Polyrhythmik: Wie du rhythmische Muster, die süchtig machen, in deiner eigenen Musik einsetzt

Polyrhythmik: Wie du rhythmische Muster, die süchtig machen, in deiner eigenen Musik einsetzt

Polyrhythmik ist wahrscheinlich mit das am häufigsten missverstandene rhythmische Konzept der Musiktheorie.

Falls du gerade erst mit dem Musikmachen angefangen hast, kann es gut sein, dass du Polyrhythmik als zu kompliziert und schwer zu verstehen abgeschrieben hast.

Ja, du brauchst ein gewisses Grundwissen, was Rhythmen und Metrik angeht.

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Doch sofern du ein paar grundlegende Konzepte kennst, ist Polyrhythmik gar nicht so schwer zu verstehen.

Polyrhythmik ist wirklich cool und kann den Rhythmen, die du für deine eigene Musik schreibst und spielst, eine zusätzliche Dimension verleihen.

Wenn du bestimmte Polyrhythmen erst einmal identifiziert und gelernt hast, fallen sie dir überall in der Musik auf, von den Top-40-Charts bis hin zu komplexen Avantgarde-Kompositionen.

Daher wollen wir uns in diesem Artikel anschauen, wie Polyrhythmik funktioniert und wie du dir aneignen kannst, ihre einzigartigen rhythmischen Eigenschaften zu erkennen und zu fühlen.

Polymetrik vs. Polyrhythmik

Bevor wir so richtig loslegen, will ich ein paar verwirrende Begriffe aus dem Weg räumen.

Polyrhythmik und Polymetrik werden häufig miteinander verwechselt. Sie folgen ähnlichen Ideen, unterscheiden sich jedoch massiv.

Was ist Polymetrik?

Polymetrik entsteht, wenn zwei oder mehr rhythmische Metren gegeneinander gespielt werden, wobei sie sich manchmal überschneiden.

Um das Ganze einfacher auszudrücken: Hast du jemals schon mit deinem Auto in einer vollen Abbiegespur gestanden und beobachtet, wie die Blinker der verschiedenen Autos vor dir mal zusammen, mal verwirrt durcheinander aufleuchten?

Das Phänomen, das du da beobachtet hast, ist ein Polymetrum. Wenn auch ein sehr kompliziertes.

Jedes Auto verfügt über seinen eigenen Blinker-Puls, der sich manchmal mit dem Takt der anderen Blinker überschneiden, dann jedoch wieder aus dem Takt schlägt.

Polymetrik entsteht, wenn zwei oder mehr rhythmische Metren gegeneinander gespielt werden, wobei sie manchmal im gleichen Takt sind und manchmal nicht.

Manchmal treffen die einzelnen Takte der Blinker aufeinander, und zwar dann, wenn sich das Timing der Blinker zufällig überschneidet.

Ziemlich genauso funktioniert Polymetrik auch in der Musik. Mit der Ausnahme, dass du in der Musik zwei sich gegenüberstehende Taktarten, wie z.B. 5/4 und 4/4, sehr präzise auszählen kannst.

Was ist Polyrhythmik?

Bei der Polyrhythmik werden unterschiedliche Rhythmen in die gleiche Zeiteinheit (einen Takt) gepasst.

Zum Beispiel: In einem Drei-über-zwei-Polyrhythmus werden drei Schläge eines Instruments und zwei Schläge eines anderen Instruments in die gleiche Zeiteinheit gepasst.

Ungerade Taktarten vs. Polyrhythmik

Nur als Hinweis: Polyrhythmik ist nicht das Gleiche wie ungerade Taktarten!

Man kann Polyrhythmen z.B. auch im 4/4-Takt schreiben, der häufigsten Taktart überhaupt!

Tatsächlich werden die grundlegendsten polyrhythmischen Muster in 4/4- oder ¾-Takten verfasst.

Klar, es ist möglich, Polyrhythmen in ungeraden Taktarten wie ⅝ oder ⅞ zu schreiben, doch der Einfachheit halber ist es am Anfang besser, Polyrhythmen im ¾- oder 4/4-Takt zu verfassen.

Zwei über drei

Wir legen bei der simpelsten Art von Polyrhythmik los – zwei über drei.

Wir legen bei der simpelsten Art von Polyrhythmik los – zwei über drei.

Zwei über drei kann entweder durch einen ¾-Takt (Dreier-Metrum) oder einen 2/4-Takt (Zweier-Metrum) ausgedrückt werden – es ist egal, welchen von beiden du wählst, doch derjenige, den du schlussendlich wählst, wirkt sich darauf aus, wie du den Polyrhythmus visuell darstellst und wie er in den Kontext der Musik, die du schreibst, passt.

Außerdem ist es einfacher, Polyrhythmik zu visualisieren, indem du für jeden Rhythmus ein anderes Instrument benutzt, z.B. ein Percussion-Element als Zweier-Gruppe und eine Snare als Dreier-Gruppe.

Im ¾-Takt kommt fällt auf jeden Taktschlag des Taktes eine Viertelnotee Snare (also insgesamt drei Noten).

Außerdem wird das Percussion-Element als eine punktierte Viertelnote jeweils auf zwei Taktschlägen des ¾-Takts gespielt (also insgesamt zwei Noten).

