Grundkurs EQ: Alles, was Musiker*innen über EQing wissen müssen
Nutzt du EQs?
Gutes EQing ist für einen gelungenen Mix unabdingbar. Es ist — zusammen mit Lautstärke, Panning und Kompression — eines der wichtigsten Mixing-Tools für Produzent/innen.
Viele übertreiben es jedoch gerne mit dem EQing, ohne dabei zu wissen, was genau es eigentlich mit ihrem Sound anstellt. Wir wollen dir dabei helfen, ein/e absolute/r EQ-Expert/in zu werden! Diese Woche tauchen wir daher tief in die Welt der EQs ein.
Los geht’s mit einer Einführung: Was genau ist EQing, wie funktioniert es und wann setzt man es ein?
Was ist EQing?
EQing (Equalizing) bezeichnet das Anheben oder Absenken bestimmter Frequenzen (oder Frequenzbereiche) innerhalb des Frequenzspektrums. Ein Equalizer (EQ) teilt das Spektrum in verschiedene Bereiche ein, die Frequenzbänder genannt werden. Diese Bänder werden genutzt, um Teile deines Sounds anzuheben oder abzusenken.
Das menschliche Ohr kann Frequenzen zwischen ungefähr 20 und 20.000 Hz wahrnehmen. Alle Töne, die von Menschen wahrgenommen werden können, liegen irgendwo in diesem Frequenzbereich.
Und so wird das Frequenzspektrum aufgeteilt:
Grundfrequenzen
Töne (Instrumente, natürliche Klänge, Stimmen etc.) sind selten ‘pur’ — mit der Ausnahme von synthetisierten Sinuswellen. Die wiedererkennbare Klangfarbe eines Tons besteht in der Mischung aus seiner Grundfrequenz und seinen Oberschwingungen.
Die Grundfrequenz ist die Hauptfrequenz, die man als die ‘Note’ des Tons hört. Sie ist zudem die lauteste Frequenz. Die zusätzlichen Frequenzen, die den Charakter eines Tons ausmachen, heißen Oberschwingungen. Diese sind nicht als separate Töne wahrnehmbar und auch nicht so laut wie die Grundfrequenz.
Dieses Konzept ist besonders wichtig, wenn man EQs einsetzen will. Denn es verdeutlicht, dass die meisten Töne nicht nur aus ihrer Grundfrequenz bestehen, sondern über Informationen verfügen, die über ein breites Spektrum an Frequenzen verteilt sind.
Demnach verfügt ein Ton mit einer hohen Grundfrequenz auch über Informationen im unteren Frequenzbereich. Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man mit Hilfe von EQs seinen Mix verbessern will.
Was genau machen EQs mit deinem Sound?
EQs produzieren keine neuen Frequenzen. Stell dir EQing als eine Art der Modellierung vor: Du arbeitest mit Rohmaterial in Form der in deinem Sound vorhandenen Frequenzen.
Durch das Anheben oder Absenken bestimmter Frequenzen formt der EQ Ton und Charakter deines Sounds. Er verändert zudem das Gleichgewicht zwischen den bereits vorhandenen Frequenzen. Das ermöglicht es dir, für jeden deiner Sounds einen Platz innerhalb des Frequenzspektrums zu schaffen, sodass sie alle gut in den Mix passen. Einfach ausgedrückt: Das EQing ist ein Grundpfeiler guter Mixe.
Wann man EQs einsetzen sollte: korrektive und Kreative Vorgehensweisen
Es gibt zwei Arten von EQing, die beide gleichermaßen hilfreich sind:
- Korrektives EQing
- Kreatives EQing
Korrektives EQing hilft dir dabei, unerwünschte Elemente wie Rauschen oder Bodenschwingungen aus einer Aufnahme zu beseitigen. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten: Wenn man es mit dem korrektiven EQing übertreibt, klingt das am Ende häufig unnatürlich und verzerrt. Versuche stets, vor dem EQing bereits die bestmögliche Aufnahme im Kasten zu haben.
Räume, die nicht schallisoliert sind, lassen spezifische Frequenzen häufig unangenehm nachhallen. Mikrofone nehmen diesen Nachhall auf und es kommt zu Feedback (auch akustische Rückkopplung genannt). Korrektives EQing eignet sich prima dazu, Rückkopplung aus deinem Mix zu entfernen — es hilft demnach dabei, diese speziellen nachhallenden Frequenzen zu entfernen.
Kreatives EQing lässt dich
- individuelle Instrumente besser im Mix positionieren
- die guten Elemente eines Tons hervorheben, indem sie angehoben werden
- ein bestimmtes Distanzgefühl herstellen (nähere oder weiter entfernte Elemente im Mix)
- einen Sound flacher oder tiefer machen.
Arten von EQs
Die Hauptunterschiede zwischen verschiedenen EQs liegen darin,
- wie sie den Frequenzbereich aufteilen
- wieviel Präzision sie dir bieten.
Je mehr ‘Bänder’ es auf deinem EQ gibt, desto präziser kannst du Einfluss darauf nehmen, was du anhebst oder absenkst.
Hier ein bisschen Gesprächsstoff für die nächste Party: Die drei Haupttypen des EQs! So oder so, wenn du sie kennst, wird das auf jeden Fall deine Mixing-Skills verbessern:
1. Shelving-EQs: Hochpass- und Tiefpass-Filter
Ein Shelving-EQ hebt oder senkt deine Frequenzen über oder unter eine bestimmte Schwelle. Dabei gibt es zwei Arten: Hochpass-Filter und Tiefpass-Filter.
