ADSR-Hüllkurven (Envelopes): Wie man den perfekten Sound baut

ADSR-Hüllkurven (Envelopes): Wie man den perfekten Sound baut

ADSR steht für Attack, Decay, Sustain and Release. Diese Konzepte sind absolute Must-Knows, und zwar für alle Arten der Musikproduktion. Zusammen ergeben sie eine ADSR-Hüllkurve.

ADSR-Hüllkurven sind für alle Sounds gültig, egal, aus welcher Quelle sie kommen. Meistens findet man ADSR-Regler auf VST-Synthesizern, Hardware-Synthesizern und Samplern.

Es ist für alle Musikschaffenden essentiell zu wissen, was jeder einzelne Teil von ADSR bedeutet und wie und wann man sie benutzt.

Unser Leitfaden hilft dir dabei, ADSR anhand der Visualisierung ihrer Funktionsweise zu verstehen.

Außerdem werde ich noch über die gängigsten Anwendungsweisen von ADSR sprechen, und erklären, wie man die verschiedenen Parameter so einstellt, dass man den Sound bekommt, den man sich vorstellt.

Dann legen wir mal los! Endlich ein simpler ADSR-Leitfaden, der so richtig Sinn macht.

Was ist ADSR?

ADSR ist Attack, Decay, Sustain and Release eines Sounds. Zusammen ergeben sie eine ADSR-Hüllkurve, die beschreibt, wie sich ein Sound zeitlich gesehen entwickelt.

Alle Sounds können anhand von ADSR beschrieben werden.

Zum Beispiel: Das Bellen eines aggressiven Hundes hat eine schnelle Attack und einen schnellen Release, während die quietschende Tür, die du eigentlich schon seit langem reparieren wolltest, eine langsame Attack, einen mittleren Sustain und einen langen Release hat.

Verwirrt? Fangen wir einfach bei den Grundlagen an…

ADSR-Hüllkurven versteht man am besten, wenn man mit Synthesizer-Sounds herumspielt. Daher werde ich, wenn ich über ADSR spreche, stets Synthesizer-Sounds im Hinterkopf haben. Doch ADSR-Hüllkurven werden auch bei Effekten, Samples und sogar LFOs benutzt.

Hier erfährst du, was jeder einzelne Teil von ADSR bedeutet:

 

Wie man ADSR einsetzt

Jetzt da du weißt, was ADSR ist, schauen wir uns mal an, wann und wie man jeden einzelnen Parameter einsetzt, um den perfekten Sound zu bekommen.

Man kann ADSR auf die vielfältigste Art und Weise einsetzen, doch es gibt ein paar spezifische Anwendungen, die super hilfreich sind, unabhängig davon, mit welchem Instrument du arbeitest.

Wenn sie richtig eingesetzt werden, erzeugen sie nicht immer den dramatischsten Effekt, doch auch subtile Veränderungen durch ADSR wirken sich auf die allgemeine Qualität deiner Mixe und Produktionen aus.


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Hier sind 5 effektive Arten, ADSR einzusetzen:

1. Wähle eine lange Attack-Zeit und eine lange Release-Zeit, um tolle Pads zu bauen

Üppige Pads verpassen jedem Track den richtigen Touch. Du kannst super einfach deinen ganz persönlichen Pad-Sound kreieren, indem du ADSR verwendest.

Mache das Ganze einfach mit deinem Lieblings-Hardware-Synthesizer oder Synthesizer-VST.

Um das Ganze zu veranschaulichen, kommen hier die gleichen MIDI-Noten, doch mit unterschiedlichen Attack- und Release-Zeiten.

Hier ist das MIDI-Muster, das ich als Beispiel erstellt habe.

midi-same-longshort-a-r

Dazu habe ich den in Ableton enthaltenen Operator-Synthesizer benutzt, doch das Konzept funktioniert genauso auf allen VST-Synthesizern und DAWs mit ADSR-Reglern – du musst nur an den Einstellungen herumschrauben, um dein eigenes Ding zu finden.

Nutze eine mittlere Attack mit einem mittleren Decay und wähle eine lange Release-Zeit, um saftige Pads zu erstellen, mit denen du deinen Track ausfüllen kannst. Hier zeige ich dir, wie ich das ADSR eingestellt habe und wie es klingt:

2-long-a-long-r

Wenn du eine schnelle Attack und einen schnellen Release einstellst, klingen die Pads gezupft. In dem Fall haben sie keinen so üppigen Effekt, eignen sich allerdings prima als Lead-Sounds oder perkussive Soundeffekte. Im Folgenden findet ihr die Einstellungen und wie sie klingen sollten:

2-short-a-short-r

Du kannst deine maßgeschneiderten Pads als Leads oder niedrigeren Bass verwenden. Egal, wie du sie letzten Endes einsetzt: ADSR sorgt dafür, dass du im Handumdrehen deine ganz eigenen Pads gezaubert hast.

2. Stelle deine Attack-Zeit auf Null und wähle eine schnelle Release-Zeit, um einen Staccato-Sound zu bekommen

Schmeiß deinen Lieblings-Hardware- oder VST-Synthesizer an. Halte deine Attack-Zeit auf Null, um einen Sound zu bekommen, der unmittelbar einsetzt. Eine schnelle Attack ist perfekt, falls du für einen bestimmten Sound einen Staccato-Effekt erzeugen willst.

