Der Bass ist zur Stelle: Wie man seine Tracks mit der Bassline beginnt

Der Bass ist zur Stelle: Wie man seine Tracks mit der Bassline beginnt

Auf einer Linie mit deinem Bass.

Eine der großen Schwierigkeiten beim Komponieren von Musik ist die Bassline.

Basslines sind Notenfolgen (in derselben oder einer anderen Tonlage), die den unteren Regionen deines Tracks Halt geben.

Es gibt unendlich viele verschiedene Arten, eine Bassline zu komponieren. In dieser Anleitung konzentrieren wir uns auf das Sequenzieren von Hardware-Synthesizern oder VSTs in deiner DAW.

Die meisten Genres folgen einem recht simplen 4/4-Takt in Hinblick auf rhythmische Muster (den Beat), bei Synthesizern und Basslines hat man jedoch ein paar mehr Freiheiten – und wenn man noch nicht viel Erfahrung damit hat, kann das recht abschreckend wirken.

Mit simpel fährt man meistens am besten, schließlich will man den Rest des Tracks nicht durch eine übermäßig komplizierte Bassline in den Hintergrund drängen.

Um dich daher auf eine Linie mit der Bassline zu bringen, haben wir hier ein paar hilfreiche Strategien fürs Komponieren, Sequenzieren und Arrangieren genialer Basslines und dafür, wie man den restlichen Track darum herum baut.

Die Teile des Tracks

Um gute melodische und rhythmische Elemente zu komponieren, muss man zunächst den Rest des Tracks verstehen als auch wie sich die Elemente in diesen einfügen werden.

Im Allgemeinen enthalten Songs die folgenden Teile:

  1. Beat: Ein sich wiederholendes Klangmuster – das sind deine Kick, Snare und andere perkussive Elemente wie z.B. Hi-Hats
  2. Bassline: Eine Tonfolge mit niedrigeren Frequenzen
  3. Melodie: Eine Tongruppe, normalerweise unterschiedlicher Tonhöhen, im mittleren bis höheren Frequenzbereich angesiedelt, in Abfolge gespielt
  4. Akkorde: Eine Notengruppe – üblicherweise -, deren Noten zusammen erklingen. Akkorde können entweder als Akkordfolge oder alleine gespielt werden, um Drama und Wirkung hervorzurufen

Diese vier Elemente bilden üblicherweise den Kern deines Tracks. Natürlich können auch Elemente weggelassen oder andere hinzugefügt werden. Manche DAW-Projekte haben 4 Spuren, andere 400. Schlussendlich bleibt das dir überlassen.

Egal wie viele Elemente dein Track beinhaltet, der Beat ist ein guter Anhaltspunkt, auf dem du die anderen Komponenten deines Tracks aufbauen kannst.

Der Beat hält die anderen Teile deiner Komposition beisammen und bildet sozusagen das Rückgrat als auch das Fundament deines Tracks.

Wenn du einmal den Beat hast, ergeben sich die anderen Teile deines Tracks viel leichter – und das Element, bei dem es sich danach am leichtesten weitermachen lässt, ist die Bassline.

Sobald du mit deiner Kick und den anderen perkussiven Elementen zufrieden bist, ist es viel leichter, als nächstes die Synthesizer und Bassline anzugehen, weil du so einen guten Orientierungspunkt hast.

Wenn du einmal den Beat hast, ergeben sich die anderen Teile deines Tracks viel leichter.

Zusätzliche Elemente wie einzelne Akkorde, gefühlvolle Schichtungen oder Akkordfolgen lassen sich leichter zu einem späteren Zeitpunkt einfügen.

Die Wahl der Werkzeuge

Jetzt da du die wichtigsten Teile eines Tracks kennst, wird es Zeit, dir darüber klar zu werden, welche Klänge du haben willst. In Hinblick auf VSTs ist die Auswahl gigantisch.

Deine DAW verfügt bereits über großartige eingebaute Optionen, es ist daher ratsam, dort anzufangen.

Falls du jedoch auf der Suche nach ein paar Optionen fernab der DAW bist, findest du hier unsere Favoriten unter den kostenlosen Bass-VSTs und Synth-VSTs. Die Bedienelemente der verschiedenen Plugins mögen sich unterscheiden, das generelle Konzept für das Komponieren deiner Basslines bleibt jedoch stets das gleiche.

Ich benutze für dieses Beispiel Operator von Ableton. Es ist ein tolles in der DAW enthaltenes VST für Basslines oder Leads, je nachdem, was du brauchst.

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Wenn du all deine Werkzeuge beisammen hast, wird es Zeit, ein paar Sounds zu produzieren und sie richtig zu platzieren…

Deinen Klang finden

Den richtigen Klang für deine Bassline zu finden, der zu deinem Beat passt, verlangt immer ein wenig Experimentierfreude.

Jede Komponente deines Tracks soll hervorstechen, gleichzeitig jedoch mit den anderen harmonieren. Vermeide daher Klänge, die sich allzu ähnlich sind.