Hochpass-Filter: Lässt alle Frequenzen oberhalb der festgelegten Schwelle durch und schneidet alle darunter ab.
Nutze Hochpass-Filter, um
- unnötige Bässe zu reduzieren, die zu viel Platz im unteren Bereich des Spektrums einnehmen
- das durch Bodenschwingungen hervorgerufene Dröhnen in einer Aufnahme zu reduzieren.
Tiefpass-Filter: Lässt alle Frequenzen unterhalb der festgelegten Schwelle durch und schneidet alle darüber ab.
Nutze Tiefpass-Filter, um
- das Rauschen in den hohen Frequenzen zu reduzieren
- spitze und hohe Töne zu glätten
- unnötige hohe Frequenzen deiner Bass-Sounds zu entfernen, um mehr Raum im oberen Bereich des Spektrums zu schaffen.
Wenn du einen Hochpass- mit einem Tiefpass-Filter kombinierst, bekommst du einen Bandpass-Filter — dieser lässt nur ein bestimmtes Band durch und schneidet alles ab, was darunter oder darüber liegt.
Mit einem Bandpass kannst du dich auf spezifische Frequenzen konzentrieren, um sie anzuheben oder abzusenken. Hochpass- und Tiefpass-Filter sind eher allgemein, während ein Bandpass-Filter häufig für Feineinstellungen genutzt wird.
2. Grafische EQs
Grafische EQs haben typischerweise mehrere Schieberegler. Jeder Schieberegler hat ein festgelegtes Frequenzband. Grafische EQs haben zwischen sieben und 31 Bändern.
Sie werden normalerweise auf den kompletten Mix angewendet, um ihn in einem bestimmten Raum gut klingen zu lassen.
Hier ein kleiner Tipp von Presonus: “Wenn du in einem ‘toten’ Raum mischst, solltest du die hohen Frequenzen anheben und die niedrigen Frequenzen eher absenken. Wenn du in einem ‘lebendigen’ Raum mischst, ist es besser, die mittleren und hohen Frequenzen abzusenken.”
Es ist eher selten, dass man einen grafischen EQ auf einer einzelnen Spur sieht. Dafür würde man eher parametrische EQs verwenden.
3. Parametrische und halbparametrische EQs
Falls du nach optimaler Kontrolle und Vielfältigkeit suchst, ist das genau die richtige Art von EQ für dich.
Ein parametrischer EQ bietet dir volle Kontrolle. Er ermöglicht es dir, die Hauptfrequenz, den Gain und die Bandbreite sowie die Filtergüte Q (Q für Quality, mehr dazu später) festzulegen.
Parametrische EQs verfügen über drei bis sieben (manchmal mehr) Bänder. Die meisten parametrischen EQs nutzen Punkte, die man festlegen kann, indem man sie über das Spektrum zu der Frequenz zieht, die man bearbeiten will. Dabei gibt es die vertikale Dezibel-Achse, die die Lautstärke anzeigt, und die horizontale Achse, die das Frequenzspektrum anzeigt (20-20.000 Hz).
Nutze parametrische EQs, um den Sound individueller Spuren zu modellieren.
Halbparametrische EQs sind im Grunde genau wie parametrische EQs, nur dass die Filtergüte festgelegt ist. Bei ihnen muss man weniger Parameter einstellen, sodass sie etwas einfacher in der Bedienung sind. Man sieht sie häufig auf analogen Mixern.
Grundlegende Steuerungen eines EQs
Dann schauen wir uns mal die grundlegenden Steuerungen eines EQs genauer an. Die meisten EQs verfügen über alle der folgenden Parameter (mit Ausnahme der Filtergüte, die man hauptsächlich auf parametrischen EQs findet).
Frequenz
Anhand dieser Steuerung wählst du die Frequenz, die du mit dem EQ bearbeiten willst.
Gain
Anhand dieser Steuerung wählst du die Lautstärke deiner EQ-Einstellung in Dezibel (dB). Diese reicht normalerweise von -15 dB bis +15 dB.
‘Q’ oder Bandbreite
Die Filtergüte (Q) ist die Breite des EQs.
Eine höhere Nummer liefert dir eine ‘enge’ Q (wie I und II beim oben gezeigten NOVA). Eine engere Q eignet sich am besten für Absenkungen. Nutze sie, um eine feine Frequenz präzise zu entfernen. Eine enge Q klingt hingegen weniger natürlich für Anhebungen. Unser Gehirn ist nicht daran gewöhnt, präzise Frequenzen zu hören, die auf diese weise angehoben wurden.
Eine niedrigere Nummer liefert dir eine ‘breite’ oder ‘offene’ Q, die die Frequenzen in der Umgebung der Hauptfrequenz (s. III und IV auf dem NOVA) beeinflusst. Diese Q nutzt man für eine Anhebung, da sie in unseren Ohren geschmeidiger und organischer klingt.
EQ mit IQ
EQing ist ein zentraler Bestandteil der Audioproduktion. Jetzt, da du die Grundlagen des EQing kennst, bist du mit allem ausgestattet, was du brauchst, um mit deinem eigenen Sound zu experimentieren.
Beim Mischen geht es darum, alle Teile des Audiopuzzles richtig zusammenzusetzen. Dazu sind zentrale Prozesse wie EQing nötig.
Du solltest dir darüber klar werden, was EQing genau mit deinem Sound anstellt. Wähle den jeweils passenden EQ. Mit ein bisschen Übung wirst du so zum absoluten Mixing-Profi. Im nächsten Teil: Erstelle einen soliden Mix mit Hilfe unserer Frequenz-Infografik und EQ-Guide!