Hinter dem schwarzen Vorhang: Was passiert wirklich beim Mastern eines Tracks?
Beim Homeproducing besteht oft eine große Lücke zwischen Eigen- und Fremdwahrnehumg.
Der Klang im eigenen Homestudio unterscheidet sich oft substantiell vom finalen Klangerlebnis beim Publikum. Diese Lücke zu schließen ist eine der größten Herausforderungen des Heimproduzenten.
Als ich selbst mit dem Produzieren anfing, war mein Studio nur mit dem Allernötigsten ausgestattet. Ein kleiner Tisch – eingequetscht in eine winzige Ecke in einem kargen Raum mit PVC-Boden.
Monitore? Gab es nicht. Dafür hatte ich ja Kopfhörer.
Trotzdem erwartete ich, dass der Klang meines Schlafzimmer-Studios am Ende mit jenem weltberühmter Produzenten mithalten kann. Meine Drums sollten auf der Bühne explodieren!
Damit hatte ich mir die Messlatte ganz schön hochgesetzt. Denn wo man abmischt und mit welchen Tools, beeinflusst das Hörerlebnis des Publikums beträchtlich.
Hier kommt nun das Thema Mastering ins Spiel. Damit die Zuhörer deinen Track genau so erleben können, wie du es beabsichtigst – ganz egal wo er entstanden ist.
Und so macht man’s richtig:
Der finale Mix
Wenn du nach dem Abmischen zufrieden bist und keinen Hörschaden davongetragen hast, ist das Ergebnis eventuell schon passabel. Leider ist es aber unmöglich, alle zukünftigen Hörer zu dir nach Hause einzuladen, um zu prüfen, ob sie den Sound genauso wahrnehmen wie du.
Der Klang ist stark vom Aufnahmeraum, den verwendeten Monitoren und deinen Kopfhörern beeinflusst.
Dennoch kannst du deinen Track ganz einfach einem “Stresstest” unterziehen. Schau mit dem fertigen Song einfach bei einem Freund vorbei oder versuche dein Glück in einem Club mit kraftvollen Lautsprechern. Aber sei gewarnt: die Enttäuschung kann sehr schnell sehr groß sein!
Dein Publikum
Als nächstes solltest du dir überlegen, für wen du eigentlich Musik machst und wo die Musik gehört wird. Im Auto, auf dem Handy, im Club, über Kopfhörer oder auf der Heimanlage?
Durch Mastering nimmst du kleine, aber notwendige Änderungen am ganzen Track vor. Letztendlich soll der Hörer keine Ahnung haben, wo der Song abgemischt oder aufgenommen wurde. Er hört einfach nur das von dir beabsichtigte Ergebnis.
Um hervorzuheben, was beim Mastering genau abläuft, haben wir mal einen Track als Versuchskaninchen ausgewählt.
Kompression
Der Kompressor nimmt deinem Track die Hemmungen und macht ihn gesellschaftsfähig. So ähnlich wie beim Alkohol. Zu wenig davon und die Gäste lungern nur herum und schauen bedröppelt aus der Wäsche. Zu viel und es kann schnell peinlich werden. Letztlich solltest du also genau die goldene Mitte finden, um eine unvergessliche Party zu schmeißen.
Aber wie genau schafft der Kompressor das? Vor allem indem er Lautstärkespitzen absenkt, sodass alle Elemente des Tracks zusammenpassen.
Ein gut gemasterter Track ist wie eine gut organisierte Party, über die man noch lange sprechen wird.
Ohne Kompressor:
Mit Kompressor:
Der Equalizer – das Schweizer Taschenmesser des Masterings
Der Equalizer – auch EQ genannt – tut genau das, was schon der Name impliziert. Zu starke Frequenzbereiche absenken und die schwachen anheben.
Man kann damit fast schon chirurgische Eingriffe vornehmen, wie z. B. zu aggressive Frequenzen herausschneiden – etwa den unerträglichen Shaker-Sound mit 4 kHz. Das heißt: nervige Elemente neutralisieren, ohne den Rest zu beschädigen. Auch einen zu ‘matschig’ klingenden Track kann man damit auffrischen.
Man merkt, dass die Bearbeitung mit dem EQ gelungen ist, wenn der Track über mehrere Abspielsysteme hinweg gleich klingt. Letztlich eben genau so, wie es der Künstler beabsichtigt.
Übersteuert, eingeengt, nasal, zu aggressiv, schwachbrüstig, eintönig oder zu dunkel – diese klassischen Problemattribute eines Mixes können damit allesamt behoben werden.
Schlechter EQ:
Guter EQ:
Stereo Enhancement
Dieses Werkzeug ist der Ordnungsfreak unter den Mastering-Tools. Es hasst die Überfrachtung und die Bildung von Soundklumpen, besonders im höheren Frequenzbereich. Daher ist es besonders für eng angeordnete Mixes geeignet. Es hilft dabei, mehr Raum, Weite und Luftigkeit in den Sound zu bekommen.
Enge Klanganordnung:
Weite Klanganordnung:
Wenn du deinen Track fertig gemastert hast, solltest du ihn überall hin mitnehmen können. Egal ob im abgerockten Golf deines Kumpels oder bei dir im Homestudio. Lade deinen Sound bei LANDR hoch und höre selbst, was mit deinem Track passiert.
Dies sind also die Basiselemente des Masterings. Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten: ob aural exciter oder Multiband-Kompression. Aber einen ersten Überblick zum Loslegen dürfte dieser Artikel sicher gegeben haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Mastering stellt sicher, dass dein Publikum deinen Track genauso hört, wie du es beabsichtigst – ganz egal wo er entstanden ist.