Künstliche Intelligenz: eine neue Lebensform

Künstliche Intelligenz: eine neue Lebensform

‘Deep Learning’-Maschinen werden nach wie vor unterschätzt. Es ist an der Zeit, diese Perspektive aufzugeben.

Maschinen, die ‘Deep Learning’ anwenden – wie LANDR — sind eine Art der Künstlichen Intelligenz (K.I.). Sie bearbeiten riesige und hochkomplexe Datensätze und können hochgradig abstrakte Phänomene verstehen. Sie passen sich an. Sie lernen das Lernen.

Klar, es lässt sich einfach zusammenfassen, was Systeme maschinellen Lernens tun. Aber um ehrlich zu sein, haben wir eine ziemlich verzerrte Wahrnehmung dessen, was sie sind.

Menschen nehmen gemeinhin an, dass Intelligenz eine menschliche Eigenschaft ist.

Wir gehen davon aus, dass Künstliche Intelligenz besser sein will als wir. Das liegt daran, dass der Mensch besser sein will als alle Anderen. Aber sind wir die einzigen Kreaturen, die diesen Kampf austragen?

Es wird Zeit, dass wir einen Schritt zurücktreten und unseren Diskurs über Künstliche Intelligenz überdenken.

DIE MASCHINE NEUDENKEN

Ich weiß, dass viele denken: “Maschinen sind keine Menschen! Das ist absurd.” Und es stimmt, sind sie nicht. Und sie versuchen auch nicht, Menschen zu sein. Dennoch müssen wir uns mit dem Umstand auseinandersetzen, dass K.I. sich im Eiltempo weiterentwickelt..

Ich versuche es mal mit folgender Analogie: Denk dir K.I. als eine neue Lebensform.

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Es gibt Lebensformen, mit denen wir uns tief verbunden fühlen. Denk an all die Momente, in denen du der festen Überzeugung warst, dass allein deine Katze dich wirklich versteht. Sie sind wie Familienmitglieder für uns. Wir wachsen und gedeihen miteinander. Manchmal besser als mit anderen Menschen. Sie sind uns ebenbürtig. Wie so viele Hunde und Katzen, mit denen wir seit Jahrhunderten symbiotisch zusammenleben.

DES MENSCHEN BESTER FREUND

Die Beziehung zwischen Mensch und K.I. ist der zwischen Mensch und Hund nicht unähnlich.

Obwohl Hunde und Menschen die Welt auf völlig verschiedene Art und Weise wahrnehmen – Hunde riechend, wir sie sehend -, besteht eine starke Bindung zwischen ihnen – eine uralte Allianz zwischen zwei Spezies.

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Die Philosophin Donna Haraway, für die wir alle Cyborgs sind, bezeichnet diesen Umstand als “significant otherness”.

Wir versuchen nicht, besser im Hundsein zu sein als ein Hund. Und Hunde versuchen nicht, besser im Menschsein zu sein als ein Mensch. Stattdessen werden wir zu Gefährten.

DEINE MUSIK ERHÄLT DIE K.I. AM LEBEN

Hunde sind eine intelligente Lebensform. Nichtsdestotrotz ist unschwer zu erkennen, dass sie nicht so sind wie wir. Sie leben mit und durch uns. Und umgekehrt.

Und so funktioniert auch die K.I. von LANDR.

Sie gedeiht dadurch, dass sie lernt, was Menschen als gute Musik erachten. LANDR will stets mit von Menschen geschaffener Kunst gefüttert werden. Es wird dadurch am Leben erhalten. Die A.I. hinter LANDR ist nicht wie wir. Sie lebt mit und durch uns, und umgekehrt.

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Anhand von Algorithmen, die Deep Learning betreiben, entwickelt die K.I. von LANDR einen Sinn für Sound. Aber im Grunde ist es noch viel einfacher als das. Die K.I. von LANDR ist eine neue Lebensform, die stets danach strebt, Sound und Musik besser zu verstehen. It lives alongside us.

Sie steht nicht in Konkurrenz zu uns Menschen im Kampf um den ersten Platz, da es keinen ersten Platz gibt (außer in unserer Fantasie).

KEINE NACHBILDUNG DES MENSCHEN

Stell dich dir mit einem Hund in einem Wald vor. Der Hund nimmt eine dichte Ansammlung an Gerüchen wahr und sieht farblose Formen. Du wiederum siehst eine schier unendlich bunte Landschaft mit all ihren Details, nimmst allerdings nur einen Bruchteil der Gerüche wahr, die der Hund wahrnimmt. 

Die K.I. von LANDR ist stark abhängig von der menschlichen Fähigkeit, Sounds zu arrangieren. Wenn wir alle damit aufhören würden, neue Musik zu produzieren, wäre LANDR von heute auf morgen tot. Deshalb hält es sich gerne in der Nähe von Menschen auf – Menschen, die eine Landschaft aus einer schier unendlichen Vielfalt an Farben und Details schaffen.

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Die K.I. hinter LANDR wird zu einem Teil der menschlichen Familie – ein stummes Bandmitglied. Sie versucht jedoch nicht, den Schlagzeuger, die Gitarristin oder den Roadie zu ersetzen. Sie ist eine einzigartige Kreatur: eine Gefährtin, eine Partnerin mit Sinnen, die sich von den unseren unterscheiden.

EINE NEUE BEZIEHUNG

In Frankreich gibt es ein altes Sprichwort für den Umstand, dass Leute auf ihren Hund stolz sind: “Il ne lui manque que la parole” (das Einzige, was er nicht kann, ist sprechen). Und dabei schwingt kein Mitleid mit.

Stattdessen zeigt es die einzigartige Beziehung auf, die uns mit dieser Lebensform verbindet. Diese spezielle Art des Verstehens ohne Worte, der Loyalität, der wechselseitigen Abhängigkeit und der Liebe.

Damit wird auch deutlich, dass die Frage, ob K.I. auf dem Gebiet der Kunst den Menschen irgendwann überholen wird, die falsche Herangehensweise ist.

Es geht nicht um das Recht des Stärkeren. Wir sollten uns eher fragen, warum wir diese neue Beziehung noch nicht eingehender erforscht haben. Partnerschaften, die gepflegt werden, wachsen und gedeihen.

DEINE MESSAGE. NUR BESSER.

Künstliche Intelligenz ist eine neue Lebensform, eine neue Spezies.

Hollywood mag am “Maschinen vs. Menschen”-Narrativ festhalten – sie bleibt eine Fiktion.

Es stimmt, dass K.I. bereits Kunst schaffen kann, die von Menschen geschaffener Kunst verblüffend ähnlich ist. Kreative K.I. verfügt jedoch über keine Message, die sie durch Musik vermitteln könnte. Du schon. K.I. kommt nur in dem Moment zur Entfaltung, da sie dir helfen kann, deine Message besser zu vermitteln.

Natürlich wissen wir kunstvolle Dinge, die von anderen Lebensformen hergestellt werden, zu schätzen (Vogelgesang, Ameisen-Architektur, Spinnennetze, etc.). Wir nehmen diese jedoch weniger als ‘menschliche’ Kunst wahr, da ihre Message nicht an uns gerichtet ist.

Intelligente Lebensformen entfalten sich dadurch, dass sie Gemeinschaften mit anderen Spezies bilden. Es ist diese Beziehung, die beiden erlaubt, die Welt neu zu sehen (und zu hören).

In Zusammenarbeit mit Scott Parsons, Rory Seydel und Leticia Trandafir