Hier siehst du, wie das Ganze in einer Partitur und einem MIDI-Editor aussieht und klingt:

Im 2/4-Takt würde das Ganze so aussehen, dass eine Viertelnoten-Triole des Percussion-Elements über zwei Viertelnoten der Snare gelegt wird.

Heißer Tipp: Polyrhythmen lassen sich besser einprägen, indem man sich eine spezifische Phrase eingeprägt, die den Rhythmus betont. Im Fall von zwei über vier ist “DING-fries-ARE-done” eine klassische Phrase.



Drei über vier

Drei über vier ist ein guter Zeitpunkt, um über Schritte innerhalb eines Taktes zu sprechen.

Da vier ein Vielfaches von zwei ist, denkst du vielleicht, dass drei über vier so klingt wie zwei über drei. Doch das ist nicht der Fall.

Um fortgeschrittenere Polyrhythmen zu verstehen, musst du dir ins Gedächtnis rufen, dass bei der Polyrhythmik sich unterscheidende Anzahlen von Taktschlägen in den gleichen Takt gepackt werden.

Wenn wir uns also den ¾-Takt anschauen, haben wir drei Viertelnoten auf jedem Taktschlag, die über vier punktierten Achtelnoten liegen, die mathematisch betrachtet dem Wert von drei Viertelnoten entsprechen.

Und so kann drei über vier auf dem Papier oder in einem MIDI-Editor visuell dargestellt werden:

Drei über vier wird häufig in Popmusik-Breakdowns benutzt. In Pitbulls “Give Me Everything” ist dieser Polyrhythmus z.B. deutlich im Pre-Chorus.

Drei über vier wird häufig in Popmusik-Breakdowns benutzt.

Hör dir einfach an, wie die Synthesizer sich überlagern.



Heißer Tipp: Die beste Phrase, um sich den Drei-über-vier-Rhythmus einzuprägen, ist “PASS-the-GOSH-darn-BUT-ter”.

Vier über fünf und weitere Polyrhythmen

Ok, jetzt kommen wir zum fortgeschritteneren Teil.

Bevor wir in die Welt der euklidischen Rhythmen eintauchen, wollen wir uns zunächst noch den Polyrhythmus vier über fünf anschauen.

Er gehört zum fortgeschrittenen Stoff, weil das Denken in Fünfergruppen definitiv eine Herausforderung für das Rhythmusgefühl darstellt.

Wie gesagt, vier über fünf muss nicht unbedingt in einer ungeraden Taktart ausgedrückt werden.

Du solltest diesen Polyrhythmus zunächst im 4/4-Takt ausschreiben, in dem eine Viertelnoten-Quintole über vier Viertelnoten gelegt wird.

Und so sieht das Ganze aus:

Doch es geht hauptsächlich darum, immer das gleiche Prinzip anzuwenden: unterschiedliche Anzahlen von Noten mit gleichem Abstand zueinander in den gleichen Takt zu packen.

In diesem Fall packen wir vier und fünf Taktschläge in den gleichen Takt.

Euklidische Rhythmen

Doch was sind Polyrhythmen mit sechs oder mehr Taktschlägen? Gibt es noch weitere Arten, verschiedene Rhythmen zu Polyrhythmen zu kombinieren?

Das euklidische Rhythmussystem ist wahrscheinlich die beste Art, um komplexe Polyrhythmen zu entdecken und visuell darzustellen.

Das euklidische Rhythmussystem ist wahrscheinlich die beste Art, um komplexe Polyrhythmen zu entdecken und visuell darzustellen.

Euklidische Rhythmen benutzen ein zirkuläres Format, bei dem jeder Punkt des Kreises einen Taktschlag und die Anzahl an Punkten ein Metrum repräsentiert.

Am besten erkundet man dieses System mit Hilfe eines euklidischen Sequenzers.

Falls du dich gefragt hast, warum ich für die ersten drei Polyrhythmen einen Kreis mit Punkten verwendet habe, um sie visuell darzustellen – dabei handelt es sich um euklidische Darstellungen der Polyrhythmen.

Dabei handelt es sich um ziemlich grundlegende Beispiele – es ist unfassbar, wie viele groovige und komplexe Rhythmusmuster man mit einem solchen Sequenzer erstellen kann.

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Die faszinierende Welt der Polyrhythmen

Eines der ersten Themen, denen ich mich gewidmet habe, als ich mit dem Musikmachen angefangen habe, war Polyrhythmik.

Ich finde nach wie vor, dass es sich dabei um eine super interessante Art und Weise handelt, Rhythmen zu betrachten.

Wenn du weißt, wie Polyrhythmik funktioniert, eröffnet dir das völlig neue Möglichkeiten, um deine Skills, sowohl was das Spielen als auch das Schreiben von Musik angeht, zu verbessern.

Ich hoffe, dass dieser kurze EInblick in die faszinierende Welt der Polyrhythmik dir dabei geholfen hat, sie wahrzunehmen und in deine eigene Musik einzubauen.

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Annika Wegerle

Annika liebt verquere Geschichten und schillernde Figuren. Sie schreibt über Musik und alles, was sie sonst in die Finger bekommt.

@Annika Wegerle

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