Niedrige oder kurze Attack-Zeiten eignen sich auch prima dazu, perkussive Sounds wie Toms, Snares oder Hi-Hats zu synthetisieren. Außerdem sind sie eine Geheimwaffe für die perfekten Trance-Stabs.

Stellen wir einen weiteren Vergleich an, wieder mit den gleichen MIDI-Noten, jedoch unterschiedlichen Attack- und Release-Zeiten. Ich habe wieder Operator von Ableton Live benutzt.

3-same-midi

Stelle deine Attack auf Null und nimm eine schnelle Release-Zeit, um groovige Staccato-Stabs zu erzeugen. So klingt das, was ich gemacht habe:

3-staccato

Wenn du eine längere Attack-Zeit und einen langen Release nimmst, bekommst du stattdessen ein Glissando. Durch ein Glissando entsteht ein Rutsch-Effekt zwischen den Tönen. So hört sich das Ganze dann an:

3-glissando

Heißer Tipp: Erstelle einen perkussiven Sound mit einer schnellen Attack und einem langsamen Release, um deiner Snare oder Hi-Hat eine nette Hallfahne zu verpassen (mehr dazu gleich).

3. Verpasse deinen Percussions in den höheren Lagen ein par nette, resonante Hallfahnen mit einer langsameren Release-Zeit

Ein weiterer Trick für synthetisierte Percussion ist, die Release-Zeit auszudehnen.

Wenn du perkussive Sounds wie eine Hi-Hat, Crash oder Snare synthetisierst, liefert dir eine lange Release-Zeit ein paar nette lange Hallfahnen. Die Hallfahne ist in der folgenden Wellenform ziemlich auffällig:

4-slow-r

Und so klingt unsere Wellenform mit langer Hallfahne:

Die Hallfahnen verleihen deinem Track ein wenig zusätzliche Textur und Räumlichkeit, ohne dass du gleich Effekte einsetzen musst.

Heißer Tipp: Kehre perkussive Sounds mit längeren Release-Zeiten um, um einen aufbauenden Effekt zu bekommen.

4. Stelle deine Attack richtig ein, um Knacken oder Zischen am Anfang eines Samples zu entfernen

Ich mache das sehr häufig mit meinem MPC. Wenn man z. B. ein Sample aus der Mitte einer WAV-Wellenform schneidet, treten am Anfang des Samples häufig Knack- oder Zischgeräusche auf.

Du kannst die Attack-Zeit sachte verlängern, um die unerwünschten Geräusche loszuwerden. Das Ganze ist im Grunde genommen ein winziges automatisiertes Fade-in.

Folgendes habe ich mit dem Simpler-Instrument von Ableton Live gemacht. Du kannst das Ganze auf so ziemlich jedem Sampler ausprobieren, egal ob Plugin oder Hardware.

Ich habe eine längere Attack-Zeit eingestellt, was dann folgendermaßen klingt:

1-long-a

Statt dich zu stark auf die Wellenform zu konzentrieren, um den perfekten Ausgangspunkt zu finden, kannst du einfach schnell die Attack anpassen.

5. Unterstreiche deine Transienten mit einem langsamen Decay und einem niedrigen Sustain-Level

Falls du am Anfang einen Pad- oder Lead-Sound mit viel Energie benutzt, eignet sich ein mittlerer Decay mit einem niedrigen Sustain-Level wunderbar dazu, die anfänglichen Transienten zu unterstreichen.

Transienten sind die Höhepunkte der Wellenform mit der meisten Energie. Ein niedriger Sustain und mittlerer Decay unterstreichen die anfängliche Durchschlagskraft und Energie eines Sounds, ohne dass die restlichen Elemente deines Arrangements dadurch überschattet werden.

Dementsprechend eignet sich ein niedrigerer Sustain prima dazu, deinen Tracks dynamische Höhepunkte und Täler zu verpassen. Dadurch wird der Track insgesamt dynamischer und interessanter.

Und so klingt das Ganze dann mit dem Preset ‘FM2 Filterless Sweep Lead’ in Operator von Ableton Live.

5-low-s

Die anfängliche Energie des Sounds ist da, doch das niedrigere Sustain-Level verschafft ihm nach dem ersten Hit Raum zum Atmen.

Dann vergleichen wir mal einen höheren Sustain und einen längeren Decay, ohne irgendetwas Anderes zu verändern.

So ist der Sound größer und penetranter. Alleine mag er zwar subtil sein, doch es besteht das Risiko, dass er andere Elemente des Mixes überschattet und die anfängliche Energie deiner Synthesizer unter sich begräbt.

Und so klingt das Ganze dann:

5-high-s

Mache den perfekten Sound, statt ewig nach ihm zu suchen

Wenn man ADSR erst einmal verstanden hat, eröffnet einem das eine völlig neue Welt an Möglichkeiten.

Dadurch kannst du sogar aus deinen Presets etwas richtig Einzigartiges zaubern. Lade einfach dein Lieblings-Preset hoch und probier ein bisschen herum.

ADSR sorgt dafür, dass etwas, das schon gut klingt, sogar noch besser klingt. Außerdem baust du so tatsächlich deine eigenen Sounds, statt dich komplett auf Presets zu verlassen.

Mache dementsprechend Attack, Decay, Sustain und Release zu festen Bestandteilen deines Workflows und veröffentliche so deinen bestmöglichen Sound..

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Annika Wegerle

Annika liebt verquere Geschichten und schillernde Figuren. Sie schreibt über Musik und alles, was sie sonst in die Finger bekommt.

@Annika Wegerle

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