Ahnlich mag einem zunächst wie eine gute Sache vorkommen (dein Track soll schließlich kohärent sein). Wenn mehrere Klänge jedoch über zu viele der gleichen EQ-Informationen verfügen, kann das dazu führen, dass sich verschiedene Teile deines Tracks in die Quere kommen.

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Das nennt sich Frequenz-Maskierung – ein frustrierendes Phänomen, bei dem das Audiosignal eines Klangs die Fähigkeit, einen anderen, ähnlichen Klang zu hören, beeinflusst, wenn beide gleichzeitig gespielt werden.

Musik und Komponieren sind subjektiv, vertraue daher deiner Intuition. Wenn du findest, dass etwas gut klingt, bleibe dabei!

Zum Beispiel: Wenn du eine Kick im 4/4-Takt mit Frequenzen im unteren Bereich und eine Bassline mit ähnlichen niedrigen Frequenzen hast, kann es sein, dass die Töne deiner Bassline, die zur gleichen Zeit wie die deiner Kick gespielt werden, nicht hörbar sind.

Das Ergebnis? Eine Kick und ein Bass, die einzeln super, zusammen jedoch flach und leblos klingen. Die Lösung liegt darin, Klänge zu wählen, die sich nicht in die Quere kommen, und zwar indem man sich bewusst macht, in welchem Frequenzbereich jeder Klang angesiedelt ist.

Man kann die Maskierung zwar später mit Prozessen wie Sidechain-Kompression oder EQing beheben, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt.

Selbstverständlich sind Musik und Komponieren subjektiv, vertraue daher deiner Intuition. Wenn du findest, dass etwas gut klingt, bleibe dabei!

Arten der Sequenzierung

Jetzt da du die richtigen Klänge gefunden hast, wird es Zeit, sie zu sequenzieren, arrangieren und aufzunehmen.

Vergiss nicht, dass die Noten, die du für deine Bassline wählst, später die Tonart deines Tracks bestimmen. Wenn dir eine bestimmte Akkordfolge oder Melodie vorschwebt, solltest du dafür sorgen, dass deine Bassnoten in der richtigen Tonart liegen.

Es gibt verschiedene Arten, deine Basslines in deiner DAW zu komponieren und zu sequenzieren.

Mit dem Draw-Modus:

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Mit dem Draw-Modus kannst du deine Sequenz ganz einfach in deinen MIDI Noten-Editor einzeichnen. Auf diese Weise verfügst du über große Kontrolle, was die Platzierung deiner Noten angeht, und du kannst so Basslines kreieren, die du physisch nie spielen könntest.

Der visuelle Aspekt beim Draw-Modus ist auch sehr hilfreich. Du kannst, während du dir die Bassline anhörst, auch sehen, wie sie abgespielt wird. Wenn du so arbeitest, ist es um einiges einfacher, den perfekten Platz für eine zusätzliche Note zu finden.

Heißer Tipp: Wenn du eine Oktave gefunden hast, in der du arbeiten möchtest, sequenziere dein Muster und stelle die Klangvorschau des MIDI-Editor aus. Konzentriere dich auf das Erstellen eines visuellen Musters und höre es dir erst danach an. Du wirst überrascht sein, wie etwas, das ansprechend aussieht, auch klanglich ansprechend ist. Und nicht vergessen: simpel ist häufig am besten.

Falls es ein wenig flach klingt, kannst du der Sequenz ein wenig Groove hinzufügen, indem du ein paar Noten einer höheren Oktave (jedoch derselben Tonart) hinzufügst.

Auch das Einstellen der Anschlagsgeschwindigkeit jeder Note kann deinem Track ein bisschen zusätzlichen Groove verleihen – außerdem macht es die Performance ein wenig aufregender. Passe einfach die roten Marker für die Anschlagsgeschwindigkeit unten auf deiner Notenrolle an.

Mit einem MIDI-Controller:

Ein MIDI-Controller ist hilfreich, da du so mit deinen Händen arbeiten und die Sequenzen weniger ‘rigide’ gestalten kannst.

Das Beste daran, wenn du mit Tasten arbeitest, ist der Aspekt, dass du jammen kannst. Für das spontane Entdecken von Basslines kann es extrem hilfreich sein, eine komplette Performance mit mehreren ‘Riffs’ aufzunehmen. Höre dir deine Jam-Session an, um jene Teile zu finden, die dir gefallen, und jene herauszuschneiden, die nicht gut funktionieren.

Falls du eine Sequenz mit deinem MIDI-Controller aufgenommen hast und das Timing der Noten nicht ganz stimmt, kannst du Quantisierung einsetzen, um alles etwas zu straffen.

Nicht quantisiert:

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Quantisiert:

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Das Quanisierungsmenü ist von DAW zu DAW unterschiedlich. So quantisiert man MIDI-Noten in Ableton:

  1. Klicke in den MIDI Noten-Editor, um ihn auszuwählen
  2. Edit > Select All
  3. Edit > Quantize Settings
  4. Quantisiere bis zu 1/16 (falls du mit Viertelnoten arbeitest), wähle ‘start’ unter Adjust Note aus und ändere die Menge zu 100%.
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Quantisierung sorgt dafür, dass deine Noten ins Raster eingepasst werden, was super ist, wenn du grobe Entwürfe deiner Basslines aufmotzen willst.

