pioneer, Traktor und Serato und eine umfassender Wandel würde Jahre brauchen, um sich wirklich zu etablieren.
2002 hat Pioneer seinen DMP-555 veröffentlicht, den ersten CDJ, der MP3s von einer SD-Karte abspielen konnte, während andere Modelle nach wie vor nur für CDs waren. Es gab keinen umgehenden Wechsel zu digitalen Formaten, als er veröffentlicht wurde, da das erst zum Industriestandard werden musste.
An einem gewissen Punkt wird es bestimmt eine technologische Evolution geben… [doch] ein umfassender Wandel müsste sich dann erst über viele Jahre hinweg etablieren.
Als CDJ-2000 dann endlich erschienen ist, hat es ungefähr drei Jahre gedauert, bis die USB-Stick-Revolution da war. Eine ähnliche Entwicklung im Bereich des Streamings müsste von den führenden Hardware-Herstellern angeführt werden, dementsprechend sind wir uns ziemlich sicher, dass es Downloads noch für einige Zeit geben wird.
Du hast mit deiner Erfahrung einige der wichtigsten DJ-Marken und -Produkte der Welt angeführt – Pioneer CDJ, Traktor und jetzt auch Beatport. Was denkst du über die Evolution der Musikformate in der DJ-Kultur?
Musikformate sind im Grunde seit einiger Zeit recht statisch geblieben. Es gibt die gängige Ansicht, dass digital niedrigere Qualität bedeutet, doch das ist schlicht und ergreifend nicht der Fall.
Doch natürlich wäre es aufregend, eine digital Datei zu haben, die hochwertiger wäre als eine WAV oder AIFF, jetzt, da Speicherkapazitäten viel größer und Download-Zeiten kürzer geworden sind.
Inwiefern arbeitet Beatport mit unabhängigen Labels zusammen und wie helft ihr ihnen dabei, profitabel und sichtbar zu bleiben?
Dance Music und unabhängige Labels gehören einfach zusammen. 96% der Label-Einnahmen von Beatport werden an unabhängige Labels ausgezahlt. Da es sich nicht um einen Song-zentrierten Markt handelt, sind die großen Labels nicht ganz so sehr daran interessiert, hier zu dominieren, wie das in anderen Szenen der Fall ist.
Wir haben viele unabhängige Labels, die unter denselben Bedingungen operieren. Wir kuratieren auf Beatport jede Woche etwa 25.000 Tracks von 25.000 Labels, daher wird unabhängige Musik stets im Zentrum dessen stehen, was wir tun.
Unabhängige Musik wir stets im Zentrum dessen stehen, was wir tun.
Wie funktionieren die Beatport-Charts innerhalb des Systems von Beatport – sind sie kuratiert oder orientieren sie sich an Verkaufszahlen, oder beides? Und inwiefern können sie eine/n MusikerIn groß rausbringen?
Die Charts von Beatport (wie z.B. die Top 100 und die Genre-spezifischen Top 10) orientieren sich komplett an Verkaufszahlen, wohingegen die DJ-Charts von dem darin vorkommenden Musiker/der darin vorkommenden Musikern ausgewählt werden. Herausragende Musik wird zudem regelmäßig von unserem fachkundigen Kurationsteam in Form von Charts hervorgehoben (z.B. Best New Tracks).
Beatport war ein ausschlaggebender Faktor für den Erfolg von MusikerInnen wie Skrillex, Zedd und Deadmau5, doch auch von aktuelleren Acts wie CamelPhat, die ein gewisses Wachstum im Zusammenhang mit Beatport erfahren haben.
Wenn ich ein unabhängiges Elektro-Label gründen würde, wie würde ich vorgehen, um auf Beatport repräsentiert zu werden? Was sind eure Kriterien für eine Partnerschaft?
Es mag Labels vielleicht so vorkommen, als sei ein Account direkt mit Beatport der einzige Weg, einen Fuß in die Tür zu bekommen, doch das ist nicht der Fall. Fast alle erfolgreichen Labels auf Beatport verfügen über einen soliden Vertreiber, das ist heutzutage unumgänglich.
Der erste Schritt besteht darin, deine Optionen für den Vertrieb zu recherchieren. Wer ist der Vertreiber für Labels, die du respektierst? Wer bietet die Art von Diensten an, die du suchst?
Vertreiber können noch viel mehr tun, als deine Inhalte auf Beatport zu bekommen: Sie können auch dafür sorgen, dass sie via Promotion-Plattformen in die Hände von trendsetzenden DJs gelangen und deine YouTube- und SoundCloud-Clips veröffentlicht sind, bis hin zum Mastering und komplettem Label-Management. Viele bieten umfassende, auf deine Bedürfnisse maßgeschneiderte Pakete an.
Wie funktioniert der Wettbewerb Beats In School innerhalb der Beatport-Community und wie hilft er unabhängigen MusikerInnen dabei, ihre Karriere zu gestalten und ihre Geschichte zu erzählen?
Beats In School ist ein absolut einzigartiger Wettbewerb. Er ist der einzige Wettbewerb für DJs/ProducerInnen, bei dem der Gewinner/die Gewinnerin mit einem der führenden Labels der Welt gepaart wird.
Er steht komplett im Einklang mit dem digitalen Musikmarkt. Wenn man einmal Platten sammelt, sammelt man immer Platten.
Alle Labels, die an Beats In School teilnehmen – Circus Recordings, Anjunabeats, Hospital Records and Dirtybird -, haben es in die Auswahl “Top 50 Labels of the Decade”” von Mixmag geschafft, Dirtybird sogar auf den ersten Platz. Dementsprechend ist es wirklich cool, dass ExpertInnen von jedem Label mit dem Gewinner/der Gewinnerin zusammenarbeiten, um ihm/ihr dabei zu helfen, seine/ihre beste Musik zu machen.
Wir arbeiten außerdem mit der Association for Electronic Music (AFEM), um dem Gewinner/der Gewinnerin Zugang zu kompetenten Leuten der Branche zu verschaffen. Des Weiteren bekommt man Unterstützung von Beatport, Training und Equipment von der Point Blank Music School und unseren Hardware-Partnern, einen Artikel in Future Music and Computer Music und vieles mehr.
Ist es wahr, dass du 6.000 Schallplatten besitzt? Wie siehst du den ganzen Vinyl-Wahn und wie wirkt er sich auf den digitalen Musikmarkt aus?
Ich bin der Meinung, dass er vollkommen im Einklang mit dem digitalen Musikmarkt steht. Wenn man einmal Platten sammelt, sammelt man immer Platten.
Vinyl mag zwar fürs DJing nicht das praktischste Format sein, doch ich habe mit dem Plattensammeln angefangen, noch bevor ich 10 Jahre alt war. Vinyl wird immer einen Platz in meinem Herzen haben, sowohl was den Sound als auch die Ästhetik anbelangt, und ich erweitere meine Sammlung jede Woche.
Der Vinyl-Wahn hat dazu geführt, dass Leute sich auf eine Art und Weise mit Dance Music beschäftigen, wie das seit Jahren nicht mehr der Fall war. In meinen Augen ist das absolut ergänzend zu dem, was wir bei Beatport machen.
Stöbere durch Beatports Katalog, Genre und Charts. Erfahre mehr über den Vertrieb an Beatport mit LANDR.
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