Der Nachteil der Quantisierung besteht darin, dass die Noten manchmal nicht so ins Raster eingeordnet werden, wie du dir das vorgestellt hast, und sich somit der Klang deiner Sequenz verändert oder das menschliche Element aus deiner Performance verdrängt wird.

Vergiss nicht, dass du im Nachhinein jederzeit deine Noten herumschieben kannst, um den perfekten Touch zu finden. Oder du fügst für den zusätzlichen Groove ein wenig DAW-Swing hinzu.

Mit einer Kombination aus MIDI-Keyboard und Draw-Modus:

Nimm eine Sequenz mit einem MIDI-Keyboard auf. Gehe, wenn du fertig bist, zurück in deinen MIDI-Editor, passe ein paar Noten an und ordne sie genau dort im Raster ein, wo du sie haben willst. So hast du im Endeffekt mehr Kontrolle über deinen Klang und deine MIDI-Performance.

Die effektivste Art zu Komponieren besteht darin, dir deine Bassline anzuhören und ihr Kleinigkeiten hinzuzufügen oder das Arrangement ein wenig zu bearbeiten, da du so das Beste aus zwei verschiedenen Workflows kombinierst.

Du solltest jedoch vorsichtig in Hinblick darauf sein, was du nach deiner ursprünglichen Performance hinzufügst. Ein simples und effektives Arrangement kann sich schnell in kompliziertes Chaos verwandeln, wenn man zu viele Noten einzeichnet. Du solltest daher, falls möglich, sparsam mit dem Einzeichnen umgehen.

Immer schön Mono

Deine Bassline sollte hervorstechen. Wenn du deine Sequenzen mit einem polyphonen Synthesizer (einem Synthesizer mit mehreren Stimmen) erstellst, kann das dazu führen, dass Noten sich vermischen und der Mix so schnell matschig klingt.

Ein Mono-Synthesizer (einstimmig) spielt immer nur eine Note auf einmal – die vorherige Note wird abgeschnitten, wenn die nächste anfängt. Dadurch entstehen deutliche, scharfe Sequenzen, die sich besonders gut für Basslines eignen.

So wechselst du zum einstimmigen Modus in Operator von Ableton – du musst einfach nur auf den Voices-Tab klicken und dann 1 auswählen:

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Der Feinschliff: Deinen Sound formen & Effekte hinzufügen

Kompression & EQ

Wenn du mit deiner Sequenz zufrieden bist, solltest du Kompression und EQ einsetzen, um deinen Sound zusätzlich zu formen ihm den Feinschliff zu verpassen.

Kompression – sparsam eingesetzt – verringert den Dynamikbereich zwischen den lautesten und den leisesten Elementen deines Audiomaterials. Wenn du Kompression korrekt einsetzt, fügt das deinen Basslines Druck und Präsenz hinzu.

Auch EQ ist effektives Werkzeug, wenn du an deinem Beat und Bass bastelst. Ein simples EQ Three Rack in deiner DAW ermöglicht es dir, deinen Sound zu bearbeiten und ein paar der Masking-Probleme zu beheben, von denen ich zuvor gesprochen habe.

Nutze deinen EQ, um die Frequenzen deiner Bassline zu gestalten, die sich eventuell mit anderen Teilen deines Tracks in die Quere kommen.

Audio-Effekte

Das Hinzufügen von Audio-Effekten zu deinem Synthesizer oder deiner Bassline sollte stets der letzte Feinschliff sein. Effekte sind in ihren Möglichkeiten beschränkt, daher ist es extrem wichtig, vor dem Hinzufügen von Effekten bereits einen soliden Sound zu haben. Nutze Effekte nur, um deinen Sound zu erweitern, nicht um ihn komplett zu verändern.

Manche Effekte sind besser für Basslines geeignet als andere. Zum Beispiel: Chorus eignet sich prima dazu, deine Bassline im Mix zu verdichten und fetter zu machen. Mehr zum Thema Effekte und wie du sie einsetzt, erfährst du in unserer Anleitung für Audio-Effekte.

Übung macht den Meister

Basslines brauchen ihre Zeit. Synthesizer und Basslines sind knifflig, selbst erfahrene ProduzentInnen können damit ihre Schwierigkeiten haben.

Wenn du gerade erst am Anfang stehst, können dir diese Tipps für das Komponieren von Basslines dabei helfen, in Schwung zu kommen und Selbstbewusstsein als ProduzentIn zu entwickeln.

So verfügst du das nächste Mal, wenn du schnell eine Bassline brauchst, über die richtigen Werkzeuge – und der Rest deines Tracks wird sich wie von selbst ergeben.

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Annika Wegerle

Annika liebt verquere Geschichten und schillernde Figuren. Sie schreibt über Musik und alles, was sie sonst in die Finger bekommt.

@Annika Wegerle

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